Freitag 27. Januar 2012

WIR BRAUCHEN HALT KEINE INTERIM MANAGER

Manchmal geht mir Twitter auf die Nerven. Manchmal jedoch liefert Twitter Informationen, die sonst an mir vorbei gelaufen wären: Genau deshalb nutze ich Twitter.

 

So geschehen gestern: „Re-tweeted“ von „fuehrungsexperte“ – im Original von „handwerk.com“ – lautete der Tweet: „Haben Sie schon mal nachgerechnet, was es kostet, wenn Sie Mitarbeiter fehlbesetzen? Hier ist eine interessante… http://fb.me/1DhlIbX2e2

 

[Okay, ich weiß: Richtig gewesen wäre „…, was es kostet, wenn Sie Positionen fehlbesetzen?“, aber damit können wir umgehen, nicht wahr?]

 

Wenn ich dem Link folge, dann lande ich bei „die karriere bibel“ von Jochen Mai, Christian Müller und Christian Schroff. Nach eigenen Angaben „inzwischen das erfolgreichste und relevanteste Job- und Karriereblog im deutschsprachigen Raum“.

 

Keine Klitsche, also.

 

Kosten durch Fehlbesetzung: Der Blog-Eintrag bei der „karriere bibel“ verarbeitet im Wesentlichen Info-Grafiken von „mindflash“. Und „mindflash“ wiederum ist ein Anbieter von Online-Training (Ja, Bloggen ist nicht so ohne…!).

 

Die Grafik enthält ein paar prägnante Aussagen. So schätzen etwa 25 Prozent der (ich vermute: In den USA befragten*) Unternehmen zum Beispiel, dass eine Fehlbesetzung mindestens 50.000 US-Dollar kostet – und immerhin ein Viertel rechnet mit mindestens 25.000 US-Dollar.

 

Dann wollen wir mal hoffen, dass das nicht zehn Mal im Jahr passiert.

 

Mich beschäftigt jedoch eine anderes Ergebnis: Nach den Ursachen für eine Fehlbesetzung befragt, sagen 38 Prozent der Unternehmen „Wir mussten die Position unter erheblichem Zeitdruck besetzen“.

 

Das wundert auf den ersten Blick schon sehr – auf den zweiten dann schon gar nicht mehr:

 

Wir brauchen halt keine Interim Manager

 

 

* auf meine Anfrage habe ich bis zum Online-Termin für mein Blog keine Antwort erhalten

Freitag 20. Januar 2012

VIELLEICHT SIND WIR EINFACH ZU GUT

Es gibt Menschen, die scheuen sich ein wenig, klar zu fragen – auf dass sie eine klare Antwort erhalten. Das gilt auch, vielleicht sogar besonders, für Menschen im Vertrieb. Ich gehöre sicher nicht dazu.

 

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine klare Antwort so gut wie immer weiterhilft – und sei es auch nur, um unnötige Arbeit zu vermeiden.

 

Eine sehr mächtige Frage im Vertrieb lautet zum Beispiel: „Was hält Sie davon ab, mit uns ein Geschäft zu machen?“ Okay, es gibt Kunden, die winden sich dann ein wenig, sind sie doch gezwungen, die Ebene der Höflichkeitsfloskeln zu verlassen. Aber danach weiß jeder, woran er ist.

 

In den letzten Wochen habe ich so gut wie alle von uns betreuten Unternehmen, von denen wir 2011 keine Projekt-Anfrage erhalten hatten, gefragt – per E-Mail, natürlich:

 

„Das Jahr 2011 ist zu Ende gegangen und ich frage mich, was ich tun muss, damit wir in diesem Jahr ein gemeinsames Projekt hinbekommen. Wie schätzen Sie das ein? Machen wir hier etwas falsch aus Ihrer Sicht?“

 

Die Antworten sind sehr vielschichtig und reichen von einem eher ruppigen „Danke für Ihre Nachfrage, leider fehlt mir die Zeit und ich sehe es nicht als meine Aufgabe, die Vergangenheit für Sie zu analysieren.“ bis zu: „Sie machen nichts falsch! Vielleicht sind wir einfach zu gut, so dass wir keine Interim Manager benötigen?“ – und, ein extern geliefertes Ausrufezeichen, gerade erst um 13.50h: „Leider, aus unserer Sicht „Gott sei Dank“, haben wir ihre Leistungen nicht in Anspruch nehmen müssen.“

 

Die erste Antwort verstört mich ein klein wenig – die zweite aber lässt mich leiden wie ein Hund.

 

Ich sehe hierin die Konsequenz, die der eine oder andere Kunde aus der kruden Berichterstattung in der Presse zum Thema Interim Management zieht.

 

Wenn wundert wirklich, dass die Kunden dichtmachen, wenn sie lesen:

 

Zitate Anfang:

 

Prominenter sind raubeinige Sanierer, die in Krisenfirmen hart regieren und die Belegschaft mit markigen Sprüchen schocken.

 

Wenn Interimsmanager ins Rampenlicht geraten, dann meist als gnadenlose, rabiate Sanierer mit herben Sprüchen auf den Lippen.

 

Reingehen, durchgreifen, rausgehen – das Geschäft knorriger Alpha-Männer, die mit allen Wassern gewaschen und nicht darauf aus sind, sich Freunde zu machen.

 

Zitate Ende (alle aus Spiegel Online vom 9. Januar 2012)

 

Dieser Artikel, mit dem ich mich bereits am vergangenen Freitag beschäftigt hatte, steht nicht allein. Vielmehr ist er eine Art Pars pro Toto für das, was Journalisten für unseren, noch immer jungen Markt fabrizieren. Vermutlich gilt auch hier, „bad news are good news“, und in einer Art betriebswirtschaftlichem Dschungel-Kamp werden Kröten- und Würmer-nahe Zustände geschildert, damit der Leser frohlocken kann: „Gott sei Dank, nicht bei mir!“

 

Solange solche Artikel durch die Gegend geistern, wird es Kunden geben, die im tiefen Innern die Formel abgelegt haben: Interim Management = (schlecht + Zeichen eigner Schwäche)². Die Frage ist: Wie viele?

 

Und wenn man das zu Ende denkt, dann kann man aus dem Umkehrschluss sogar Ich-bin-okay-Botschaften nach bester Transaktionsanalyse für sich ableiten – und sich dadurch auch noch richtig gut fühlen.

 

Und das ist dann die hohe Schule: Andere Unternehmen sind schnell, smart und schlank – aber:

 

Vielleicht sind wir einfach zu gut.

Donnerstag 12. Januar 2012

SCHIZOPHRENIE IM INTERIM MANAGEMENT

 

 

 

Quelle: www.pics.de - Foto ©: Kahless the unforgettable – Titel: HorizonteAlle tun wir unser Bestes. Zumindest glaube ich das – und für MANATNET weiß ich das sogar mit Sicherheit. Trotzdem erleben wir hin und wieder, dass unserem vermeintlich Besten, welch Frevel!, im Markt nur spärlicher Erfolg beschieden ist.

 

Und es gibt in der Tat Ideen, die wir umgesetzt haben, die ich aber später intern als „Flop“ bezeichnen musste.

 

Alle bei MANATNET registrierten Interim Manager wissen, dass wir unsere Ideen grundsätzlich vor der Umsetzung einer Art „Säuretest“ aussetzen – also mit besonders kritischen Menschen besprechen, auf dass wir eine gut fundierte Entscheidung treffen können.

 

Es gehört zum Selbstverständnis von MANATNET, wenn wir im Falle eines solchen Flops zunächst einmal selbst intensiv nachdenken, dann aber die jeweiligen Fakten und unsere Sicht der Dinge offen an die Interim Manager kommunizieren und sie (die Interim Manager) obendrein um ihre ganz persönliche Einschätzung bitten.

 

Solch eine Übung erweist sich regelmäßig als ein nahezu unerschöpflicher Born an Informationen aus erster Hand, für die ich ebenso regelmäßig sehr dankbar bin. Hierzu gehört auch, dass die Feedbacks mich oftmals zutiefst verstören, weil sie mit Informationen aus anderen Quellen so gar nicht harmonieren wollen.
Hier ein Beispiel aus dieser Woche:

 

Zitat Interim Manager 1

 

„Es ist ganz einfach: Ich habe in 2011 KEIN Interim-Mandat besetzt. Anfragen von Providern hatte ich zwar, ich konnte diese jedoch nicht bedienen.“

 

Zitat Interim Manager 2

 

„…Nach meiner Einschätzung hat sich die Nachfrage nach Interim Managern im Jahr 2011 viel negativer entwickelt als das seitens der Provider und auch der DDIM in der Öffentlichkeit verbreitet wurde. In persönlichen Gesprächen mit Interim Manager-Kolleginnen und -Kollegen konnte ich feststellen, dass die meisten froh waren, überhaupt einen Auftrag zu erhalten und wenn ja, sehr oft nur zu schlechteren Konditionen (< 1.000 €) und teilweise nur für 2-3 Tage die Woche. Diese „Tatsache“ kann ich nur unterstreichen, da auch bei mir die Nachfragen Mitte und in der 2. Jahreshälfte 2011 signifikant eingebrochen sind.

 

Erfreulicherweise konnte ich durch Beratungsaktivitäten zumindest einen Teil des Umsatzes retten. Ich prognostiziere auch für das Jahr 20112 eine sehr gedämpfte Entwicklung des Interim Management-Marktes. …“

 

Zitate Ende

 

Es ist leider so: Reflexartig vergleiche ich diese Aussagen und die Erfahrungen von MANATNET selbst mit den einschlägigen Publikationen, so z. B. mit der Einschätzung der DDIM-Provider im letzten Newsletter (4/11).
Oder aber – nicht ganz so punktgenau, dafür mit überragendem Unterhaltungswert – mit den neuesten Cover-Versionen altbekannter Schalmaien-Stücke: Brandneu aufgewärmt bei Spiegel Online unter dem innovativen Titel „Interimsmanagement [noch immer mit Fugen-„s“] – Zeitarbeit für Entscheider“ – gebiert der Artikel doch einen Satz mit dem Zeug zur Unsterblichkeit: „Das Geschäft knorriger Alpha-Männer, die mit allen Wassern gewaschen und nicht darauf aus sind, sich Freunde zu machen.“ [Da werden sich die Interim Managerinnen aber freuen!]

 

Zur Illustration wurde selbst der edel schimmernde Heli erneut aus seinem Photoshop-Hangar gezerrt – ein Zerrbild, das bereits im Juli 2010 (!) zu Fassungslosigkeit und beißendem Spott unter echten Interim-Professionals geführt hatte.

 

Die Wertung beider Seiten überlasse ich in Demut meinen geneigten Lesern – und bitte um ihre Kommentare hier in meinem Blog – auf dass wir der ewig widerkäuenden Jounaille ein Gegengewicht schaffen.

 

Ich frage mich hingegen, ob es das wirklich gibt – und ob das dann ansteckend ist:

 

Schizophrenie im Interim Management.

 

Freitag 06. Januar 2012

NEUES JAHR – NEUES MANATNET BLOG

Lange habe ich gezögert. Aber letztlich musste es sein: Der „Re-Launch“ des MANATNET-Blogs.

 

Weniger störte mich, dass das Blog-Design schon lange nicht mehr mithalten konnte mit dem Maßstäbe setzenden Design des Marktplatzes. Vielmehr hatte sich alles der Entscheidung unterzuordnen, das Blog von einer separaten Internet-Adresse nunmehr auf die manatnet.com-Domain umzuziehen: Alles von und über MANATNET sollen die Internet-Kunden auch unter der MANATNET-Adresse finden. Das stärkt unsere Marke und auch Google wird sich freuen, kommt doch ein erhebliches Volumen – meist – Interim Management-relevanten, auf jeden Fall aber „unique“ Contents hinzu.

 

Wenn man den Marktplatz MANATNET mit der Interm Manager-Datenbank, den Informationen, den Videos und nun auch noch den über 360 Blogeinträgen insgesamt betrachtet, dann ist MANATNET wohl inzwischen eins der mächtigsten deutschen Internet-Angebote im Interim Management – wenn nicht sogar das mächtigste.

 

Dass das neue Content-Management-System um ein Vielfaches mächtiger ist als das bisherige ist ein willkommener Nebeneffekt – auch wenn es wieder einiges an Einarbeitung für den leidensfähigen Autor nach sich zieht.

 

Meine große Sorge ist jedoch, dass ich Leser verliere, die über den RSS-Feed des alten Blogs mit mir verbunden sind. Deshalb werde ich mein bisheriges Blog für etwa sechs Monate weiter füttern – mit Teasern für das neue Blog. Und ich bitte meine zahlreichen treuen Leser herzlich, ihren RSS-Feed zu aktualisieren.

 

Mein Dank gilt unserem Partner April & June Webdesign in Berlin, die meine Vorstellungen so prima umgesetzt haben.

 

Also dann:

 

Neues Jahr – neues MANATNET-Blog.