Freitag 07. März 2014

TUT MIR LEID: ICH KANN DIR NICHT HELFEN!

Quelle: www.piqs.de © Fotograf: D. Sharon Pruitt – Titel: Beautiful SadnessGestern habe ich es wieder getan: Ich habe „Nein“ gesagt. Nein zu einem Kunden, der einen Interim Manager haben wollte – und im Gegenzug bereit war, 500 Euro am Tag zu zahlen. Einschließlich Spesen, versteht sich. Kein Einzelfall, wie meine treuen Leser wissen.

 

Es gab Zeiten, da habe ich gebetsmühlenartig argumentiert, weshalb das nicht funktionieren könne. Tolle Excel-Sheets mit Modellrechnungen in allesbesserwisserischer Berater-Manier hinterhergesendet. Stets in der vagen Hoffnung auf eine alles grell erleuchtende Einsicht des Kunden. Auf dass er seine Schatulle doch noch weiter öffne…

 

Nix ist passiert.

 

Aber mein schlechtes Gefühl blieb: Du hast versagt, Du hast Deinen Kunden nicht zufrieden stellen können. Ich hasse schlechte Gefühle!

 

Seit einiger Zeit bin ich dazu übergegangen, höflich zwar, aber dennoch klar zu kommunizieren: Wo auch immer Sie solche Interim Manager finden werden: bei MANATNET sicher nicht!

 

Stets mit dem griffigen Bild vor Augen: Sie können beim Volkswagen-Konzern einen Golf, einen Audi, einen Phaeton und einen Bentley kaufen – was immer Sie  bevorzugen. Alles sind gute Autos – auch, wenn sie nicht vergleichbar sind [Liebe Leser mit automobilem Hintergrund: Ich weiß, die Plattform-Strategie übersehe ich listig!]. Und so verkauft der Konzern vom Golf einige Millionen Stück weltweit, vom Bentley jedoch nur rund zehntausend. Deshalb hat der Golf eine enorme wirtschaftliche Bedeutung für Volkswagen und der Bentley eben nicht.

 

Fatalerweise gilt: Sie können nicht den Bentley erwerben, wenn Sie dafür den Preis eines Golfs auf den Tisch legen.

 

Um im Bild zu bleiben: So arbeitet MANATNET denn unverdrossen im Audi-, Phaeton- und im Bentley-Segment – und lässt die Golf-Kunden außen vor. Viele Golf-Kunden. Unter der Überschrift „Kundenorientierung“ ist das sicher keine Glanzleistung!

 

Konsequenterweise frage ich mich, ob MANATNET sich nicht auf irgendeine Weise dem Golf-Segment öffnen sollte. Bisher habe ich für mich diese Frage stets verneint. Jedoch kann ich inzwischen nicht mehr ausschließen, dass uns die Kunden auf lange Sicht schlichtweg dazu zwingen werden.

 

Denn mein „Nein“ lässt den Kunden letztlich allein. Allein mit seinem Problem. Das ist nie gut.

 

Denn das Problem des Kunden wird folglich ein anderer Dienstleister lösen – und sein Geschäft machen. Wahrscheinlich ist das dann ein Unternehmen aus der Zeitarbeit. Und womöglich wird es zu einem späteren Zeitpunkt von eben diesem Kunden auf Interim Manager aus der Bentley-Klasse angesprochen werden: Auch das ist nicht gut! [Für die Logik-Fans unter meinen Lesern: Für den anderen Dienstleister schon, nicht aber für MANATNET!]

 

Nun wird MANATNET ganz sicher kein Unternehmen für Zeitarbeit werden. Denn dieses Geschäft ist ein völlig anderes als das Interim-Geschäft. Aber vielleicht werden wir langfristig gesehen mit einem solchen Unternehmen zusammenarbeiten müssen.

 

Denn im tiefen Innern hasse ich es abgründig, wenn ich einem Kunden sagen muss:

 

Tut mir leid: Ich kann Dir nicht helfen!

 

Kommentare

  • 01
    Karin Menne schrieb...

    Hallo Herr Becker

    BITTE KEINE ZUSAMMENARBEIT MIT ZEITUNTERNEHMEN.

    Das ist, was ich seit Jahren erlebe. Der Markt Interimmanagement wird verwässert. Vor Jahren wurde ich ausschließlich auf qualifizierte Projekte (Buchhaltung und/oder Controlling) angesprochen. Seit einiger Zeit aber fällt das Niveau drastisch.
    Die Tage hatte ich eine Anfrage, wo die Dame scheinbar Leiharbeit und Interimmanagement verwechselt hat.
    Ich bin jetzt seit fast 8 Jahren selbständig und war in bislang 11 Projekten. Aber ich habe Angst wie das noch weitergehen soll.
    Schuster bleib bei Deinen Leisten. Soll doch bitte der eine Interimmanagement anbieten und der andere Leiharbeit. Beides wird gebraucht und ist wichtig, aber es sind unterschiedliche Paar Schuhe.

    Es ist gut, Herr Becker, dass Sie in manchen Fällen nicht helfen, alles andere macht den Markt kaputt.

    Herzliche Grüße aus Köln
    Karin Menne

    • 02
      Jürgen Becker schrieb...

      Ja sicher, Frau Menne,

      MANATNET, wird bei seinen Leisten bleiben. Auch stimme ich Ihnen zu, dass wir von „zwei Paar Schuhen“ reden – einige Kunden aber offenbar nicht. Dann müssen wir ihm halt sagen: Zeitarbeiter, mit dem Dienstleistungsangebot A, bekommst Du bei einer Zeitarbeitsfirma. Und Interim Manager, mit dem Dienstleistungsangebot Z, bekommst Du bei einem Interim-Provider.

      Nur: An dieser Stelle denke ich darüber nach, ob es nicht besser wäre, dem Kunden dann zu sagen: Am besten gehst Du zum Unternehmen XYZ, denn die sind gut und wir arbeiten mit denen zusammen. Mein Bauch sagt: Da werden wir hin müssen, mein Hirn ist noch nicht so weit.

      Und den Kunden (und die gibt es ja tatsächlich auch!), die dann immer noch gern eine Interim Managerin wie Sie an ihrer Seite sehen möchten, dafür aber nur Taschengelder hinlegen wollen: Denen werden wir halt auch dann nicht helfen können.

      Gruß – und: Danke für Ihren Beitrag.

      Jürgen Becker

  • 03
    Menge schrieb...

    Hallo Herr Becker,
    auch ein Golf ist ein vollwertiges Fahrzeug und bevor sich unzufriedene Kunden anderswo hin orientieren, halte ich es für sinnvoll über unser Level nachzudenken, ohne jedoch zum Billigheimer zu degenerieren, denn damit würde der Marktplatz MANATNET entwertet werden.
    Jeder Interimmanager kann für sich entscheiden, welche Angebote er wo annehmen will.
    Ich selber habe schon diverse Anfragen abgelehnt, bei deren Annahme ich mich für weitere spätere Aufträge selber disqualifiziert hätte, mal ganz abgesehen von meiner persönlichen Zufriedenheit, die für gute Arbeit eine angemessene Entlohnung braucht.
    Mit freundlichen Grüssen
    Gerd-Joachim Menge
    EffizienzCoach.

    • 04
      Jürgen Becker schrieb...

      Danke für Ihren Kommentar, Herr Menge.

      Ich stimme Ihnen zu, denn Sie sprechen den Kern an: Ich kann eine solche Nachfrage nach der „Golf-Klasse“ nicht aus MANATNET heraus abdecken. Allein unsere Aufnahmekriterien (mindestens 10 Jahre Führungserfahrung oder aber absolutes Spezialistenwissen) sorgen dafür, dass die (berechtigten!) Honorarerwartungen der MANATNET-Interim Manager und der Vergütungsrahmen der Kunden nicht zur Deckung zu bringen sind.

      Frau Menne und ich auch haben zudem auch darauf hingewiesen, dass Zeitarbeit und Interim Management völlig andere Geschäfte sind. Ganz offen: Ich kann Zeitarbeit nicht – und ich will es auch gar nicht lernen.

      Möglicherweise kann ich aber eine Partnerschaft mit einem Zeitarbeitsspezialisten eingehen – und dann solche Kunden weiterreichen (und natürlich ein wenig mitverdienen). Im Ergebnis wäre das aus Kundensicht ein völlig anderes Bild: Der Becker hilft mir – statt: Auch der Becker hilft mir nicht!

      Das geht mir durch den Kopf.

      Aber noch einmal: Solange MANATNET mein Unternehmen ist, wird MANATNET keine Zeitarbeit anbieten.

      Gruß

      Jürgen Becker

  • 05
    René Stareczek schrieb...

    Guten Abend,
    vielen Dank für den spannenden Artikel. Ich habe ihn mit Interesse gelesen. Ich bin seit vielen Jahren Effizienztrainer für Unternehmen und kann aus Erfahrung bestätigen, dass Qualität vor Quantität kommt. Es sind die Führungskräfte, die einer Firma die Richtung weisen und die die Mitarbeiter motivieren. Natürlich ist jeder Mitarbeiter wichtig und wertvoll. Das Team, nicht der Einzelne, erreicht die großen Erfolge. Das ist unbestritten. Jedoch sind es die Macher und Lenker, die den Unterschied bewirken. Und deswegen sollten und müssen sie entsprechend entlohnt werden. Denn sie sind selten und wertvoll.
    Ich finde, dass es durchaus lohnenswert ist, sich in einem Segment zu etablieren, der höchsten Anforderungen entspricht – wie der Ihre im Gebiet des Interim Managements – und der beim Lösen von großen Problemen, höchsten Erwartungen des Kunden erfüllt.
    Ich bin definitiv ein großer Verfechter davon, den Bereich des Interim Managements und den der Zeitarbeit strikt zu trennen. Es sind, wie Sie richtig erläutert haben, „zwei völlig verschiedene Paar Schuhe“.
    Ich kann Ihren Gesichtspunkt, einer möglichen notwendigen Zusammenarbeit absolut einsehen. Man kann sich den Gesetzen und Entwicklungen des Marktes nicht völlig entziehen, muss bestimme Wendungen realisieren und für sich zum Vorteil nutzen, ohne dabei seine Schwerpunkte zu vernachlässigen.
    Unternehmen wie Ihre halte ich für sehr wichtig, den Top Qualität muss vom Durchschnitt getrennt werden, um Effizienz und Fortschritt sicherzustellen. Dies meine ich nicht als negative Wertung des Durchschnitts, sondern als schlichte Feststellung der Fakten.
    Ich wünsche Ihren weiterhin viel Erfolg.
    Grüsse, René Stareczek, Effizienztrainer