OHNE VERTRIEB GEHT EINFACH NICHTS!

Interim_Management_Blog_Foto_Juergen_Becker_Westerland_Sylt_2017Es gelingt doch immer wieder mal, mich zu verblüffen!

 

Das gelingt Kunden, die meinen, sie können von einem Interim Manager alles, schnell und obendrein billig bekommen.

 

Das gelingt Interim Managern, die meinen, es sei ein hoch-innovatives Geschäftsmodell, auf Vermittlungs-Provisionen zu verzichten und obendrein auf alle anderen Erlösquellen auch – denn im Internet sei ja ohnehin immer alles kostenlos.

 

Und das gelingt neuerdings Interim Managern, die meinen, Vertrieb sei ein Saison-Geschäft. Anders formuliert: Ein Interim Manager fängt immer dann an, aktiv zu werden im Vertrieb, wenn sein Projekt ausgelaufen ist. Denn er braucht ja flugs ein neues…

 

Merke: Während des Projektes braucht der Interim Manager ja keinen Vertrieb zu machen, denn er hat ja einen Job und kann deshalb kein neues Mandat annehmen. Und, obendrein hat er keinerlei Zeit für den Vertrieb in eigener Sache, weil ihn das Mandat über alle Maßen in Anspruch nimmt.

 

Ich schreibe von Interim Managern, nicht von Interim Managerinnen, denn – bemerkenswerter Weise – habe ich diese Argumentation bisher nur von Männern gehört. Möglicherweise, weil es erheblich mehr Interim Manager als Managerinnen gibt.

 

Ein Unternehmen, das die eigene Vertriebsarbeit an der aktuellen Auslastung in der Produktion oder gar an der Frage, „Haben wir grad Zeit für Vertrieb oder nicht?“, ausrichteten würde, hätte sicher keine allzu rosigen Perspektiven.

 

Heerscharen von Interim Managern würden ein solches Unternehmen mit Recht darauf hinweisen, dass Vertriebsarbeit ein systematischer, langfristiger, ein Knochen-Job ist, dass obendrein die Erfolgs-Quoten rückläufig sind – und dass, ach ja!, der Vertriebsprozess sich in den vergangenen (sagen wir) zehn Jahren spürbar verlängert hat.

 

Also, dass zwischen Aussaat und Ernte durchaus schon einmal nicht nur eine Jahreszeit ins Land gehen kann.

Auch im Interim Management scheitert der Vertrieb als Lückenfüller

 

Andere Interim Manager jedoch, deren Aufgabe es dennoch in aller Regel ist, Unternehmen besser zu machen, glauben allen Ernstes, mit dieser Strategie des „Vertriebs als Lückenfüller“ erfolgreich sein zu können. Das ist schon ein tapferer Ansatz!

 

Er wird scheitern!

 

Er wird vor allem dann scheitern, wenn andere Interim Manager professionell vorgehen und die gesamte Klaviatur des Vertriebs nutzen – und womöglich noch durch Marketing-Maßnahmen in eigener Sache unterstützen.

 

Stellen Sie sich mal vor, ein Interim Manager nutzt (neben dem landläufigen XING, LinkedIn und der eigenen Website) zum Beispiel das hier:

 

Einen eigenen Twitter-Account

Einen eigenen YouTube-Kanal

Ein eigenes Blog

Und, natürlich, UNITEDINTERIM als seinen digitalen Vertriebskanal

 

Ein solcher Interim Manager wird sich über die Zeit als eine eigene Marke aufbauen – und dann muss nicht mehr er seine Kunden finden: Die Kunden werden ihn finden!

 

Und, wenn Sie das zu Ende denken, dann brauchen Sie sogar keinen Provider mehr….

 

Dass er seine „Key Accounts“ zusätzlich direkt bedient und zum Beispiel die Links auf seinen neuen Blogbeitrag oder das neue Video sendet, versteht sich von selbst – ist aber sehr viel leichter, als das Rad immer wieder neu zuerfinden: Wir sprechen hier von „Syndication of Content“ – oder schlicht von Wiederverwertung. Das machen die großen Verlage schon seit langem so.

 

„Um Gottes Willen!“, sagen Sie, „Das ist alles viel zu aufwendig für einen Interim Manager!“?

 

Ich habe ja nicht gesagt, dass Vertrieb einfach geht. Aber:

 

Ohne Vertrieb geht einfach nichts!

 

INTERIM MANAGEMENT ZWISCHEN IRAN UND GEFASEL

Fotograf_J_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Interim_Management_zwischen_Iran_und_Gefasel„Muss ich da jetzt was machen, Herr Becker? Im Iran?“ Diese Frage stellte mir in dieser Woche tatsächlich ein Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens. Er hatte gerade gelesen, dass Daimler in den Iran einsteigen wird – immerhin ein Flaggschiff der deutschen Industrie.

 

„Ich kann Ihnen das aus dem Stegreif nicht beantworten, Herr X, aber ich empfehle Ihnen, zumindest einmal intensiv darüber nachzudenken!“

 

„Aber ich habe doch die Leute gar nicht, Herr Becker!“

 

Dann sollten wir vielleicht einmal gemeinsam darüber nachdenken, Herr X!“

 

In meiner Welt sind solche Telefonate Geschenke, Initialzündungen – und ich hätte diesen Geschäftsführer umarmen mögen! Denn, was ihn bewegt, wird auch viele andere Unternehmen bewegen. Und sie werden ähnliche Fragen haben. Sicher – und das ist nicht weiter verwunderlich: Ich habe nicht auf alles eine Antwort! Aber auf die Frage „Wo nehme ich die Leute her?“ habe ich sicher eine Antwort.

Neue Landing-Page: Iran

 

In meiner Welt schlägt sich so etwas unmittelbar im Internet nieder – und inzwischen auch in den Sozialen Medien. Und so war es nur folgerichtig, dass ich zunächst einmal eine „Landing-Page“ zum Thema IRAN, eine nur diesem Thema gewidmete Seite, für MANATNET geschrieben habe. Und diese Seite dann über XING, Twitter und Facebook geteilt habe – was dazu führte, dass die Iran-Seite in den folgenden zwei Tagen (!) 745mal aufgerufen wurde.

 

Ich habe keine Ahnung, wie sich die deutsche Wirtschaft in Sachen Iran verhalten wird. Aber ich denke schon, dass ein guter Teil der deutschen Unternehmen Daimler folgen und in diesen Markt einsteigen wird. Und ich bin überzeugt, dass wir ihnen dabei ein wenig helfen können.

 

Unmittelbar danach folgte mein Geburtstag!

Geburtstagswünsche in der Digitalen Zeit

 

Gut 200 Glückwünsche über Xing oder Facebook sowie E-Mail. Plus Telefonate und ein paar Freunde zu Besuch.

 

„Ja, ja, das ist heute so: Du vergisst keinen Geburtstag mehr, weil Dich die Systeme daran erinnern! Dadurch bekommst Du vielmehr Glückwünsche als vorher! Das kannst Du gar nicht mehr beantworten – sonst kommst Du zu nichts mehr!“, lautete die Analyse eines Gesprächspartners vor geraumer Zeit.

 

Er hat in allem Recht! Und dennoch beantworte ich jeden Glückwunsch. Ausnahmslos jeden!

 

„Ja, haben Sie nichts anderes zu tun, Herr Becker?“

 

Nein, habe ich nicht! Denn auch das Geschäft eines Interim-Providers mit einem Internet-zentrierten Geschäftsmodell ist irgendwann einmal „People´s Business“!

 

Jeder, der mir Glückwünsche sendet, trifft diese Entscheidung bewusst – setzt sich hin und schreibt einen kurzen Glpckwunsch! Und andere treffen ein andere Entscheidung – nämlich nicht zu schreiben. Ich denke, es gebietet der Respekt meinem Gratulanten gegenüber, dass ich mich bedanke. Im Zweifel kurz, natürlich. Aber ich halte es für ein Unding, nicht zu reagieren!

 

Und dann beschenken mich zwei Interim Manager gar reich:

 

„Sehr geehrter Herr Becker,

 

zu Ihrem heutigen Geburtstag wünsche ich Ihnen alles Gute – … Sie sind für mich das einzige Vorbild in dem Providerumfeld, bei Ihnen ist noch ein Wort wirklich ein Wort, selbst wenn wir nicht immer einer Meinung sind, dafür haben Sie meine volle Hochachtung.“

 

Und:

 

Hallo Herr Becker,

 

zu Ihrem Geburtstag gratuliere ich Ihnen ganz herzlich und wünsche Ihnen alles Gute! Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie auch zu Ihrer Kolumne über Interim Management beglückwünschen, die ich stets verfolge und schätze, da Sie sich nicht in den weichgespülten Reigen der sonst üblichen Publikationen einreihen. Ihnen eine schöne Feier und weiterhin viel Erfolg!

 

Und schliesslich:

 

„Happy birthday, lieber Herr Becker!!!

 

Ich wünsche Ihnen alles Gute, Gesundheit und Erfolg…………….. und äußern Sie bitte weiterhin frei Ihre Meinung als „Minister der Finsternis“. Wir brauchen Menschen wie Sie, die das „Mainstream Gefasel“ sachlich und kompetent hinterfragen!“

 

Was für ein Geburtstagsständchen! So lasse ich mir eine Woche in meiner Welt gefallen:

 

Interim Management zwischen Iran und Gefasel!

 

INTERIM MANAGER: FÜR DIE EINE ODER ANDERE MILLIARDE SIND SIE SICHER GUT!

Quelle_www.piqs.de_Fotograf_winkel_Titel_1_EUROUnd ewig grüßt das Murmeltier: „31 Milliarden Euro Umsatz verloren“ überschrieb die FAZ gestern einen ganzseitigen Artikel. Allerdings nur im Mittelstand – dafür jährlich. Das jedenfalls schätzt die Beratungsgesellschaft Ernst & Young.

 

Jährlich einunddreißig Milliarden Euro gehen dem Mittelstand verloren – und das nur aufgrund fehlender Mitarbeiter.

 

Natürlich geht die FAZ darauf ein, wie diese Lücke mittel- bis langfristig geschlossen werden kann: Von Messe- bis Ausbildungsoffensiven über Handgeld bis hin zu einer möglichen neuen Qualitätsstufe zwischen Geselle und Meister.

 

Alles richtig. Keine Frage!

 

Aber was tun die Unternehmen, um das akute Problem zu beheben? Bemerkenswert wenig! Und so konnte ich mich bereits 2011 mit exakt dem gleichen Thema an exakt der gleichen Stelle beschäftigen: DEM MITTELSTAND ENTGEHEN 30 MRD. EURO.

 

Und zuvor im Jahr 2007: FACHKRÄFTEMANGEL KOSTET MILLIARDEN.

 

Sieben Jahre später – und nichts hat sich verändert! Wenn ich davon absehe, dass eine weitere Milliarde in den vergangenen Jahren hinzugekommen ist.

 

Im gleichen Zeitraum teilt mir ein erschreckend hoher Anteil im größeren deutschen Mittelstand im Rahmen unserer Kaltakquisition mit: „Interim Management? Machen wir nicht. Das Alltagsgeschäft läuft dann auf Sparflamme!“. Oder: „INTERIM MANAGEMENT? GOTTLOB SIND WIR OHNE KLARGEKOMMEN!“

 

Und sogar ein weltbekanntes Unternehmen aus Deutschlands Top 100 sendet mir auf mein Gesprächsangebot die Mail: „Wir – bei der XYZ GmbH – bedienen uns nicht des Tools des Interim Managements und sehen aktuell daher auch leider keinen Ansatz für einen Austausch.“

 

Offen gestanden kann ich das in nicht mehr nachvollziehen! Ich würde stattdessen erwarten, dass hier die Telefon- oder die Glasfaserverbindungen heißlaufen…

 

Ich wiederhole mich absichtlich: Sicher können Interim Manager diese Lücke nicht schließen. Aber Achtung!

 

Interim Manager: Für die eine oder andere Milliarde sind sie sicher gut!

 

INTERIM MANAGEMENT: SABBATICALS ERSTMALS VOR VAKANZEN

 

Quelle: www.piqs.de © Fotograf: fotodruide – Titel: have a break

Was wären wir ohne Studien? Im Interim Management und darüber hinaus.

 

An einer neuen Studie zur Generation Y, also den nach 1980 Geborenen, bleibe ich hängen. Erstellt von PWC. Ein Name, dem ich noch vertraue.

 

Dort lese ich (Zitat aus der FAZ vom 7. Juni):

 

„…, dass ihnen der demografische Wandel und der zunehmende Führungskräftemangel auf dem Arbeitsmarkt Macht verleihen. Entsprechend fordernd treten sie Arbeitgebern gegenüber auf, setzen dabei andere Schwerpunkte als einst ihre Eltern. Statt nach Titeln und Dienstwagen fragen die Vertreter dieser Generation im Vorstellungsgespräch nach dem Zeitpunkt des ersten Sabbaticals.“

 

„Na, geht´s noch!?“, reagiert reflexartig eine Ecke meines Hirns. „Ruhig, Brauner!“, echot eine andere.

 

Es ist eine Binsenweisheit, dass die junge Generation vieles anders machen möchte, als die beiden vorangehenden Generationen – die sie typischerweise beide miterlebt oder miterlebt hat. Sie, die junge Generation, schafft, einem Pendel gleich, Gegenkräfte gegen all die Dinge, die sie als „nicht positiv“ – um das vorsichtig zu formulieren – empfunden hat oder immer noch empfindet. Die demografische Entwicklung mag das deshalb verstärken, jedoch ist sie sicher nicht der Auslöser.

 

Und so dürfen wir uns nicht wundern, wenn das uns vertraute Dasein unter gleichgesinnten Workaholics nicht länger „in“ ist.

 

Dennoch empfinde ich die Frage nach dem Sabbatical schon als krass –  letztlich eine modernsprachliche Verschwurbelung für die Frage: „Sagen Sie mal, bevor ich hier überhaupt anfange: Wann kann ich ein paar Monate aussetzen?“

 

Zusätzlich zum Urlaub, versteht sich!

 

Mit einem stillen Grinsen stelle ich mir die Reaktion von Karl Heinz Achinger, damals Chef vom debis Systemhaus, auf ein solches Ansinnen während meines Bewerbungsgespräches vor. Wahrscheinlich hätte er sich in seinem Sessel zurückgelehnt und ein unergründliches Lächeln aufgesetzt …

 

Dennoch, auch das ist mir klar, stehen wir wohl alle vor diesem Phänomen der Generation Y. Und da wir die Generation Y nicht werden ändern können, werden wir uns auf sie einstellen müssen.

 

Und je länger ich darüber nachdenke, umso mehr möchte ich alle Ypsilons umarmen und ihnen zurufen: „Ja, Kinder, recht so!“

 

Nicht, dass ich glaube, dass Deutschland im Wettbewerb mit anderen Ländern dadurch gestärkt würde.

 

Aber unser Interim-Geschäft!

 

Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich mit meinem Freund Thorsten Becker die AIMP-Providerstudie 2023 präsentieren. Auch Thorsten inzwischen ergraut – ich am High-Tech-Rollator. Auf Burg Schwarzenstein.

 

Der Titel zur Präsentation der fabulous Becker-Daddies lautet:

 

Interim Management: Sabbaticals erstmals vor Vakanzen!

 

 

YOU ALWAYS HAVE TO BE THREE MONTHS AHEAD OF YOUR ADVISORY BOARD

Das Interim Management-Geschäft hat viele Besonderheiten: Eine davon ist ein tiefes Verständnis der Situationen, Aufgabenstellungen und Probleme im jeweiligen Unternehmen. Ein Verständnis, von dem ich in längst vergangenen Banker-Zeiten nur träumen konnte.

 

Dabei fällt auf, dass die meisten Unternehmen in der Jetzt-Zeit leben. Kaum ein Gespräch hat eine Komponente, die die Zukunft des Unternehmens betrifft: „Wir wollen in drei Monaten das und das erreicht haben – und in zwölf Monaten muss jenes stehen.“

 

Nun mögen meine Leser einwenden, das sei halt der Kern des Interim Managements: Akute Probleme lösen und löschen, wo auch immer der Kittel brennt, selbst, wenn er lichterloh in Flammen steht.

 

Richtig!

 

Dennoch stelle ich mir die Frage: Was ist denn dann? Letztlich ist das Unternehmen dann nur ein Problem los im extremen Fall ist der Brand ist gelöscht – das Löschwasser zischt noch, die Rauchschwaden verziehen sich.

 

Aber reicht das allein?

 

Sicher nicht! Das reicht nur bis zum nächsten Problem. Bis zum nächsten Brand.

 

Und so warte ich unverdrossen auf Aussagen wie:

 

„Am Ende des Jahres wollen wir die Reaktionsgeschwindigkeit unseres Unternehmens von x Tagen auf 24 Stunden verbessert haben – und dafür denken wir an folgendes …“

 

Oder:

 

„Unsere Quote der Angebote zu abgeschlossenen Verträgen ist mit x % miserabel. Wir müssen bis zum Ende des nächsten Geschäftsjahres diese Quote auf y % verbessert haben, denn die Pre-Sales-Expenses fressen uns auf.“

 

Oder:

 

„Die Durchlaufzeit zwischen Auftrag und Cash-Inflow ist viel zu lang, weil unsere Kunden systematisch nach Gründen suchen und sie im Zweifel sogar konstruieren, um die Zahlung hinauszuzögern. Wir müssen das im kommenden halben Jahr um den Faktor x verbessern, aber unser Vertrieb hat Angst, die Kunden zu verärgern.“

 

Oder gar:

 

„Die Mitarbeiter haben Angst, Fehler zu machen – und machen deshalb lieber erst einmal gar nichts. Wir haben keinen Schimmer, wie wir das langfristig ändern sollen.“

 

Charakteristisch für diese Fragestellungen ist der konsequente Blick nach vorn: Wo soll mein Unternehmen in den nächsten Monaten stehen?

 

Dieser zukunftsorientierte Ansatz (ich vermeide bewusst das Adjektiv „strategisch“) ist ein Kernelement unternehmerischen Denkens: Das wiederum ist modern, das ist „Mainstream“ und das darf heute deshalb in keiner Stellenanzeige fehlen.

 

Ich habe jedoch den Eindruck, dass in vielen deutschen Unternehmen tatsächlich dieses Denken unterentwickelt ist und dass stattdessen die Führungskräfte im Tagesgeschäft gefangen sind. Dafür mag es viele Gründe geben: Von einer alles regulierenden Prozess-Welt bis zur Erkenntnis, dass unternehmerisches Denken und eine Tätigkeit in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis sich eben kaum vertragen.

 

Vielleicht fehlt vielen Führungskräften aber auch nur ein Anschiss, wie ich ihn vor vielen Jahren als CEO bei Europe Online von einem der Schlüssel-Investoren erhalten habe – und der mich nachhaltig geprägt hat.

 

Ein Einzeiler-Anschiss:

 

You always have to be three month ahead of your Advisory Board!

 

THERE´S NO MORE TIME FOR ANY BULLSHITTING!

Es ist auffällig: Derzeit haben die Anfragen von mittelständischen Unternehmen nach Interim Managern zwar unterschiedliche Überschriften: Vom Interim Manager für das strategische Personalgeschäft über den Interim Manager für die Restrukturierung des Service-Geschäftes bis zum CRO, dem Interim Manager für die – in diesem Fall – technische Neuausrichtung der gesamten Produktion.

 

Im Briefing-Gespräch stellt sich jedoch heraus, dass die den Anfragen zugrundeliegenden Schwächen in den Unternehmen erstaunlich ähnlich sind.

 

Zweite Führungsebene nicht gut genug: Flache Strukturen kennzeichnen seit Jahren den deutschen Mittelstand und stellen einen seiner vielen Vorteile dar. Wenn aber eine Führungskraft meint, zehn Geschäftsbereiche mit rund 75 Mitarbeitern direkt führen zu können, dann ist das sicher zu viel des Guten. Unschöner Nebeneffekt: Potenzialträger haben so keinen Raum zum „Nachwachsen“. Daraus resultiert auch:

 

Zu wenig Eigenverantwortung: Wenn bisher kaum Verantwortung an die Mitarbeiter abgegeben wurde, dann kann es letztlich nicht verwundern, dass die Mitarbeiter nicht gewohnt sind, selbst Verantwortung zu übernehmen. Wenn dann der Wind dreht und eigenverantwortliches Handeln eingefordert wird, dann taumeln die Mitarbeiter zwischen Überforderung und Angst. Angst ist jedoch bekanntlich ein schlechter Ratgeber und führt zu einigen sehr menschlichen Reaktionen:

 

Schuldzuweisungen: Nicht nur im deutschen Mittelstand laufen Dinge schief, werden Fehler gemacht. Es gehört zum modernen Management-Wissen, dass Mitarbeiter Freiräume für Fehler brauchen – und sich nicht vor Sanktionen davonducken müssen. Daraus ist nicht abzuleiten, dass Fehler nunmehr gefeiert werden sollten. Stattdessen geht es um die simplen Fragen: Was ist schiefgelaufen, warum und wie können wir das künftig vermeiden? Die Strategie der Mitarbeiter, die „Schuld“ stets anderen zuzuweisen und gleichzeitig zu betonen, man selbst habe keine Möglichkeit, das zu ändern, wird jedoch nicht länger zu tolerieren sein.

 

Zu langsam: Ich gebe gern zu, dass mich diese Aussage immer wieder erstaunt – gilt doch der deutsche Mittelstand als flexibler und damit im Vorteil gegenüber den schweren Strukturen der Großunternehmen. Jedoch ist es offenbar heute so, dass in einigen mittelständischen Unternehmen vieles einfach zu lange dauert.

 

Zu wenige Prozesse: Ich habe den Eindruck, Prozesse scheuen die Mitarbeiter in vielen Unternehmen des deutschen Mittelstandes wie der Teufel das Weihwasser. Warum ist das so? Ich bin kein orthodoxer Prozess-Papst, denn ich weiß, dass übertriebene Prozessorientierung die eigenen Mitarbeiter auch entmündigen kann („Tut mir leid. Unser Prozess gibt das so vor. Kann ich leider auch nicht ändern!“). Dennoch bin ich ein Freund der Prozessorientierung, denn Prozesse schaffen Transparenz. Und jeder, der ein Unternehmen professionell führt, weiß, dass Transparenz das A und O ist, wenn es zu entscheiden gilt. Ich kann also schon verstehen, dass sich Mitarbeiter ein wenig davor fürchten, dass auf einmal vollständig sichtbar wird, was sie tun und wie sie es tun. Dennoch wird kein erfolgreicher Weg daran vorbeiführen.

 

Aus der Distanz und als Ganzes betrachtet ist das schon recht erstaunlich, denn all diese Unternehmen sind seit Jahrzehnten erfolgreich tätig und genießen durchweg einen guten Ruf im Markt.

 

Im Briefing-Gespräch kommt zudem überdeutlich heraus, weshalb jetzt Interim Manager benötigt werden:

 

„Wir haben die Leute nicht an Bord, die das können – und ich möchte, dass die Dinge endlich einmal vorankommen, ohne dass ich mich selbst stets um alles kümmern muss!“

 

Oder, wie es erst kürzlich eine von mir sehr geschätzte Geschäftsführerin formulierte: „Wissen Sie, Herr Becker, ich trau´ mich das gar nicht auszusprechen – aber Fakt ist: Wir haben in den vergangenen Jahren eindeutig gegenüber unserem Wettbewerb verloren!“

 

Wenn ich diese Gespräche nacharbeite, dann haben diese Unternehmen meinen Respekt für ihr neues Credo:

 

There´s no more time for any bullshitting!

INTERIM MANAGEMENT GEGEN DAS DEHYDRIEREN

Interim Management im Maschinen- und Anlagenbau: So heißt eine Studie, die das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO vor ein paar Tagen in Kooperation mit Atreus veröffentlicht hat.

 

Diese Studie hat aus meiner Sicht ein paar bemerkenswerte Ergebnisse:

 

Auf die Frage: „Falls Sie schon einmal einen Interim Manager eingesetzt haben, oder
vorhaben einen Interim Manager einzusetzen, welche Rekrutierungsstrategie
setzten Sie dabei ein?“ antworten:

 

63,5 %: Rekrutierung aus persönlichem Netzwerk
39,5 %: Interim Manager Dienstleister ansprechen

 

Das Fraunhofer-Institut erläutert: „Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau ist noch immer eine Branche, die stark von persönlichen Beziehungen und Kontakten lebt. Man kennt sich und man redet miteinander, oft sogar mit dem direkten Wettbewerber. Insofern wundert es nicht, dass persönliche Beziehungen und Empfehlungen von Dritten bei der Rekrutierung von Interim Managern bevorzugt werden.“ (Zitat Ende)

 

Das ist umso bemerkenswerter, als die AIMP-Providerumfragen dennoch den Maschinen- und Anlagenbau traditionell als eine der „Königsbranchen“ aus Providersicht ansieht (Die aktuelle AIMP-Providerumfrage wird im Rahmen des AIMP-Jahresforums vorgestellt und danach veröffentlicht.)

 

Noch mehr beschäftigt mich allerdings ein anderes Ergebnis:

 

Auf die Frage: „Welche Möglichkeiten nutzen Sie, um zusätzliche Themen/Aufgaben in ihrem Unternehmen bearbeitet zu bekommen?“ antworten:

 

87 %: Mehrarbeit der vorhandenen Manager
54 %: Beauftragung von eigenen Mitarbeitern

 

Da frage ich mich: Wie geht das eigentlich – in „lean“ (also schlank) aufgestellten Unternehmen?

 

Wieder hat das Fraunhofer-Institut eine gute Antwort:

 

„Auch Untersuchungen in anderen Branchen (etwa der IT-Industrie) zeigen, dass Unternehmen versuchen, den Fach- und Führungskräfte-Mangel über Mehrarbeit des bestehenden Personals abzufedern. Es deutet jedoch vieles darauf hin, dass Führungskräfte an einer Leistungsgrenze stehen, bei der mehr Aufgaben zu einer schlechteren Management-Performance führen. Dabei ist zu bedenken, dass dies von Mitarbeitern nicht als Überlastung, sondern als Überforderung und Führungsschwäche interpretiert wird.“ (Zitat Ende)

 

Und das deckt sich recht genau mit meinen eigenen Erfahrungen: Mitarbeiter aus der zweiten Linie stöhnen und ächzen unter immer mehr Belastung. Und ich habe den Eindruck, dass sie anfangen, sich zu wehren.

 

Und so fallen dann in Gesprächen mit mir Sätze wie:

 

„Ich kann diese Aufgabe einfach nicht auch noch übernehmen: Das geht schlichtweg nicht!“

 

Oder:

 

„Das ist noch einmal ein Fulltime-Job on top. Wenn ich diese Aufgabe übernehme, kann ich mich nicht mehr um die Produktion kümmern. Und das kann ich nicht verantworten!

 

Vielleicht entsteht da eine neue Aufgabe in unserem Markt:

 

Interim Management gegen das Dehydrieren