Freitag 08. Juli 2016

DANN MACHT INTERIM-MANAGEMENT WIEDER SPASS!

MANATNET_Interim_Blog_Foto_J_Becker_Dann_macht_Interim_Management_wieder_SpassIn der Interim Management-Szene kennen sich die meisten Player. Und ein gehöriger Teil kennt sich sogar recht gut und, ja!, vertraut einander. Auf dieser Grundlage wird dann bisweilen recht offen miteinander geredet, ohne dass Kunden- oder Projektgeheimnisse ausgeplaudert würden. Darum geht es ja auch gar nicht!

 

Vielmehr geht es um unser Geschäft als solches, um Entwicklungen, Erlebnisse und Eindrücke jeder Art. Nun werden es mir meine Leser sicher nachsehen, dass ich an dieser Stelle kein Vertrauen verletzen werde (an anderer Stelle im Übrigen auch nicht: Niemals!). Dennoch kann ich folgendes festhalten:

 

Nicht zum ersten Mal sagte in dieser Woche ein geschätzter Provider-Kollege: „Das Geschäft macht keinen Spaß mehr!“ Und ein anderer: „Ich hab´ einfach keinen Bock mehr!“

 

Nun erwarten Interim-Provider keineswegs einen Rücksturz ins Paradies vor dem Sündenfall! Aus meiner Sicht erwarten sie schlicht das, was letztlich alle Unternehmen und die dafür arbeitenden Menschen erwarten: Anerkennung für ihre Arbeit und Fairness, was durchaus bis zum Entgelt reicht.

 

Eine nicht völlig aus der Luft gegriffene Erwartung also.

Fairness als Eckpfeiler im Interim Management

 

Auf die Fairness bin ich in meinem Blog hin und wieder eingegangen: Sie ist ein elementarer Eckpfeiler meines Denken und Handelns und für mein Unternehmen MANATNET. Sie wird mitunter (ausdrücklich: nicht im Regelfall!) gefressen von Egoismus und Egozentrik: Die Ergebnisse dieser Fresserei reichen vom Vorwurf der „Sittenwidrigkeit“ oder „Abzocke“ bis hin zum Betrug, wenn ein Interim Manager unseren Erlösanteil nicht weiterleitet. Und das, selbstverständlich, von Professionals nach eigenem Gusto.

 

Hier haben wir ein Kernproblem, das dem „macht keinen Spaß mehr“ zugrunde liegt. Interim Manager greifen den Interim-Provider an (verbal natürlich), weil er für das Projekt XY dem Kunden nicht vorgeschlagen wurde. Der Hinweis des Providers, dass er, der Interim Manager, die Anforderungen des Kunden nicht abdecke, ja, dass alle KO-Kriterien im CV nicht einmal erwähnt würden, wird dann gern mit einem dieser beiden „Argumente“ vom Tisch gewischt:

 

(1) „Ich habe diese Skills nicht, kann sie mir aber sehr schnell aneignen.“

(2) „Ja, das steht nicht im CV: Ich kann ja nicht alles abbilden…!“

 

Dies zeigt zunächst völlige Unkenntnis der Entscheidungsparameter auf der Kundenseite – und es legt zudem, nicht ungewöhnlich, Unterschiede im Eigen- und im Fremdbild offen.

Spaßbremsen im Interim Management

 

Als weitere „Spaßbremsen“ haben sich „Umgehungsversuche“ und das „Nachverhandeln des Tagessatzes“ während des laufenden Projektes herausgebildet.

 

Während „Umgehungsversuche“ aus meiner Sicht einem Diebstahl entsprechen (Der Interim Manager stiehlt dem Interim-Provider den ROI auf seine Vertriebsinvestitionen in eben diese Kundenverbindung), sind die Versuche, den Tagessatz nachzuverhandeln ein Armutszeugnis, mit einem Drall ins Erbärmliche:

 

Der Interim Manager möchte ein höheres Honorar. Typischerweise, weil „das Projekt sich viel umfangreicher darstellt als abgesprochen!“

 

Bemerkenswerter Weise ist das so etwas wie der Standard-Weg eines Interim Management-Projektes. Zumindest aus meiner Erfahrung…

 

Gute Verträge beschreiben daher die Aufgaben des Interim Managers (und natürlich, wie immer: der Interim Managerin!) sehr genau. Und sie enthalten die Klausel: „Zusätzliche Aufgaben können übernommen werden, sofern beide Seiten dem zustimmen.“ Und ein fairer Kunde (und das sind die meisten!) wird das mit einem etwas höheren Tagessatz entgelten.

 

Hier aber sind wir im Netz der von mir so gar nicht geliebten Dreiecksverträge, denn daraus folgt: Der Interim Manager geht mit seinem Ansinnen an den Interim-Provider, seinen Vertragspartner. Sein Ansinnen „höherer Tagessatz“ muss somit mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus der Marge des Providers finanziert werden: Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Interim-Provider an seinen Kunden geht mit dem Satz: „Was halten Sie davon, wenn wir ab morgen dem Interim Manager mehr zahlen…?“

 

Im direkten Vertragsverhältnis wie wir es bei MANATNET anwenden, wird so etwas viel seltener vorkommen, weil der Interim Manager seinen Wusch direkt mit dem Kunden besprechen müsste: Entweder, der Kunde hat diesem erweiterten Projektumfang samt Prämie im Tagessatz zugestimmt – und dann gibt es nichts mehr zu besprechen. Oder aber, auch dieser erweiterte Umfang findet sich nur im Eigenbild des Interim Managers wieder – und nicht im Fremdbild des Kunden: Auch dann gibt es nichts zu besprechen.

 

Und dann: Dass die „Leads“ und „Deals“ sich bei vielen Interim-Providern inzwischen in grotesken Quoten gegenüberstehen, erwähne ich nur der Vollständigkeit halber. Dass das nicht gutgehen kann auch!

 

Was also sagt uns das alles?

 

Ich denke, statt ständig dieses mich scheinbar als modern charakterisierende „Win-Win“-Geblubber widerzukäuen, ist es an der Zeit, dass sich der eine oder andere Marktteilnehmer – durchaus nicht nur im Interim-Geschäft – mal wieder mit den scheinbar altbackenen Begriffen „Partnerschaft“ und „Fairness“ auseinandersetzt. Dies schließt ausdrücklich den einen oder anderen Interim-Provider ein!

 

Ich bin zutiefst davon überzeugt:

 

Dann macht Interim-Management wieder Spaß!