Was sagt der Minister der Finsternis zur Flüchtlingskrise? Ich werde den Teufel tun und mich an dieser Stelle dazu äußern! Nur so viel: Die Interim Manager von MANATNET sind meine Zeugen, dass ich im Newsletter vom 1. dieses Monats geschrieben habe:
„Niemand spricht mehr über Griechenland. Stattdessen beherrschen China (überraschenderweise verläuft auch dort die Wirtschaft nicht auf einem linearen Wachstumspfad) und Flüchtlinge die Medien. Aus meiner persönlichen Sicht als Ex-Banker ist es beschämend, wie leicht sich dieses Land getan hat, unfassbare Gelder notleidenden Banken zur Verfügung zu stellen – und wie schwer sich dasselbe Land nun tut, notleidenden Menschen nachhaltig zu helfen. Ich würde den Hut ziehen, stünde mal jemand auf und sagte:
`Leute, lasst uns nicht vergessen: Dieses Land hat vor nicht einmal hundert Jahren massive Hilfe von anderen bekommen, weil es uns schlecht ging. Ich nenne nur beispielhaft die Luftbrücke und den Marshallplan. Heute geht es uns gut – und wir gehören zu den reichsten Ländern auf diesem Planeten. Und wir schwimmen zurzeit in Steuergeldern. Erst kürzlich wurde wieder ein Überschuss von 5 Mrd. Euro gegenüber der Schätzung verkündet. Ich schlage hiermit vor: Wir verschenken dieses Geld an die Flüchtlinge – und zwar folgendermaßen… !´“
Offenbar liest Herr Schäuble meinen Newsletter….
Und dann kam Volkswagen. „Dieselgate“ wie flugs der Hashtag bei Twitter lautete. Und wieder kam die Frage: Was sagt der Minister der Finsternis dazu?
Auf diese Frage jedoch kann ich in meinem Blog eingehen:
Der Minister der Finsternis ist zutiefst verstört!
Wir hatten den Korruptionsskandal bei Siemens, wir hatten den Kasinobetrieb in den Banken (und haben ihn zum großen Teil noch immer), wir hatten den Image-seitigen Untergang der Deutschen Bank (manchmal denke ich, die beschäftigen inzwischen mehr Anwälte als Kundenbetreuer) – und nun haben wir Dieselgate.
Und kosten das Desaster aus, suhlen uns darin – und ein Brennpunkt jagt den nächsten.
Es steht mir nicht an, Herrn Winterkorn zu kritisieren: Ich kenne ihn ja gar nicht! Zudem denke ich, ihm gebührt Respekt für seinen Rücktritt! Aber ich kann durchaus als kritischer Mensch auf dieses Desaster schauen und es für mich ganz persönlich einordnen:
Anders als andere Meinungen, die in der Presse und im Internet kursieren, neige ich durchaus dazu, Herrn Winterkorn zu glauben, dass er nichts von den Manipulationen gewusst hat. Jeder, der einige Jahre in Konzernen gearbeitet hat, weiß, dass Vorstände nicht viel tunn [sie lassen tun und entscheiden] und nicht viel wissen [Ich schließe nicht aus, dass es Ausnahmen gibt – nur: ich kenne keine!].
Warum ist das so? Das ist deshalb so, weil in solchen Strukturen beinharte Machtspiele ablaufen, ungeniert Macht ausgeübt wird [„Ober sticht unter“] und weil im Ergebnis Angst vor den „Mächtigen“ vorherrscht. Und der jeweils hierarchisch Höherstehende ist dann der „Mächtige“. Angst wiederum führt – das ist ein Urinstinkt des Menschen – zu Schutzmechanismen auf Seiten der Ängstlichen. Hierzu gehört vor allem, Informationen zu filtern, zu schönen oder gar zurückzuhalten. Dass das so ist, geben sogar Vorstände offen zu – tun aber nichts dagegen! Letztlich führt das dann dazu, was ein DAX-Vorstand mir vor vielen Jahren skizzierte: „Wenn meine Ebene komplett ausfällt, werden Sie das kaum merken. Wenn die Ebene unter mir komplett ausfällt, wird das die Existenz des Unternehmens gefährden!“
Dennoch denke ich, dass das das kleinere Problem ist. Das wirkliche Problem ist – und ich hätte vor Jahren nicht für möglich gehalten, dass ich das mal sagen würde:
Unser Wirtschaftssystem ist ernsthaft krank!
Werfen Sie mal in eine Runde, die von Anzugträgern dominiert ist, die Frage: „Wer sagt eigentlich, dass Wachstum als überragendes Ziel heute noch sinnvoll ist?“ Sie werden dann in einem Sperrfeuer an Argumenten untergehen, abgefeuert von den Tempel-Rittern vom heiligen Gral des Wachstums.
Niemand fragt: Ist das richtig, wenn Unternehmen in einem Quartal Milliarden an Gewinnen einfahren?
Niemand fragt: Ist das wirklich eine tolle Leistung oder müsste man solche Unternehmen heutzutage nicht eher als unanständig ansehen?
Niemand fragt: Sind da die Produkte oder Dienstleistungen nicht völlig überteuert? Richtig, ich weiß: Wenn´s der Markt hergibt! Und niemand wird gezwungen, das zu kaufen! Aber das beantwortet ja die Frage nicht!
Niemand fragt schließlich: Kann es sein, dass irgendwer hier vollkommen abgezockt wird?
Oh, Becker, bist Du naiv!
Egal! Im Wettbewerb, für den unser Wirtschaftssystem nun einmal steht, versuchen die Unternehmen stets, besser zu sein als andere – auch das wird nicht mehr hinterfragt! Von der Unternehmensspitze aus getrieben… [Nicht nur der Boni wegen, durchaus auch aus Gründen der Anerkennung.]
Dieses in Stein gemeißelte Streben, stets besser zu sein als andere. Vor allem: Größer – und dann profitabler! Und das mit allen Mitteln. Und wenn es dann immer schwerer wird, weil wir vielleicht doch hin und wieder an Grenzen stoßen:
Dann hilft im Sport das Doping – und in der Wirtschaft hilft dann nur noch täuschen, tricksen, tarnen!
Das Schweigen der Opferlämmer
Das ist für mich ein schier unerträglicher Zustand, denn wenn das der Weg zum Erfolg ist, dann müssen Sie da mitmachen. Anderenfalls werden Sie nicht mehr erfolgreich sein können. Welch´ eine Perspektive!
Und ich frage mich, wer eigentlich den Schaden, der bei VW entstanden ist, tragen wird. Ein Schelm, der meint, das sei Martin Winterkorn! Selbst wenn er derart honorig wäre, sämtliche sich nun als überzogen eingestrichene Boni zurückzahlte, wäre nur ein Korn dieses Schadens abgedeckt. Immerhin hat Volkswagen (Stand Dienstag) sage und schreibe 25 Mrd. Euro an Wert verloren!
Wer trägt diesen Verlust? Den Verlust tragen die Porsche-Holding und das Emirat Qatar – zu knapp einem Drittel jedoch zahllose (Volks-) Aktionäre, deren Depotwert um fast 40 Prozent (!) geschrumpft ist, sowie das Land Niedersachsen: Also auch wieder der Steuerzahler…
Ein neuerlicher, wenn auch indirekter Griff in unsere Taschen. Ich erwarte zudem, dass aufgrund des Imageschadens Volkswagen in den kommenden Jahren weniger Autos verkaufen wird (Wettbewerb!), was unsere Gilde der Top-Manager traditionell mit „Mitarbeiter raus!“ beantwortet.
Und wir lassen es zu, wie die Opferlämmer….
Und nun auch noch BMW!? Natürlich ist da nichts dran …
Und wie Mr. DAX, Dirk Müller, zeigt, kann man das obendrein auch noch völlig anders sehen kann: Ein gewohntes Bild in unserer Welt!
Aber mal ehrlich:
Sind wir noch ganz gescheit?