Das neue Jahr beginnt damit, dass ich Klage einreiche. Zweimal.
Ein Interim Manager meint, er müsse unsere Provision nicht zahlen: Welch´ innovativer Ansatz! Und eine andere Geschichte, auf die ich hier nicht eingehen möchte.
Insgesamt reden wir über 39.000 Euro. Kein Pappenstiel also.
Ich musste fünfundfünfzig Jahre alt werden und mein Unternehmen zehn, um diese Erfahrung zu machen. Niemals vorher war ein solcher Schritt erforderlich!
Zwar bin ich an dieser Stelle hin und wieder auf das „Verrohen der Sitten“ in unseren Tagen eingegangen.
Dennoch trifft mich das wirklich hart, weil ich unverdrossen konsequent partnerschaftlich agiere und nicht ausschließlich den eigenen Vorteil verfolge. „Eine bemerkenswerte Naivität“ wurde mir dafür mehr als einmal bescheinigt – und das von Menschen, die im Grundsatz wohlwollend mir gegenüber aufgestellt sind.
Nun habe ich diese Kritik bisher aufgenommen, mein Credo und mein Handeln jedoch beibehalten.
Daher war ich bereit, meinem Gegenüber entgegenzukommen. Daher habe ich in beiden Fällen einen Vergleich angeboten.
Einen Rabatt – und etwas später noch einen im ersten Fall. Eine Ratenzahlung mit einer Laufzeit, die jede Bilanz als langfristig ausweisen würde, im zweiten Fall.
In beiden Fällen hat der Schuldner nicht einmal darauf geantwortet!
Stattdessen schlugen hier Dreiseiter von Anwälten mit Residenzen an repräsentativen Standorten auf. Beiden gemeinsam ist der Tenor: „Das stimmt alles (!) gar nicht! Deshalb, Becker, bist Du dumm. Du bist aber obendrein auch noch böse, weil Du Geld von unserem Mandanten forderst!“
Ich gebe gern zu: Solche Schreiben verärgern mich bis in die Knochen!
Und ich gebe gern zu: Solche Schreiben ändern alles bei mir: Einstellung, Verhalten und ab Posteingang obendrein auch die Rollen- und Aufgabenverteilung.
Das habe ich vor Jahren von meinem Bruder gelernt, der mir lapidar in einer vergleichbaren Situation sagte: „Ich beschäftige mich nicht länger damit. Ich geb´ das an meine Anwälte ab. Dafür sind die da und dafür bekommen die einen Haufen Geld!“
Und so geht er hin, der partnerschaftliche Ansatz, geopfert auf dem Altar der Unehrlichkeit. In diesen beiden Fällen. Und nur in diesen beiden Fällen…
Ansonsten hält der Minister der Finsternis, ein wenig „naiv“ vielleicht, seinen Ansatz unerschütterlich bei:
Ehrliche Partnerschaft im Interimsmanagement.
Respekt, Herr Becker, für Ihren Mut sich zu diesem Thema zu outen!
Da bewegen Sie sich bereits mit Ihren Konditionen absolut in einem sehr fairen Bereich verglichen mit einigen Mitbewerbern. Und dann geraten Sie an Ausschleicher, wie der Schweizer zu sagen beliebt.
Da helfen nur kategorisch kurze Zahlungsziele!
Vielleicht nimmt sich der AIMP einmal des Themas an und definiert Standardklauseln, die ein Risiko von mehr als 10 Arbeitstagen kategorisch begrenzen?
Lassen Sie Ihre hoffentlich guten Anwälte Ihre Arbeit tun.
Drücke Ihnen fest die Daumen….
Der Aufrechte und Ehrliche kann guten Gewissens vor sich und vor Gott in den Spiegel schauen. Das ist eine Menge wert. Mehr als das Monetäre.
Weiter so.
Wir werden eben immer wieder enttäuscht von Leuten, die dem üblen Bild des Kapitalisten entsprechen.
Das Problem ist nur, daß diese sich nicht vorher zu erkennen geben. Man muß leider warten, bis sie sich durch ihr Tun offenbaren. Klar: wenn alle sich so verhalten, dann kommen wir nicht weiter und blockieren das Positive und bereiten außerdem den Boden für üble Laune und evtl. Krankheiten bei den Verärgerten.
Vielleicht lernt man heute nicht mehr, daß anständiges Benehmen unerläßlich für ein vernünftiges Zusammenleben ist. Schade.