Über Jürgen Becker

Ich habe mit MANATNET und UNITEDINTERIM zwei innovative Unternehmen im Interim Business der DACH-Region aufgebaut und bin Insider im Interim Management-Geschäft, war Gründungsmitglied des AIMP und bis 2017 Co-Autor der jährlichen AIMP-Providerstudie.
Freitag 22. Juni 2012

WENN ES EINEN ANLASS ZUM SCHERZEN GIBT, SCHMUNZEL´ ICH AUCH GERNE EINMAL

Morgens, wenn ich den Rechner hochfahre, dann sind sie da: Die Google-Alerts. Selbstverständlich habe ich ein Alert eingerichtet, das mir alle Neuigkeiten im Internet unter der Überschrift „Interim Management“ liefert.

 

Bevor also meine Arbeit beginnt, weiß ich, was es neues gibt in unserem Interim Management-Geschäft: Fusionen (wie soeben Alterim und DIS Interim), das übliche Pressemitteilungs-Blabla oder aber neue Anbieter, die für sich das Interim Management entdecken. Der Begriff „führend“ fällt dabei inflationär: Insider schmunzeln gnädig.

 

Hin und wieder senden mir Kollegen dann etwas später eine Mail mit der Frage: „Ist dieser neue Player ernst zu nehmen?“

 

Nun, grundsätzlich nehme ich jeden Player im Markt ernst, auch Neueinsteiger: Es könnte ja etwas wirklich Neues darunter sein: Wie MANATNET vor knapp 10 Jahren!

 

Die etablierten Unternehmen im Interim Management kennen sich vergleichsweise gut: Die einen mehr, die anderen weniger.

 

Was aber ist mit den Neueinsteigern?

 

Sicher hat jeder seine individuelle Sicht auf den Markt. MANATNET, wenn wundert das?, schaut aus der Internet-Perspektive auf jeden neuen Anbieter.

 

Wir fragen zum Beispiel: Welches Ranking erzielt der neue Anbieter unter dem platten Suchbegriff „Interim Management“ bei Google? Und wir sind da mitfühlend, denn wir wissen, wie lange es dauert, um bei Google ganz nach vorn zu kommen – und was das kostet: an Geld und Zeit.

 

Wir machen – als Internet-Insider – aber stets noch etwas anderes: Wir lassen uns von Google anzeigen, wie viele Seiten die Suchmaschine unter der Domain des neuen Anbieters (also seiner Internet-Präsenz) indexiert hat. Denn die Anzahl der indexierten Seiten beschreibt und umgreift das gesamte Internet-Angebot jedes Anbieters, das er seinen potenziellen Kunden oder auch nur Interessenten zur Verfügung stellt.

 

Sie spiegelt somit Professionalität, Knowhow und Ernsthaftigkeit – aber auch Aufwand und Mühe wider. Kurz: Sie ist ein Indiz dafür, in welcher Liga der jeweilige Anbieter im Internet zu spielen gedenkt.

 

Der Suchbefehl bei Google zeigt heute insgesamt 4.460 Seiten an. Danach kommt eine ganze Weile gar nichts: Nicht bei den Etablierten und bei den Neuen schon gar nicht.

 

Wenn es einen Anlass zum Scherzen gibt, schmunzel´ ich auch gerne einmal.

(In Gedenken an den von mir verehrten Loriot)

 

Freitag 15. Juni 2012

IN TIEFER DANKBARKEIT

In Gedenken an meine Mutter, Helga BeckerDu warst immer für uns da – seit den ersten Tagen, die unsere Erinnerung noch erreichen kann.

 

Dich jetzt allein zu lassen, war daher außerhalb jeder Vorstellungskraft.

 

31 Stunden haben wir abwechselnd Deine Hand gehalten, ohne sie auch nur einmal für länger loszulassen, als es der Wechsel erforderte.

 

Der Tag ist gegangen. Die Nacht ist gegangen. Und ein weiterer Tag ist gegangen.

 

Dann bist Du gegangen.

 

Und wir waren bei Dir: Denn nichts konnte wichtiger sein für uns.

 

Im Gedenken an meine Mutter, Helga Becker.

 

In tiefer Dankbarkeit. Alles ist anders.

 

Freitag 08. Juni 2012

FAIRPLAY IM INTERIM MANAGEMENT

Situationen gibt es im Interim-Geschäft, die sind einfach blöd:

 

Wir erhalten eine Anfrage für einen Interim Manager Personal: ausgerechnet! Nur die Anfragen nach Projektmanagern in der Automobilindustrie treiben derzeit meinen Puls noch höher.

 

Unsere Datenbank identifiziert sieben Kandidaten, die angeben, verfügbar zu sein. Und es beginnt das alt-bekannte Spiel, auf das ich hier mehrfach eingegangen bin: Ich schreibe eine Mail, stelle das Projekt vor und bitte darum, die eigene Verfügbarkeit zu bestätigen.

 

Zwei sind doch nicht verfügbar, zwei antworten nicht, drei sind verfügbar – und ich stelle sie folglich dem Kunden vor. Zwei davon lehnt er ab.

 

Soweit nichts Besonderes – wenn man davon absieht, das ich einen Fehler gemacht habe.

 

Spätestens nachdem der Kunde zwei von drei Kandidaten abgelehnt hatte, hätte ich den einen Kandidaten, der nicht geantwortet hatte, anrufen sollen:

 

Ich kenne ihn persönlich, ich schätze ihn – und sein Profil passt genau auf das, was der Kunde sucht.

 

Hab´ ich aber nicht: Weil in der Zwischenzeit die Automobilbauer keine Ruhe lassen, weil meine private Situation fernab jedes Ponyhofes ist oder weil der Newsletter anstand.

 

Der aber führte dann zu folgendem Mailwechsel, weil wir die Projekte und die Interim Manager auf der dazugehörigen Shortlist im Newsletter eben offen legen:

 

Interim Manager:

 

„Hallo Herr Becker,

 

ich habe die Juni 2012-Auswertung durchgesehen und bin etwas erstaunt. In der Vergabe der Position „HR-Manager (operativ und strategisch)“ ist INMAN Nr. 519 gelb gekennzeichnet – was bedeutet, „reagierte nicht“. Mir ist nicht bewusst, eine Anfrage erhalten zu haben??? Selbst wenn die Position ggf. nicht passen würde, so würde ich mich auf eine Anfrage grundsätzlich melden. Ich würde zumindest den Sachverhalt gerne aufgeklärt wissen. Können Sie mich dabei unterstützen? Wie hat mich die Anfrage erreicht? Mail – Telefon ?“

 

Ich sende ihm eine Kopie meiner Mail „Bitte um Bestätigung Ihrer Verfügbarkeit“.

 

„Sehr geehrter Herr Becker,

 

herzlichen Dank für die schnelle Rückmeldung. Um es kurz zu sagen – es war mein Fehler. Im Rahmen meiner IT-Aktualisierung ist diese Mail bei der Umstellung auf IMAP-Konten „als gelesen“ markiert worden (ich vermute einen Bedienfehler meinerseits), sodass ich Ihre Mail nicht wahrgenommen habe. Die Ausschreibung passte nahezu perfekt. Ich habe ja über 15 Jahre in der IT im Bankensektor.

 

Vermutlich ist bereits alles gelaufen?“

 

Ich antworte:

 

„Ich fürchte schon, Herr Interim Manager,

 

denn heute stellt sich die Kandidatin im zweiten Interview der Geschäftsführung vor.

 

Ich schlage vor, wir warten mal ab, wie das heute läuft: Man kann ja die tollsten Dinge erleben. Sollten sich beide Parteien nicht einig werden, dann liefere ich Ihre Unterlagen nach. Ich habe inzwischen einen ganz guten Draht zum Kunden.

 

„Die Ausschreibung passte nahezu perfekt.“ Nicht schlecht, unsere Datenbank, nicht wahr?“

 

Die Antwort des Interim Managers schreibt Geschichte in unserem Unternehmen:

 

„Ihre Datenbank, die Transparenz und das faire Geschäftsgebaren Ihrerseits sind für mich einzigartig im Markt. Die von Ihnen gelieferten Daten helfen mir z.B. auch in der Preisfindung. Zudem „inspirieren“ mich die Daten, meine eigene CRM-Datenbank mit Leben zu füllen, da ich die Aussagekraft Ihrer Reports sehr schätze.“

 

Am nächsten Morgen erreicht mich die Nachricht vom Kunden, dass der Termin mit der Kandidatin verschoben werden muss. Ich nutze dieses Fenster, um dem Kunden zusätzlich den Kandidaten 519 vorzustellen.

 

Ich denke, so geht das:

 

Fairplay im Interim Management

Freitag 01. Juni 2012

MANCHES BRAUCHT HALT SEINE ZEIT

„Ich bin sehr zufrieden mit Herrn [Interim Manager]. Er leistet bisher sehr gute Arbeit und stiftet einen erheblichen Mehrwert. Vielen Dank für Ihre Vermittlung!“ So der Wortlaut aus dem Mail eines Vorstands einer Holding am Mittwoch. Der Vorlauf für dieses Interim-Mandat: Etwa acht Wochen.

 

Ein anderer Kunde entschied sich zum gleichen Zeitpunkt für einen anderen Interim Manager vom Marktplatz MANATNET und zeichnet gerade den Vertrag mit dem Interim Manager. Der Vorlauf für dieses Interim-Projekt: Etwa sechs Wochen.

 

Ein weiterer Kunde findet seit dem 23. April, dass dieser Interim Manager sehr gut passen würde, zu dem, was gerade anstehe. Jedoch: Bis heute hat nicht einmal das erste Gespräch stattgefunden.

 

Ein anderer Kunde lässt mich über Pfingsten arbeiten, weil ein Interim Manager dringende und kritische Aufgaben zu erledigen habe. Der Kunde erhält meine Empfehlungen am Pfingstmontag gegen Mitternacht. Ich muss ihn gestern anrufen, um zu erfahren, dass er mindestens noch zwei Wochen Zeit braucht – für was auch immer.

 

Wie uns die Alten sungen: Es war einst ein schnelles Geschäft, dieses Interim Management. Heute ist das nicht mehr so. Aber dafür passt es recht gut zu einem meiner Hobbies, den Orchideen:

 

Manches braucht halt seine Zeit!

Freitag 25. Mai 2012

ICH HOFFE WEITER AUF EINEN GLÜCKSKEKS VON XING!

Kleinlaut gebe ich zu: Ich hab´s getan! Ich habe auch bei XING gesucht. Wieder sucht ein Kfz-Zulieferer einen Interim Manager für das Programm-Management. Aber die Kandidaten sind inzwischen knapp. MANATNET hat einen verfügbar, ZMM keinen mehr: Was ist nur los im Markt?

 

Ein Anforderungsprofil klassischer Prägung – also jede Menge Erfahrungen und Fähigkeiten sind erforderlich.

 

Eben weil sich derartige Anfragen für Interim Manager in den letzten Wochen häufen, habe ich ein recht gutes Bild davon, wie derzeit Angebot und Nachfrage aufeinander treffen.

 

Ein Telefonat mit dem Kunden findet statt. Zu Beginn frage ich den Kunden, ob er mit einem Insider im Interim Management ganz offen und professionell über Preise sprechen möchte. Er möchte – und es entwickelt eins dieser Gespräche, die ich liebe: Beide wissen, wovon sie reden. Und beide kommen nicht zusammen, weil das Angebot, das bei MANATNET verfügbar ist, für die Nachfrage (den Kunden) zu teuer ist.

 

Und dennoch respektiert man sich gegenseitig – weil man nicht ´rumblubbert und die Zeit des jeweils anderen verbrennt.

 

Ich habe Hochachtung vor solchen Leuten! Ich biete diesem Kunden deshalb an, einmal auf anderem Wege zu versuchen, für ihn fündig zu werden – mache aber deutlich, dass der Versuch auch vollkommen scheitern kann. Allein den Versuch empfindet der Kunde als bemerkenswerte Dienstleistung.

 

Dieser andere Weg ist XING.

 

Morgens um 8.30h kommuniziere in den einschlägigen Foren, was wir suchen: Und keine Stunde später (!) habe ich die ersten Mails von drei Kandidaten, die „genau das schon immer gemacht haben“.

 

Jubel!

 

Okay, man muss darüber hinwegsehen, dass der eine keine Erfahrung aus der Kfz-Industrie hat (das lieben diese stolzen Jungs dort!) und dass der andere jede Menge in der Logistik, aber noch nie Programm-Management gemacht hat.

 

Aber beim dritten keimt Hoffnung auf: Im Lebenslauf erkenne ich Spurenelemente dessen, was der Kunde sucht.

 

Ich antworte dem Kandidaten:

 

„Danke für Ihre schnelle Nachricht, Herr Kandidat.

 

Nun ist es so, dass Sie kein Ingenieurs-Studium mitbringen. Aus meiner Sicht können wir das möglicherweise verargumentieren, weil Sie eine ganze Menge an anderer relevanter Ausbildung mitbringen. Dennoch kann das nur gelingen, wenn Sie den Lebenslauf besser auf dieses Mandat zuschneidern.

 

Ganz besonders gilt das für den Teil

 

KONZEPTIONEN UND PROJEKTE

 

Hier sollten Sie nur alle Projekte aus der Kfz-Industrie aufführen, diese aber dafür ausführlich beschreiben.

 

Wenn Sie so anfangen:

 

Führung von Unternehmen bis zu einer Personalverantwortung von 400 Mitarbeitern
Führung der Mitarbeiter/innen der Abteilungen Presswerk, Schweißzentrum, Instandhaltung und AV
Verantwortlich für das Engineering inkl. Werkzeugbau, Lagerwesen, PPs
Koordinierung der Zusammenarbeit / Optimierung der Produktionsprozesse
Steigerung der Produktivität durch Rationalisierungsmaßnahmen und Vernetzen der Prozesse

 

dann wird der Kunde Ihre Unterlagen beiseitelegen.

 

Können Sie das bitte machen? Wir haben hierfür die Tage über Pfingsten Zeit, denn am Dienstag erwartet der Kunde mein Feedback.“

 

Ein wenig später kommt die Antwort des Kandidaten:

 

„Sehr geehrter Herr Becker,

 

herzlichen Dank für das Feedback Ihrerseits.

 

Meinen CV kann ich nicht ständig auf neue Bedürfnisse umstellen.“

 

Ich hoffe weiter auf einen Glückskeks von XING!

Freitag 18. Mai 2012

EINIGE SIND SMART – ANDERE NICHT!

„Von vielen Unternehmen wird Interim Management als zu teuer angesehen. Können Sie das Argument nachvollziehen? Bei einem durchschnittlichen Tagessatz von 1.000 Euro auf einer Position mit einem Jahresgehalt von 100.000 Euro wäre ein Interim Manager bereits ab dem 100. Tag teuer als ein Festangestellter. Oder?“

 

So lautete eine von 7 Fragen, die mir ein Journalist zur AIMP-Providerumfrage 2012 stellte. Ich habe sie geduldig beantwortet, denn das ist eine der Kernaufgaben des AIMP, Informationen zu liefern:

 

„Ich kann das Argument nachvollziehen und ich komme dabei zu dem Schluss, dass es falsch ist und von bemerkenswerten betriebswirtschaftlichen Schwächen zeugt:

 

Diese Rechnung lässt zumindest sämtliche Nebenkosten für den festangestellten Mitarbeiter außen vor wie z. B. die gesamten Sozialabgaben. Es lässt 30 Tage Urlaub ebenso außen vor wie Krankheit und Weiterbildung. Es lässt Rekrutierungskosten unberücksichtigt und auch mögliche Trennungskosten.

 

Wenn Sie genau und auf Basis „Fully Loaded Cost“ rechnen, dann werden Sie feststellen, dass ein Interim Manager nur unwesentlich mehr kostet, als ein festangestellter Mitarbeiter.

 

Zudem: Wenn Unternehmen einen solchen Vergleich konsequent gelten lassen, dann dürften sie nie einen Mietwagen nutzen. Sie tun es dennoch – auch, weil sie auf das Fahrzeug nicht drei Monate warten müssen, sondern kurzfristig losfahren können – um es dann, einige Zeit später, einfach wieder abzugeben.“

 

Ich gebe gern zu: Bei dieser Frage standen mir die Haare zu Berge. Nicht nur, weil ein Journalist diese Frage stellt, sondern vor allem, weil er sich auf „viele Unternehmen“ beruft.

 

Wir erleben offenbar eine enorme Spreizung in den deutschen Unternehmen, denn das Handelsblatt schreibt am gleichen Tag zu einem durchaus vergleichbaren Thema: „Nutzfahrzeugvermieter stocken ihre Flotten wieder auf“. Im Text erläutert das Handelsblatt:

 

„Denn vor allem mittelständische Unternehmen wollten mehr Flexibilität bei weniger Vertrags- oder Kapitalbindung. Vorsichtig sind sie geworden, die Kunden, und zugleich beweglicher: Miete erlaubt ihnen, Größe und Zusammensetzung der Flotten dynamisch an den aktuellen Bedarf anzupassen. …

 

Die „atmende Flotte“ ist mehr als ein aktives Liquiditätsmanagement, sie senkt auch betriebliche und saisonale Risiken. … Die Speditionen bevorzugten nach der Krise den absolut gesehen zwar teureren, dafür aber flexibleren und weniger kapitalintensiven Weg der Miete.“ (Quelle für alle Zitate: Handelsblatt)

 

Auch das kann ich nachvollziehen. Jede einzelne Aussage.

 

Wenn man das ganz zu Ende denkt, dann verlagern diese Unternehmen das Risiko der Kapitalbindung auf die Dienstleister – nicht dumm angesichts nennenswerter wirtschaftlicher Risiken.

 

Die Analogie gilt auch für Zeitarbeit und Interim Management: Hier verlagern die Unternehmen das Risiko der „Bindung“ auf Zeitarbeits-Unternehmen und Zeitarbeiter – und beim Interim Management allein auf den Interim Manager als Unternehmer in eigener Sache.

 

Solche Denkansätze würde ich gern einmal diskutieren – mit Journalisten und mit Unternehmen. Und was machen wir stattdessen? BWL-Basics.

 

Aber es ist halt so:

 

Einige sind smart – andere nicht!

 

Freitag 11. Mai 2012

WELCHEN INTERIM MANAGER WÜRDEN SIE NEHMEN, HERR BECKER?

Zu den Werbebotschaften der meisten Interim Management-Provider gehört es, dass sie ihre Interim Manager kennen. Natürlich, das ist doch selbstverständlich.

 

Meist jedoch wird das damit belegt, dass ein Interview zwischen Interim Manager und Provider stattgefunden hat.

 

Ich möchte das keinesfalls kritisieren oder gar entwerten!

 

Jedoch frage ich mich schon seit langem, ob das ausreicht. Inzwischen bin ich davon überzeugt: Das reicht nicht!

 

Die Ergebnisse von Interviews werden von zahlreichen Faktoren bestimmt, auf die ich hier gar nicht im Detail eingehen möchte. Und obendrein haben ganz aktuelle osphresiologische Forschungen offen gelegt, dass es Menschen gibt, „die einander nicht riechen können“ – andere aber schon.

 

Ich habe das Gefühl, als ob die meisten Provider noch viel zu wenig die Informationen nutzen, die sie selbst aus der eigenen Arbeit mit den Interim Managern gewinnen.

 

Hier sind ein paar Beispiele:

 

Rechtschreibfehler in E-Mails: Niemand ist ohne Fehler – und ich schon gar nicht. Wenn sich aber die Fehler häufen, wird es auf der ersten oder zweiten Ebene halt schwer. Auch heute noch.

 

Späte oder keine Antwort auf Nachrichten: Für moderne, schnelle und kommunikationsstarke Unternehmen geeignet?

 

Verfügbarkeitsdatum regelmäßig falsch: Ein Indiz für unterdurchschnittlich entwickelte Zuverlässigkeit?

 

Unterentwickelte Termintreue: Überhaupt für´s Interim Management geeignet?

 

Diskussionen über Kilometergeld: Grundsätzlich für´s Interim Management geeignet?

 

Lebenslauf älter als ein Jahr: Ein Indiz für nicht ausreichende Kundenorientierung?

 

Reaktionen auf Projektanfragen: Ich ziehe den Hut vor Interim Managern, die mir sagen „Das kann ich nicht in vollem Umfang abdecken“, während andere sagen „Ich kann mir das aneignen“. Realistische Selbsteinschätzung?

 

Und irgendwann stellt dann schon der eine oder andere Kunde, mit dem Blick auf die Shortlist, die Frage:

 

Welchen Interim Manager würden Sie nehmen, Herr Becker?

Freitag 04. Mai 2012

AUF EINMAL KANNST DU ÜBER DIE SCHREIBTISCHKANTE SEHEN

 

Zwei Dinge fallen mir auf: Der ganz überwiegende Teil der Kunden, mit denen wir in Kontakt kommen, wirkt gehetzt, unter Druck.

 

Und: Der Vortrag mit dem besten Feedback beim AIMP-Jahresforum in der vergangenen Woche war wohl (denn die Analyse ist noch nicht abgeschlossen) der Vortag von Herrn Straesser zum Thema Burnout.

 

Das spiegelt sich in unserem Tagesgeschäft wider:

 

Kunden, mit denen wir seit Ende März im Gespräch sind, weil sie Interim Manager für unternehmenskritische Aufgaben (die sie mir gegenüber im Detail beschrieben haben) benötigen, kommen keinen Schritt weiter, weil sie (Zitat) „nicht mehr über die Schreibtischkante sehen können.“

 

Nun frage ich mich schon seit einiger Zeit („EIN BLOGGER IST NICHT EVERYBODY´S DARLING“): Was ist denn bloß los in einigen Unternehmen?

 

Sicher ist es dicht an ehrenrührig, mein eigenes Unternehmen als Maßstab zu nehmen. Dafür sind wir zu klein und in der gesamten deutschen Wirtschaft zu unbedeutend.

 

Aber vielleicht kann dennoch das eine oder andere Unternehmen von MANATNET lernen – wie ich von anderen Unternehmen gelernt habe, ganz besonders von Chase Manhattan und debis Systemhaus.

 

Hier die Dinge, die ein Unternehmen von MANATNET lernen könnte:

 

Prioritäten: Das wichtigste, das Du hast, sind Deine Geschäftspartner und unmittelbar danach Deine Prospects (also die Menschen und Unternehmen, mit denen Du gern zusammenarbeiten möchtest): Es gibt nichts Wichtigeres. Schon gar nicht irgendein interner Kram – auch nicht Dein Chef.

 

Schnelligkeit: Wer immer Dich kontaktiert, möchte etwas von Dir – und zwar schnell, auch wenn er das nicht explizit sagt. Also lass ihn nicht warten! Er könnte jemand anderen fragen, der schneller ist als Du.

 

Offenheit: Niemand wird Dich schlagen für ein „Tut mir leid, das kann ich nicht!“. So gut wie jeder wird Dich schlagen, wenn er das selbst und dafür später herausfinden muss.

 

Zuverlässigkeit: „Deadlines“ sind zum Einhalten, deshalb heißen die so. Niemand wird Dich würgen, wenn Du rechtzeitig sagst: Ich schaffe das nicht!“ Jeder wird Dich würgen, wenn Du schweigend sie verstreichen lässt.

 

„Nice-to-haves“: Frage Dich, was für Dein Geschäft wirklich wichtig ist, nicht für Dein eigenes, persönliches Wohlbefinden. Ein toller Dienstwagen oder die Präsentation nun doch noch schnell in einem neuen Layout haben noch nie zu mehr Geschäft geführt.

 

„Meeting-Mania“: Jeder weiß, dass die meisten Meetings nichts bringen. Also lass es. Wenn Du denn unbedingt ein Meeting abhalten musst, dann niemals ohne Agenda – und eine Uhrzeit für den Beginn und das Ende. Und genau dann fang an, nicht wenn der letzte Teilnehmer eingetrudelt ist. Und genau dann hör auf. Auch wenn Du nicht durch bist: Steh´ auf und gehe!

 

Nebenschauplätze: Du wirst viele Menschen treffen, die Dir Zeit rauben wollen zum eigenen Vorteil. Das ist deren gutes Recht, jedoch: Auch wenn die Verpackung noch so hübsch sein sollte. Du musst nicht jede Verpackung öffnen.

 

Liebe: Mache gern, was Du tust. Wenn Du es nicht gern tust, dann mache etwas anderes.

 

Und nicht zuletzt:

 

Weitsichtigkeit: Wenn Du ein Unternehmen führst, dann musst Du im Kopf allen anderen gegenüber mindestens drei Monate voraus sein. Anderenfalls wirst Du nicht führen, sondern getrieben.

 

Hört sich krass an, vielleicht, aber einen Test ist es allemal wert! Ich verspreche:

 

Auf einmal kannst Du über die Schreibtischkante sehen!

Sonntag 29. April 2012

AIMP-JAHRESFORUM – EINE GROSSE FAMILIENFEIER

Zerknirscht gebe ich zu: Ich habe meinen Regelprozess gebrochen. Mein Blog kommt mit zwei Tage Verspätung.

 

Ein Ereignis von prozessbrechendem Rang braucht´s schon, dass ich das zulasse.

 

Das AIMP-Jahresforum hat einen solchen Rang.

 

Woran liegt das?

 

Irgendwann wird klar, dass wir weit über hundert Gäste haben werden. Die mit einer Erwartungshaltung an diese AIMP-Veranstaltung kommen werden. Mit einem Anspruch. Die ihre spärliche freie Zeit nicht verschwenden wollen. Und das zu Recht.

 

Das kannst Du nicht wie eine Familienfeier angehen. Es sei denn, Du möchtest dilettieren. Alle, die mich kennen, wissen, dass mir das zutiefst zuwider wäre.

 

Du kannst planen so viel Du willst, Du kannst Dich drehen und wenden wie Du willst! Du kommst da nicht raus: Die Woche vor der Veranstaltung wird komplett von diesem Ereignis beherrscht. Zwar fühlst Du Dich inzwischen einigermaßen sicher, weil die sechsundfünfzig Positionen umfassende „To-Do“-Liste vom Kennzeichen „Done“ beherrscht wird.

 

Erledigt, weil vorbereitet, sind:

 

Die kleine Begrüßungsrede am Freitag. Ziel: Gute Stimmung schaffen mit ein paar Gags, die hoffentlich nicht schief gehen.

 

Die Urkunden für die Interim Manager des Jahres, Gabriele Schmitz, Hans Eckhart Hilgenstock, und Dr. Stephan Mayer (Foto): Geschaffen vom Künstler Gaetano Groß nur für diesen Anlass.

 

Die Begrüßungsrede am Samstag. Ziel: Internationalität der Gäste aus insgesamt sechs Ländern offenlegen, 20.000 Abrufe des Programms als PDF von der AIMP-Site kommunizieren. Noch einmal herausstellen, dass wir die Ideen der Interim Manager („Schwarm-Intelligenz“) im Plenum und in den Workshops aufgegriffen haben – und den vor Ort mitmachenden Interim Managern danken. Ein paar kleine Gags einstreuen – auch, um die unter uns „aufzuwecken“, die Freitag spät ins Bett gekommen sind. Ich gehöre dazu. Eisernes Zeitmanagement ankündigen – auch, weil nach uns zwei Hochzeiten stattfinden werden.

 

Die Präsentation der AIMP-Providerumfrage 2012 gemeinsam mit meinem Freund Thorsten Becker von den Management Angels: „Mission Impossible“. Wie bringen wir den Kern ´rüber, ohne die Gäste mit dem kompletten Zahlenwerk zuzudecken? Zwei Telefonate für den inhaltlichen Rahmen. Zwei telefonische Trockenübungen, eine echte am Freitag im Hotelzimmer.

 

Der Workshop „Social Media“ dank der Unterstützung meiner Mitstreiter Melanie Heßler, Thorsten Soll und Kai Otte.

 

Aber eine gute Handvoll der „To-Dos“ wird erst am Tag davor erledigt sein können.

 

Mit seltsamer Magie sind das ausnahmslos erfolgskritische Aufgaben.

 

Also fährst Du am Tag vorher hin. Quälst Dich durch staubeherrschte Autobahnen. Für die Abschlussbesprechung mit dem verantwortlichen Manager des ausrichtenden Hotels. Für das letzte Feilen. Und für den Fall, dass etwas schief laufen könnte.

 

Es läuft nichts schief. Nichts. Rein gar nichts. Selbst die beiden Gäste, die aus mir unerfindlichen Gründen keine Zimmer gebucht hatten, wurden vom Hotel untergebracht – woanders, aber in der Nähe („Trinken Sie einen Kaffee und geben Sie mir zehn Minuten: Ich regele das für Sie!“).

 

Wer jemals echte Service- und Kunden-Orientierung erleben möchte, dem empfehle ich einen Besuch auf Burg Schwarzenstein im Rheingau.

 

Beim Frühstück heute Morgen habe ich die gut sechzig ausgefüllten Feedbackbögen überflogen:

 

Drei fanden die Veranstaltung nicht gut – eins dieser Feedbacks erfolgte nicht anonym: Ich werde den Dialog suchen. Aber fast sechzig andere waren ganz begeistert – auch, manche besonders, von der „Location“.

 

Ich glaube, ich fühle so etwas während der Veranstaltung, vor allem beim Abschied: Hier waren fast alle gut drauf und auch froh, dabei gewesen zu sein.

 

Und auf dem Heimweg formt sich ein Bild im, zugegebenermaßen, müden Ich:

 

AIMP-Jahresforum – Eine große Familienfeier

 

Freitag 20. April 2012

FACHKRÄFTEMANGEL – JETZT AUCH IM INTERIM MANAGEMENT?

Bürger zu Bloggern, das Blog ist die digitale Stimme des Einzelnen.“, schreibt Sascha Lobo am 17. April und: „Der Weg vom Netzkonsumenten zum mündigen Digitalbürger führt nur über eine selbstkontrollierte Web-Seite, alles andere ist unterhaltsames, nützliches, schmückendes Beiwerk.“

 

Ich stimme ihm zu – ohne jede Einschränkung.

 

Leider Gottes bedeutet das viel Arbeit für den mündigen Digitalbürger!

 

Und das ist bei Facebook und Co. halt nicht der Fall; alle ist sehr viel einfacher: Ich klicke auf einen Button – und schon gefällt mir etwas. Ich schreibe ein paar Wörter – und schon bin ich aktiv im reglementierten Netz.

 

Und ich armer Wurm?

 

Zusätzlich zur heißen Phase der Vorbereitungen für das Achte AIMP-Jahresforum heute in genau einer Woche häufen sich hier die Anfragen nach Interim Managern.

 

Was gibt es wichtigeres? Aber mein Blog ruft….

 

Ein Kunde braucht fünf Interim Manager für wichtige Projekte im Unternehmen. Das Anforderungsprofil füllt leicht eine DIN A4-Seite, gespickt mit einigen KO-Kriterien. Beginn: Am besten sofort. Preis: Niedrig.

 

Soweit ein ganz normales Projekt also.

 

Dennoch weiß ich schon beim Anruf des Kunden, dass wir selbst bei MANATNET nicht genügend Kandidaten haben, um dem Kundenwunsch nachzukommen. Und ich sage ihm das auch.

 

Und mein Blog ruft ….

 

Ich schlage dem Kunden vor, zusätzlich auf befreundete Interim Provider aus dem AIMP zuzugreifen. Da wir im AIMP alle miteinander befreundet sind reagiert der Kunde in unendlicher Weisheit: „Dann fragen Sie bitte unbedingt alle!“

 

Ups. Das war noch nie da!

 

Und mein Blog ruft….

 

Ich frage alle.

 

Schwierig. „Alle, die ich frage, sind im Projekt gebunden. Meist bis zum Jahresende“, antwortet ein Kollege.

 

Ein weiterer hat auch keinen Interim Manager verfügbar.

 

Wir geben nicht auf. Und mein Blog ruft…

 

Zahllose Telefonate. Viele führen zu nichts. Interim-Providing ist ein hartes Geschäft geworden.

 

Dann: Drei Kollegen liefern jeweils einen, MANATNET kann zwei Kandidaten liefern.

 

Wer die Poolanalyse des AIMP kennt (Ohne Doppelzählungen insgesamt etwa 11.000 Interim Manager in den Pools mit für uns alle verblüffend geringen Überschneidungen) fasst sich an den Kopf: Aus 11.000 Kandidaten finden wir gerade mal 5 Kandidaten, die passen und verfügbar sind.

 

Und: Ohne die Zusammenarbeit innerhalb des AIMP wären wir, MANATNET (aber auch alle anderen), schlichtweg nicht in der Lage gewesen, fünf Kandidaten vorzustellen.

 

Und mein Blog ruft ….

 

Ich gebe ihm nach, dem Lockruf des Blogs, heute Donnerstag um 23.10 Uhr – während eine Mail eines der identifizierten Kandidaten eingeht – und gebe einige Zeit später meine digitale Stimme ab an´s Content Management System. Wer weiß, was morgen kommt…?

 

Ich gehe schlafen mit einer Frage, die sich im müden Hirn festkrallt:

 

Fachkräftemangel – Jetzt auch im Interim Management?