Freitag 26. Juli 2013

PRIMA! FREITAGS MACH ICH DANN AUCH NIX!

Quelle: www.piqs.de © Fotograf: New Brunswick Tourism – Titel: Miscou, New Brunswick, Canada

Ganz unabhängig vom Interim Management weiß ich das durchaus: Für die einen gelte ich als fossiles Relikt aus längst vergangenen analogen Zeiten – mit kruden und Leistung-huldigenden Ansichten. Die anderen halten mich für einen digitalen Schamanen mit einem Kupfer-, Entschuldigung: Glasfaserkessel voll unsäglichem und branchenzersetzendem Teufelszeugs.

 

Heute bediene ich das Grauen der ersten Gruppe. Heute schreibe ich wieder als fossiles Relikt – und: Nein, mein Hirn ist ob der Hitze hier in Baden durchaus nicht aufgeweicht.

 

Es gibt Lektüre, da schaltet mein Hirn reflexartig in einen Abwehrmodus: „Kann–nicht–sein–!“ Meine regelmäßigen Leser wissen, dass ich dann eine Art mentalen „Reset-Knopf“ betätige, Atemübungen mache  – und das Ganze noch einmal lese.

 

Nun, es gibt durchaus Texte, die den Abwehrmodus dann ein zweites Mal aktivieren – jetzt umso heftiger.

 

Einen solchen Text las ich am vergangenen Freitag. Ein Eintrag in der Karrierebibel – Überschrift: „Vorsicht, Jobsuche! 11 Dinge, die Bewerber freitags nicht tun sollten“

 

Mein Hirn registriert unbewusst: Oh, da kennt sich einer aus – und beherzt eine der populären goldenen Regeln für die Überschrift zur „Traffic-Generation“ (was für ein grauenhaftes Wort. Ersetzen wir es durch „Leser-Gewinnen“!) Und siehe da: Es klappt! Ich bleibe hängen, begierig zu erfahren, welche 11 Dinge Bewerber denn freitags nun nicht tun sollten – und warum nicht!

 

Hier sind sie, die kritischen Elf:

 

1. Telefonische Initiativbewerbung

2. Nachfragen

3. Persönliche Vorstellung

4. Blogartikel veröffentlichen

5. Umfangreiche Fragen stellen

6. Bewerbungen starten

7. Stand abfragen

8. Bewerbungsstrategie umbauen

9. Stellensuche

10. Angebote beantworten

11. Anschreiben verfassen

 

Abgesehen davon, dass ich mich glücklich schätzen kann, kein Bewerber zu sein, denn mein Blog kommt freitags, klingen alle elf Punkte zunächst derart banal, dass der geneigte Leser stutzen und sich fragen mag: „Weshalb, zum Teufel soll ich das nicht machen?“

 

Die Antwort lautet für fünf von elf Punkten:

 

1. … hat gerade freitags kein Personaler Lust, Nerven und Zeit, …

2. … eine ehrliche Antwort … werden Sie freitags kaum bekommen.

3. … auch Personaler – denken dann vermutlich bereits an den Feierabend.

5. … Erstens wollen auch Ihre Gesprächspartner ins Wochenende….

7. … können Sie im Unternehmen niemanden mehr erreichen

 

Auf gut Deutsch: Die haben keinen Bock – in den Personalabteilungen!

 

Ich kritisiere keineswegs diesen Blogeintrag: Nichts lieg mir ferner! Ob das tatsächlich so zutrifft, kann ich nicht beurteilen, auch wenn ich aufgrund eigener Erfahrungen niemandem empfehle, freitagnachmittags in Unternehmen kalt zu akquirieren. Da kommen Sie ganz sicher noch mehr ungelegen als sonst!

 

Aber hier? Hier reden wir vom Kerngeschäft jeder Personalabteilung! Hier reden wir vom Bewerbermanagement. Eine solche Klatsche im Kerngeschäft lässt man doch nicht einfach auf sich sitzen!

 

Folglich habe ich einen Aufschrei der Personalabteilungen erwartet!

 

Nun, vielleicht kommt der ja noch…

 

Wenn nicht, und das ist mein wirklicher Bauchschmerz mit diesem Blogeintrag, dann bleibt bei den Lesern, den Bewerbern – also den eher jungen Menschen, der nachrückenden Generation – leicht hängen: Freitags machen die nix.

 

Noch vor gut zehn Jahren ein völlig unvorstellbarer Eindruck – zumindest in der fossilen Welt, in der ich gelebt und gearbeitet habe.

 

Freitags machen die nix!

 

Da wird er aber entzückt sein, unser globaler Wettbewerb! Denn von dort aus ist es nicht mehr weit – getrieben vom Zeitgeist der „Work-Life-Balance“ – bis zu seiner huldigenden Assimilation:

 

Prima! Freitags mach ich dann auch nix!