Freitag 06. Juli 2012

HIGGS-TEILCHEN IM INTERIM MANAGEMENT

Wehmütig erinnere ich mich an Zeiten, in denen die Kunden anriefen und nach einem Interim Manager als Controller verlangten.

 

Oder einem Personalreferenten.

 

Heute rufen die Kunden an und suchen einen Interim Manager für die Qualitätssicherung im Automobilzuliefer-Geschäft – Bereich Interieur – Gummi.

 

Und wenn wir dann einen Kandidaten liefern, der spezialisiert ist auf die Qualitätssicherung im Automobilzulieferergeschäft – Bereich Interieur – Kunststoff: Dann lehnt der Kunde den Kandidaten ab – mit treuem Blick und der entwaffnenden Aussage: „Der passt gar nicht!“

 

Und wenn heute Kunden anrufen und das Gespräch eröffnen mit den Worten: „Wir sind Automobilzulieferer und wir suchen einen Programm-Manager …“ dann schnellt mein Ruhepuls in ungeahnte Höhen.

 

Am Dienstag, um 19.25 Uhr, also zur Regelarbeitszeit (gab´s da nicht mal eine 35-Stunden-Woche?), ruft ein Kunde an und bittet um Hilfe:

 

„Wir suchen einen Senior Appication-Engineer mit Spezialisten-Wissen in Klebstoffen im Bereich Medical B2B“.

 

Hä?

 

Ein paar Rückfragen runden das Bild jedoch schnell ab und lassen mich zuversichtlich antworten:

 

„Wir haben einige klasse Chemiker bei MANATNET – und wenn alle Stricke reißen, dann greife ich auf die AIMP-Pools zu. Da werden wir sicher einen Interim Manager finden!“

 

I couldn´t have been more wrong!

 

Sechs promovierte Chemiker bei MANATNET haben mir gedankt, dass ich an sie gedacht habe – und unmittelbar darauf abgelehnt: “Das Thema ist zu speziell!”

 

Vier der leistungsstarken AIMP-Provider gefragt: Fehlanzeige!

 

Das MANATNET-Netzwerk im Hilfe gebeten: Fehlanzeige!

 

Bei XING gesucht: Fehlanzeige!

 

Nun, ich bin gnädig zu mir selbst: Ich habe das falsch eingeordnet!

 

Denn die Welt der Chemie ist für mich völlig unbekanntes Terrain – ebenso wie die Welt der Physik, was sich bereits im Abiturzeugnis überdeutlich niedergeschlagen hatte. Jahre später führt allein die Lektüre des Einseiters zum Nachweis des Higgs-Teilchens in der FAZ von gestern unmittelbar zu einem formidablen Kopfschmerz bei mir. Und zur tiefen Gewissheit: Du bist ein Nichts!

 

Und dann finden wir tatsächlich einen Interim Manager: Bei MANATNET. Er war auf dieses „sehr spezielle Thema im Lebenslauf nicht eingegangen“. Folglich hatten wir diese Erfahrung in der Datenbank nicht abgebildet – und somit auch nicht finden können.

 

Er fand sich selbst – aufgrund meiner Bitte um Hilfe an die Interim Manager bei MANATNET.

 

Nein, ich hätt´ ihn nicht würgen, ich hätt´ ihn umarmen können!

 

Feedback des Kunden: „Das hört sich zunächst einmal wie ein Volltreffer an.“

 

Soeben erhalte ich die Nachricht vom Kunden: „Leider ist der Kandidat bei uns durch das Netz gefallen: Wir möchten jemanden mit explizierter Converting Erfahrung….“

 

Und in meinem Hirn bildet sich zaghaft eine wunderbare Analogie:

 

Higgs-Teilchen im Interim Management

Freitag 29. Juni 2012

EIN „ÜBERLAUFBECKEN“ FÜR MEHR EFFIZIENZ

Halbzeit. Nein, es geht ausnahmsweise mal nicht um Fußball. Das Jahr 2012 ist zur Hälfte vorbei. Wie war das Interim-Geschäft für MANATNET?

 

Wir haben exakt eine Anfrage mehr bearbeitet als im Vorjahr, aber wir haben doppelt so viele Projekte besetzt wie im Jahr 2011.

 

Die Lead-to-Deal-Quote ist damit auf fast genau 4:1 – und ist damit Welten besser als im vergangenen Jahr (11:1). Ich bin hier im Blog und an anderer Stelle darauf eingegangen, dass ich eine Quote von 11:1 für völlig indiskutabel halte.

 

Was sagt uns das?

 

Zunächst deutet die praktisch unveränderte Zahl der Anfragen darauf hin, dass die Nachfrage der Kunden unverändert geblieben ist. Dem ist nicht so: Hier schlagen mehr Anfragen auf als im Jahr 2012 – aber wir nehmen nicht alle an.

 

Heute, zum geschäftlichen Bergfest dieses Jahres, liegen hier noch immer sechs Anfragen in einer Art „Überlaufbecken“ und warten darauf, in die Projektpipeline von MANATNET aufgenommen zu werden.

 

Schlussfolgerung: Insgesamt ist die Anzahl der Anfragen der Kunden nach Interim Managern im ersten Halbjahr 2012 höher gewesen als im Vorjahr. Die Qualität der Anfragen war weiterhin durchwachsen.

 

Solange die Kunden sich selbst am Marktplatz tummeln und Interim Manager für ihre Anfragen dort selbst suchen, soll´s mir recht sein. Anders sieht das aus, wenn die Unternehmen gern die Kostenvorteile von MANATNET für sich nutzen –  gleichzeitig aber auf das Knowhow des Eigentümers zurückgreifen wollen. Und das sind bemerkenswert viele Unternehmen.

 

Wir haben lange überlegt und das Für und Wider abgewogen: Dann haben wir das „Überlaufbecken“ eingeführt.

 

Grundsätzlich und ohne jede Ausnahme wird jede Anfrage, die hier aufschlägt, von uns bearbeitet. Wir gießen die Anforderung des Kunden in eine Datenbankabfrage, filtern aus der Trefferliste diejenigen Interim Manager heraus, die nicht verfügbar sind – und senden dem Kunden die gesamte Treffer-Liste. Das demonstriert, welche Interim Manager von MANATNET dem Kunden grundsätzlich helfen können, was sie an Skills mitbringen und was sie kosten. Auch unsere Schnelligkeit und Leistungsfähigkeit. Ein klassischer „Teaser“ also. Wir gehen in Vorleistung. Kostenlos. Nun erwarten wir eine Gegenleistung: Nicht mehr als ein Feedback!

 

Wir informieren die jeweiligen Interim Manager in diesem Stadium noch nicht – auch, um uns vor „Wie-ist-der-aktuelle-Stand?“-Mails abzuschirmen. Wir weisen den Kunden an dieser Stelle ausdrücklich darauf hin, dass das Verfügbarkeitsdatum nicht in allen Fällen zutreffen wird, dass wir die Verfügbarkeit für jeden Kandidaten jedoch für ihn verifizieren werden, sobald er seine Vorauswahl getroffen hat.

 

Damit ist eine solche Anfrage im „Überlaufbecken“. Und wir warten nun auf die Reaktion des Kunden. Genau eine Woche. Dann stößt der interne Prozess ein Follow-up an. Reagiert der Kunde, dann wird sich diese Anfrage durch das Feedback des Kunden konkretisieren und die Anfrage hat gute Chancen, in die Projektpipeline aufgenommen zu werden – mit all der daraus resultierenden Aufmerksamkeit von MANATNET, vorneweg des Eigentümers.

 

Reagiert der Kunde nicht, dann beginnt die Uhr zu laufen. Nach genau einem Monat vergessen wir das Ganze und nehmen die Anfrage aus dem „Überlaufbecken“ heraus. Aufwand: 15 Minuten Datenbankabfrage und zwei Mails. Das kann ich rechtfertigen.

 

Fast ebenso viele Anfragen sind im ersten Jahr 2012 im „Überlaufbecken“ abgesoffen, weil der Kunde nicht in dem Maße reagiert hat, wie wir das unter Professionals erwarten. Aber er hat dafür auch keine nennenswerten Kapazitäten von MANATNET verbrannt.

 

Alle anderen waren „serious“, wie die Engländer sagen. Und wir haben ihnen – und nicht den anderen! – unsere volle Aufmerksamkeit widmen können: Und prompt schnellte die Lead-to-Deal-Quote nach oben.

 

Schlussfolgerung.

 

Ein „Überlaufbecken“ für mehr Effizienz.

Freitag 22. Juni 2012

WENN ES EINEN ANLASS ZUM SCHERZEN GIBT, SCHMUNZEL´ ICH AUCH GERNE EINMAL

Morgens, wenn ich den Rechner hochfahre, dann sind sie da: Die Google-Alerts. Selbstverständlich habe ich ein Alert eingerichtet, das mir alle Neuigkeiten im Internet unter der Überschrift „Interim Management“ liefert.

 

Bevor also meine Arbeit beginnt, weiß ich, was es neues gibt in unserem Interim Management-Geschäft: Fusionen (wie soeben Alterim und DIS Interim), das übliche Pressemitteilungs-Blabla oder aber neue Anbieter, die für sich das Interim Management entdecken. Der Begriff „führend“ fällt dabei inflationär: Insider schmunzeln gnädig.

 

Hin und wieder senden mir Kollegen dann etwas später eine Mail mit der Frage: „Ist dieser neue Player ernst zu nehmen?“

 

Nun, grundsätzlich nehme ich jeden Player im Markt ernst, auch Neueinsteiger: Es könnte ja etwas wirklich Neues darunter sein: Wie MANATNET vor knapp 10 Jahren!

 

Die etablierten Unternehmen im Interim Management kennen sich vergleichsweise gut: Die einen mehr, die anderen weniger.

 

Was aber ist mit den Neueinsteigern?

 

Sicher hat jeder seine individuelle Sicht auf den Markt. MANATNET, wenn wundert das?, schaut aus der Internet-Perspektive auf jeden neuen Anbieter.

 

Wir fragen zum Beispiel: Welches Ranking erzielt der neue Anbieter unter dem platten Suchbegriff „Interim Management“ bei Google? Und wir sind da mitfühlend, denn wir wissen, wie lange es dauert, um bei Google ganz nach vorn zu kommen – und was das kostet: an Geld und Zeit.

 

Wir machen – als Internet-Insider – aber stets noch etwas anderes: Wir lassen uns von Google anzeigen, wie viele Seiten die Suchmaschine unter der Domain des neuen Anbieters (also seiner Internet-Präsenz) indexiert hat. Denn die Anzahl der indexierten Seiten beschreibt und umgreift das gesamte Internet-Angebot jedes Anbieters, das er seinen potenziellen Kunden oder auch nur Interessenten zur Verfügung stellt.

 

Sie spiegelt somit Professionalität, Knowhow und Ernsthaftigkeit – aber auch Aufwand und Mühe wider. Kurz: Sie ist ein Indiz dafür, in welcher Liga der jeweilige Anbieter im Internet zu spielen gedenkt.

 

Der Suchbefehl bei Google zeigt heute insgesamt 4.460 Seiten an. Danach kommt eine ganze Weile gar nichts: Nicht bei den Etablierten und bei den Neuen schon gar nicht.

 

Wenn es einen Anlass zum Scherzen gibt, schmunzel´ ich auch gerne einmal.

(In Gedenken an den von mir verehrten Loriot)

 

Freitag 15. Juni 2012

IN TIEFER DANKBARKEIT

In Gedenken an meine Mutter, Helga BeckerDu warst immer für uns da – seit den ersten Tagen, die unsere Erinnerung noch erreichen kann.

 

Dich jetzt allein zu lassen, war daher außerhalb jeder Vorstellungskraft.

 

31 Stunden haben wir abwechselnd Deine Hand gehalten, ohne sie auch nur einmal für länger loszulassen, als es der Wechsel erforderte.

 

Der Tag ist gegangen. Die Nacht ist gegangen. Und ein weiterer Tag ist gegangen.

 

Dann bist Du gegangen.

 

Und wir waren bei Dir: Denn nichts konnte wichtiger sein für uns.

 

Im Gedenken an meine Mutter, Helga Becker.

 

In tiefer Dankbarkeit. Alles ist anders.

 

Freitag 08. Juni 2012

FAIRPLAY IM INTERIM MANAGEMENT

Situationen gibt es im Interim-Geschäft, die sind einfach blöd:

 

Wir erhalten eine Anfrage für einen Interim Manager Personal: ausgerechnet! Nur die Anfragen nach Projektmanagern in der Automobilindustrie treiben derzeit meinen Puls noch höher.

 

Unsere Datenbank identifiziert sieben Kandidaten, die angeben, verfügbar zu sein. Und es beginnt das alt-bekannte Spiel, auf das ich hier mehrfach eingegangen bin: Ich schreibe eine Mail, stelle das Projekt vor und bitte darum, die eigene Verfügbarkeit zu bestätigen.

 

Zwei sind doch nicht verfügbar, zwei antworten nicht, drei sind verfügbar – und ich stelle sie folglich dem Kunden vor. Zwei davon lehnt er ab.

 

Soweit nichts Besonderes – wenn man davon absieht, das ich einen Fehler gemacht habe.

 

Spätestens nachdem der Kunde zwei von drei Kandidaten abgelehnt hatte, hätte ich den einen Kandidaten, der nicht geantwortet hatte, anrufen sollen:

 

Ich kenne ihn persönlich, ich schätze ihn – und sein Profil passt genau auf das, was der Kunde sucht.

 

Hab´ ich aber nicht: Weil in der Zwischenzeit die Automobilbauer keine Ruhe lassen, weil meine private Situation fernab jedes Ponyhofes ist oder weil der Newsletter anstand.

 

Der aber führte dann zu folgendem Mailwechsel, weil wir die Projekte und die Interim Manager auf der dazugehörigen Shortlist im Newsletter eben offen legen:

 

Interim Manager:

 

„Hallo Herr Becker,

 

ich habe die Juni 2012-Auswertung durchgesehen und bin etwas erstaunt. In der Vergabe der Position „HR-Manager (operativ und strategisch)“ ist INMAN Nr. 519 gelb gekennzeichnet – was bedeutet, „reagierte nicht“. Mir ist nicht bewusst, eine Anfrage erhalten zu haben??? Selbst wenn die Position ggf. nicht passen würde, so würde ich mich auf eine Anfrage grundsätzlich melden. Ich würde zumindest den Sachverhalt gerne aufgeklärt wissen. Können Sie mich dabei unterstützen? Wie hat mich die Anfrage erreicht? Mail – Telefon ?“

 

Ich sende ihm eine Kopie meiner Mail „Bitte um Bestätigung Ihrer Verfügbarkeit“.

 

„Sehr geehrter Herr Becker,

 

herzlichen Dank für die schnelle Rückmeldung. Um es kurz zu sagen – es war mein Fehler. Im Rahmen meiner IT-Aktualisierung ist diese Mail bei der Umstellung auf IMAP-Konten „als gelesen“ markiert worden (ich vermute einen Bedienfehler meinerseits), sodass ich Ihre Mail nicht wahrgenommen habe. Die Ausschreibung passte nahezu perfekt. Ich habe ja über 15 Jahre in der IT im Bankensektor.

 

Vermutlich ist bereits alles gelaufen?“

 

Ich antworte:

 

„Ich fürchte schon, Herr Interim Manager,

 

denn heute stellt sich die Kandidatin im zweiten Interview der Geschäftsführung vor.

 

Ich schlage vor, wir warten mal ab, wie das heute läuft: Man kann ja die tollsten Dinge erleben. Sollten sich beide Parteien nicht einig werden, dann liefere ich Ihre Unterlagen nach. Ich habe inzwischen einen ganz guten Draht zum Kunden.

 

„Die Ausschreibung passte nahezu perfekt.“ Nicht schlecht, unsere Datenbank, nicht wahr?“

 

Die Antwort des Interim Managers schreibt Geschichte in unserem Unternehmen:

 

„Ihre Datenbank, die Transparenz und das faire Geschäftsgebaren Ihrerseits sind für mich einzigartig im Markt. Die von Ihnen gelieferten Daten helfen mir z.B. auch in der Preisfindung. Zudem „inspirieren“ mich die Daten, meine eigene CRM-Datenbank mit Leben zu füllen, da ich die Aussagekraft Ihrer Reports sehr schätze.“

 

Am nächsten Morgen erreicht mich die Nachricht vom Kunden, dass der Termin mit der Kandidatin verschoben werden muss. Ich nutze dieses Fenster, um dem Kunden zusätzlich den Kandidaten 519 vorzustellen.

 

Ich denke, so geht das:

 

Fairplay im Interim Management

Freitag 01. Juni 2012

MANCHES BRAUCHT HALT SEINE ZEIT

„Ich bin sehr zufrieden mit Herrn [Interim Manager]. Er leistet bisher sehr gute Arbeit und stiftet einen erheblichen Mehrwert. Vielen Dank für Ihre Vermittlung!“ So der Wortlaut aus dem Mail eines Vorstands einer Holding am Mittwoch. Der Vorlauf für dieses Interim-Mandat: Etwa acht Wochen.

 

Ein anderer Kunde entschied sich zum gleichen Zeitpunkt für einen anderen Interim Manager vom Marktplatz MANATNET und zeichnet gerade den Vertrag mit dem Interim Manager. Der Vorlauf für dieses Interim-Projekt: Etwa sechs Wochen.

 

Ein weiterer Kunde findet seit dem 23. April, dass dieser Interim Manager sehr gut passen würde, zu dem, was gerade anstehe. Jedoch: Bis heute hat nicht einmal das erste Gespräch stattgefunden.

 

Ein anderer Kunde lässt mich über Pfingsten arbeiten, weil ein Interim Manager dringende und kritische Aufgaben zu erledigen habe. Der Kunde erhält meine Empfehlungen am Pfingstmontag gegen Mitternacht. Ich muss ihn gestern anrufen, um zu erfahren, dass er mindestens noch zwei Wochen Zeit braucht – für was auch immer.

 

Wie uns die Alten sungen: Es war einst ein schnelles Geschäft, dieses Interim Management. Heute ist das nicht mehr so. Aber dafür passt es recht gut zu einem meiner Hobbies, den Orchideen:

 

Manches braucht halt seine Zeit!

Freitag 25. Mai 2012

ICH HOFFE WEITER AUF EINEN GLÜCKSKEKS VON XING!

Kleinlaut gebe ich zu: Ich hab´s getan! Ich habe auch bei XING gesucht. Wieder sucht ein Kfz-Zulieferer einen Interim Manager für das Programm-Management. Aber die Kandidaten sind inzwischen knapp. MANATNET hat einen verfügbar, ZMM keinen mehr: Was ist nur los im Markt?

 

Ein Anforderungsprofil klassischer Prägung – also jede Menge Erfahrungen und Fähigkeiten sind erforderlich.

 

Eben weil sich derartige Anfragen für Interim Manager in den letzten Wochen häufen, habe ich ein recht gutes Bild davon, wie derzeit Angebot und Nachfrage aufeinander treffen.

 

Ein Telefonat mit dem Kunden findet statt. Zu Beginn frage ich den Kunden, ob er mit einem Insider im Interim Management ganz offen und professionell über Preise sprechen möchte. Er möchte – und es entwickelt eins dieser Gespräche, die ich liebe: Beide wissen, wovon sie reden. Und beide kommen nicht zusammen, weil das Angebot, das bei MANATNET verfügbar ist, für die Nachfrage (den Kunden) zu teuer ist.

 

Und dennoch respektiert man sich gegenseitig – weil man nicht ´rumblubbert und die Zeit des jeweils anderen verbrennt.

 

Ich habe Hochachtung vor solchen Leuten! Ich biete diesem Kunden deshalb an, einmal auf anderem Wege zu versuchen, für ihn fündig zu werden – mache aber deutlich, dass der Versuch auch vollkommen scheitern kann. Allein den Versuch empfindet der Kunde als bemerkenswerte Dienstleistung.

 

Dieser andere Weg ist XING.

 

Morgens um 8.30h kommuniziere in den einschlägigen Foren, was wir suchen: Und keine Stunde später (!) habe ich die ersten Mails von drei Kandidaten, die „genau das schon immer gemacht haben“.

 

Jubel!

 

Okay, man muss darüber hinwegsehen, dass der eine keine Erfahrung aus der Kfz-Industrie hat (das lieben diese stolzen Jungs dort!) und dass der andere jede Menge in der Logistik, aber noch nie Programm-Management gemacht hat.

 

Aber beim dritten keimt Hoffnung auf: Im Lebenslauf erkenne ich Spurenelemente dessen, was der Kunde sucht.

 

Ich antworte dem Kandidaten:

 

„Danke für Ihre schnelle Nachricht, Herr Kandidat.

 

Nun ist es so, dass Sie kein Ingenieurs-Studium mitbringen. Aus meiner Sicht können wir das möglicherweise verargumentieren, weil Sie eine ganze Menge an anderer relevanter Ausbildung mitbringen. Dennoch kann das nur gelingen, wenn Sie den Lebenslauf besser auf dieses Mandat zuschneidern.

 

Ganz besonders gilt das für den Teil

 

KONZEPTIONEN UND PROJEKTE

 

Hier sollten Sie nur alle Projekte aus der Kfz-Industrie aufführen, diese aber dafür ausführlich beschreiben.

 

Wenn Sie so anfangen:

 

Führung von Unternehmen bis zu einer Personalverantwortung von 400 Mitarbeitern
Führung der Mitarbeiter/innen der Abteilungen Presswerk, Schweißzentrum, Instandhaltung und AV
Verantwortlich für das Engineering inkl. Werkzeugbau, Lagerwesen, PPs
Koordinierung der Zusammenarbeit / Optimierung der Produktionsprozesse
Steigerung der Produktivität durch Rationalisierungsmaßnahmen und Vernetzen der Prozesse

 

dann wird der Kunde Ihre Unterlagen beiseitelegen.

 

Können Sie das bitte machen? Wir haben hierfür die Tage über Pfingsten Zeit, denn am Dienstag erwartet der Kunde mein Feedback.“

 

Ein wenig später kommt die Antwort des Kandidaten:

 

„Sehr geehrter Herr Becker,

 

herzlichen Dank für das Feedback Ihrerseits.

 

Meinen CV kann ich nicht ständig auf neue Bedürfnisse umstellen.“

 

Ich hoffe weiter auf einen Glückskeks von XING!

Freitag 18. Mai 2012

EINIGE SIND SMART – ANDERE NICHT!

„Von vielen Unternehmen wird Interim Management als zu teuer angesehen. Können Sie das Argument nachvollziehen? Bei einem durchschnittlichen Tagessatz von 1.000 Euro auf einer Position mit einem Jahresgehalt von 100.000 Euro wäre ein Interim Manager bereits ab dem 100. Tag teuer als ein Festangestellter. Oder?“

 

So lautete eine von 7 Fragen, die mir ein Journalist zur AIMP-Providerumfrage 2012 stellte. Ich habe sie geduldig beantwortet, denn das ist eine der Kernaufgaben des AIMP, Informationen zu liefern:

 

„Ich kann das Argument nachvollziehen und ich komme dabei zu dem Schluss, dass es falsch ist und von bemerkenswerten betriebswirtschaftlichen Schwächen zeugt:

 

Diese Rechnung lässt zumindest sämtliche Nebenkosten für den festangestellten Mitarbeiter außen vor wie z. B. die gesamten Sozialabgaben. Es lässt 30 Tage Urlaub ebenso außen vor wie Krankheit und Weiterbildung. Es lässt Rekrutierungskosten unberücksichtigt und auch mögliche Trennungskosten.

 

Wenn Sie genau und auf Basis „Fully Loaded Cost“ rechnen, dann werden Sie feststellen, dass ein Interim Manager nur unwesentlich mehr kostet, als ein festangestellter Mitarbeiter.

 

Zudem: Wenn Unternehmen einen solchen Vergleich konsequent gelten lassen, dann dürften sie nie einen Mietwagen nutzen. Sie tun es dennoch – auch, weil sie auf das Fahrzeug nicht drei Monate warten müssen, sondern kurzfristig losfahren können – um es dann, einige Zeit später, einfach wieder abzugeben.“

 

Ich gebe gern zu: Bei dieser Frage standen mir die Haare zu Berge. Nicht nur, weil ein Journalist diese Frage stellt, sondern vor allem, weil er sich auf „viele Unternehmen“ beruft.

 

Wir erleben offenbar eine enorme Spreizung in den deutschen Unternehmen, denn das Handelsblatt schreibt am gleichen Tag zu einem durchaus vergleichbaren Thema: „Nutzfahrzeugvermieter stocken ihre Flotten wieder auf“. Im Text erläutert das Handelsblatt:

 

„Denn vor allem mittelständische Unternehmen wollten mehr Flexibilität bei weniger Vertrags- oder Kapitalbindung. Vorsichtig sind sie geworden, die Kunden, und zugleich beweglicher: Miete erlaubt ihnen, Größe und Zusammensetzung der Flotten dynamisch an den aktuellen Bedarf anzupassen. …

 

Die „atmende Flotte“ ist mehr als ein aktives Liquiditätsmanagement, sie senkt auch betriebliche und saisonale Risiken. … Die Speditionen bevorzugten nach der Krise den absolut gesehen zwar teureren, dafür aber flexibleren und weniger kapitalintensiven Weg der Miete.“ (Quelle für alle Zitate: Handelsblatt)

 

Auch das kann ich nachvollziehen. Jede einzelne Aussage.

 

Wenn man das ganz zu Ende denkt, dann verlagern diese Unternehmen das Risiko der Kapitalbindung auf die Dienstleister – nicht dumm angesichts nennenswerter wirtschaftlicher Risiken.

 

Die Analogie gilt auch für Zeitarbeit und Interim Management: Hier verlagern die Unternehmen das Risiko der „Bindung“ auf Zeitarbeits-Unternehmen und Zeitarbeiter – und beim Interim Management allein auf den Interim Manager als Unternehmer in eigener Sache.

 

Solche Denkansätze würde ich gern einmal diskutieren – mit Journalisten und mit Unternehmen. Und was machen wir stattdessen? BWL-Basics.

 

Aber es ist halt so:

 

Einige sind smart – andere nicht!

 

Freitag 11. Mai 2012

WELCHEN INTERIM MANAGER WÜRDEN SIE NEHMEN, HERR BECKER?

Zu den Werbebotschaften der meisten Interim Management-Provider gehört es, dass sie ihre Interim Manager kennen. Natürlich, das ist doch selbstverständlich.

 

Meist jedoch wird das damit belegt, dass ein Interview zwischen Interim Manager und Provider stattgefunden hat.

 

Ich möchte das keinesfalls kritisieren oder gar entwerten!

 

Jedoch frage ich mich schon seit langem, ob das ausreicht. Inzwischen bin ich davon überzeugt: Das reicht nicht!

 

Die Ergebnisse von Interviews werden von zahlreichen Faktoren bestimmt, auf die ich hier gar nicht im Detail eingehen möchte. Und obendrein haben ganz aktuelle osphresiologische Forschungen offen gelegt, dass es Menschen gibt, „die einander nicht riechen können“ – andere aber schon.

 

Ich habe das Gefühl, als ob die meisten Provider noch viel zu wenig die Informationen nutzen, die sie selbst aus der eigenen Arbeit mit den Interim Managern gewinnen.

 

Hier sind ein paar Beispiele:

 

Rechtschreibfehler in E-Mails: Niemand ist ohne Fehler – und ich schon gar nicht. Wenn sich aber die Fehler häufen, wird es auf der ersten oder zweiten Ebene halt schwer. Auch heute noch.

 

Späte oder keine Antwort auf Nachrichten: Für moderne, schnelle und kommunikationsstarke Unternehmen geeignet?

 

Verfügbarkeitsdatum regelmäßig falsch: Ein Indiz für unterdurchschnittlich entwickelte Zuverlässigkeit?

 

Unterentwickelte Termintreue: Überhaupt für´s Interim Management geeignet?

 

Diskussionen über Kilometergeld: Grundsätzlich für´s Interim Management geeignet?

 

Lebenslauf älter als ein Jahr: Ein Indiz für nicht ausreichende Kundenorientierung?

 

Reaktionen auf Projektanfragen: Ich ziehe den Hut vor Interim Managern, die mir sagen „Das kann ich nicht in vollem Umfang abdecken“, während andere sagen „Ich kann mir das aneignen“. Realistische Selbsteinschätzung?

 

Und irgendwann stellt dann schon der eine oder andere Kunde, mit dem Blick auf die Shortlist, die Frage:

 

Welchen Interim Manager würden Sie nehmen, Herr Becker?

Freitag 04. Mai 2012

AUF EINMAL KANNST DU ÜBER DIE SCHREIBTISCHKANTE SEHEN

 

Zwei Dinge fallen mir auf: Der ganz überwiegende Teil der Kunden, mit denen wir in Kontakt kommen, wirkt gehetzt, unter Druck.

 

Und: Der Vortrag mit dem besten Feedback beim AIMP-Jahresforum in der vergangenen Woche war wohl (denn die Analyse ist noch nicht abgeschlossen) der Vortag von Herrn Straesser zum Thema Burnout.

 

Das spiegelt sich in unserem Tagesgeschäft wider:

 

Kunden, mit denen wir seit Ende März im Gespräch sind, weil sie Interim Manager für unternehmenskritische Aufgaben (die sie mir gegenüber im Detail beschrieben haben) benötigen, kommen keinen Schritt weiter, weil sie (Zitat) „nicht mehr über die Schreibtischkante sehen können.“

 

Nun frage ich mich schon seit einiger Zeit („EIN BLOGGER IST NICHT EVERYBODY´S DARLING“): Was ist denn bloß los in einigen Unternehmen?

 

Sicher ist es dicht an ehrenrührig, mein eigenes Unternehmen als Maßstab zu nehmen. Dafür sind wir zu klein und in der gesamten deutschen Wirtschaft zu unbedeutend.

 

Aber vielleicht kann dennoch das eine oder andere Unternehmen von MANATNET lernen – wie ich von anderen Unternehmen gelernt habe, ganz besonders von Chase Manhattan und debis Systemhaus.

 

Hier die Dinge, die ein Unternehmen von MANATNET lernen könnte:

 

Prioritäten: Das wichtigste, das Du hast, sind Deine Geschäftspartner und unmittelbar danach Deine Prospects (also die Menschen und Unternehmen, mit denen Du gern zusammenarbeiten möchtest): Es gibt nichts Wichtigeres. Schon gar nicht irgendein interner Kram – auch nicht Dein Chef.

 

Schnelligkeit: Wer immer Dich kontaktiert, möchte etwas von Dir – und zwar schnell, auch wenn er das nicht explizit sagt. Also lass ihn nicht warten! Er könnte jemand anderen fragen, der schneller ist als Du.

 

Offenheit: Niemand wird Dich schlagen für ein „Tut mir leid, das kann ich nicht!“. So gut wie jeder wird Dich schlagen, wenn er das selbst und dafür später herausfinden muss.

 

Zuverlässigkeit: „Deadlines“ sind zum Einhalten, deshalb heißen die so. Niemand wird Dich würgen, wenn Du rechtzeitig sagst: Ich schaffe das nicht!“ Jeder wird Dich würgen, wenn Du schweigend sie verstreichen lässt.

 

„Nice-to-haves“: Frage Dich, was für Dein Geschäft wirklich wichtig ist, nicht für Dein eigenes, persönliches Wohlbefinden. Ein toller Dienstwagen oder die Präsentation nun doch noch schnell in einem neuen Layout haben noch nie zu mehr Geschäft geführt.

 

„Meeting-Mania“: Jeder weiß, dass die meisten Meetings nichts bringen. Also lass es. Wenn Du denn unbedingt ein Meeting abhalten musst, dann niemals ohne Agenda – und eine Uhrzeit für den Beginn und das Ende. Und genau dann fang an, nicht wenn der letzte Teilnehmer eingetrudelt ist. Und genau dann hör auf. Auch wenn Du nicht durch bist: Steh´ auf und gehe!

 

Nebenschauplätze: Du wirst viele Menschen treffen, die Dir Zeit rauben wollen zum eigenen Vorteil. Das ist deren gutes Recht, jedoch: Auch wenn die Verpackung noch so hübsch sein sollte. Du musst nicht jede Verpackung öffnen.

 

Liebe: Mache gern, was Du tust. Wenn Du es nicht gern tust, dann mache etwas anderes.

 

Und nicht zuletzt:

 

Weitsichtigkeit: Wenn Du ein Unternehmen führst, dann musst Du im Kopf allen anderen gegenüber mindestens drei Monate voraus sein. Anderenfalls wirst Du nicht führen, sondern getrieben.

 

Hört sich krass an, vielleicht, aber einen Test ist es allemal wert! Ich verspreche:

 

Auf einmal kannst Du über die Schreibtischkante sehen!