Freitag 16. August 2013

INTERIM MANAGEMENT ALLEIN SCHAFFT DAS NICHT

Quelle: www.piqs.de © Fotograf: Tobias Lehmann – Titel: Zwei alte Zwillinge

 

Einen Interim Manager suche ich als MBI-Manager im Rahmen einer Nachfolgeregelung. Parallel dazu beherrscht ein Bahnhof die Nachrichten der so ganz langsam ausklingenden Ferienzeit – unmittelbar nach Ägypten. Und ein schlichter Geist – wie meiner – kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.

 

Mainz. Mit dem Namen dieser Stadt verbinde ich – man möge mir dies nachsehen – ZDF, Buchdruck und Karneval.

 

Und nun dies! Der Mainzer Bahnhof wird zum Tagesschau-Thema.

 

Zwei Vorstände brechen ihren Urlaub ab, einer vertritt die Bahn in den Krisengesprächen mit Betriebsräten und Gewerkschaften (!) vor Ort. An den voll besetzten Runden Tisch (der im Übrigen ein eckiger war…) hatten Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Verkehrsminister Roger Lewentz geladen.

 

Und der Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Dr. Peter Ramsauer, gibt der SPD die Schuld am Zustand der Bahn – genauer: Peer Steinbrück.

 

Die SPD – heissa, es ist Wahlkampf! – hat wegen der Personalengpässe der Bahn im Stellwerk am Mainzer Hauptbahnhof eine Sondersitzung des Bundestags-Verkehrsausschusses beantragt.

 

Ich wiederhole mich: Ein schlichter Kopf kann sich nur noch an selbigen fassen!

 

Mitarbeiterengpässe und daraus resultierend Zugausfälle. Natürlich ist das ein Unding.

 

Doch nur jemanden, der in Sachen Entwicklung der deutschen Unternehmen vollkommen unterbelichtet ist, kann das wirklich überraschen.

 

Die Worte der Erkenntnis heißen „Lean Management“ oder „Lean Enterprise“schlankes Unternehmen. Auf gut Deutsch: Weniger Mitarbeiter, die dafür mehr arbeiten müssen – verquast gern auch Effizienzsteigerungsprogramm XYZ genannt.

 

Jede noch so kleine Abteilung muss am „Optimum“ gefahren werden. Noch einmal auf gut Deutsch: Mit genau so vielen Mitarbeitern, dass der Laden nicht zusammenbricht. Ob die Leute zusammenbrechen, ist weniger wichtig – außerhalb der Sonntagsreden.

 

So wissen wir spätestens seit dem Jahr 2003 zum Beispiel, dass die Spezies der „Vertreter“ in den Unternehmen zur aussterbenden Rasse gehört. Versuchen Sie mal, in der Ferienzeit – und Deutschland hat viele Ferien! – irgendjemanden zu finden, der die Dinge weitertreibt, wenn Ihr Gegenüber in Urlaub ist. Sehen Sie!

 

Spitzen in den Unternehmen werden durch Zeitarbeiter oder aber durch Interimsmanager ausgeglichen. Deshalb sind beide Bereiche Wachstumsmärkte.

 

Und wenn dann, wie im Stellwerk Mainz, von 15 Mitarbeitern etwa die Hälfte in Urlaub oder krank ist, dann bricht der Laden halt zusammen – und nichts geht mehr.

 

Aber das weiß ich doch – als (Top-) Manager!

 

Und weil ich das weiß, weiß ich auch, was ich in solch einer Ausnahmesituation tun muss. Und da gibt es sicher einige Optionen, denn die gibt es stets. Nur eine gibt es nicht: Überraschung heucheln!

 

Für den Minister der Finsternis ist diese Geschichte eher ein Menetekel an der vom Verdrängen von Schwierigkeiten und Risiken gekennzeichneten deutschen Wohlfühlwand.

 

Zumindest, wenn Haufe Recht hat, die am Mittwoch titelten: „Mainzer Bahn-Debakel gibt Ausblick in die Zukunft“ und dann schrieb: „Was bei der Bahn am Mainzer Bahnhof derzeit schief läuft, könnte sich in Zukunft häufiger wiederholen – in anderen Unternehmen und Branchen. Diese Prognose trifft Trendforscher Sven Gábor Jánszky. Er geht davon aus, dass der Fachkräftemangel solche Situationen noch oft hervorrufen wird.“

 

Noch „oft“! Wenn Herr Gábor Recht hat, dann werden wir uns etwas wirklich Neues einfallen lassen müssen. Und damit liegt das in der Verantwortung des (Top-) Managements jedes Unternehmens. So simpel ist das. Auch, wenn es auf absehbare Zeit wohl noch ganz neue Lösungen im Personalmanagement brauchen wird.

 

Interim Management kann sicher vieles – und ich bin nach wie vor begeistert von dieser Dienstleistung. Dennoch bin ich mir ebenso sicher:

 

Interim Management allein schafft das nicht.