INTERIM MANAGEMENT FERNAB VOM ENTERTAINMENT

Ich gestehe: Ich bin ein Zahlen-Mensch! Nein, das ist rein gar nichts Besonderes – denke ich nach wie vor. Es ist lediglich ein Erbe aus längst verblühten Zeiten, als wir es in der Bank noch als Selbstverständlichkeit angesehen hatten, zu wissen, was wir tun.

 

Huckepack trage ich dieses Vermächtnis bis heute. Ein Fluch manchmal – meist jedoch ein Segen: Hilft es doch dem Credo einer bekannten Unternehmensberatung (aus ebenso verblichenen Zeiten) zu entsprechen: „You have to be in full command of material“. Hier ist die deutsche Sprache einmal etwas schlanker: „Du musst das Ganze vollständig verstehen“.

 

Im Wort-Sinn: Mitten drin stehen. Und – egal, wie Du Dich auch drehst und von welchem Winkel aus Du die Sache betrachtest: Du musst die Antworten aus jedem dieser Blickwinkel geben können.

 

In einer solchen Denkwelt gibt es kein „ich glaube“ oder „ich gehe davon aus, dass …“ Sondern nur ein „Auf der Grundlage der vorliegenden Informationen ist es wie folgt: …“.

 

Teufel auch!

 

Kein Platz für Märchen, Weichspülerei oder Worthülsen.

 

Ja, ich höre die Einwände: In der heutigen komplexen Welt ist das nicht immer machbar, ja: Das ist kaum noch machbar.

 

Bei allem Respekt: Das ist sicher hin und wieder mal so. Aber das ist doch nicht der Regelfall. Vielmehr glaube ich (auf dass die Prügel wieder niedergehe!), dass dieser populäre und schein-logische Einwand gern herangezogen wird, um es sich dahinter gemütlich zum machen.

 

Merke: „It´s tough to be in full command of material.” Es ist richtig schwer, etwas ganz tief zu verstehen. Denn das ist mit Buddeln verbunden, mit Fragen und Zuhören, mit Überprüfen und mit erheblichen Investitionen aus dem eigenen Zeitbudget.

 

Keinesfalls geht es einher mit persönlichen Selbstfindungsphasen, einer auf das zweite Nomen ausgerichteten „Work-Life-Balancing“-Kultur oder gar Entertainment.

 

Und das ist halt unbequem.

 

Deshalb ist es wohl kein Zufall, dass in den letzten Monaten zwei gleichlautende Anfragen aus dem kleinen Mittelstand kommen. Beide führt inzwischen die Nachfolger-Generation. Beide haben die eigene Kalkulation nicht im Griff – und bringen das Kunststück fertig, bei vollen Auftragsbüchern Verluste zu schreiben.

 

Beide brauchen die Unterstützung eines Interim Managers: Für den Aufbau einer professionellen Projekt-Kalkulation, eines professionellen Projekt-Reportings und -Controllings sowie einer ebensolchen Abrechnung.

 

Einen Zahlenmenschen halt. Oder auch nur einen „in full command of material“.

 

Oder eben:

 

Interim Management fernab vom Entertainment.

INTERIM PROJEKTE GESTOPPT GLEICH 0 PROZENT

In diesem Jahr erfreut mich das Frühjahr mit zwei zusätzlichen Schwerpunkten: Die AIMP-Providerumfrage 2012 und das 8. AIMP-Jahresforum. Besonders die AIMP-Provierumfrage ist ein schöner Anlass, das vergangene Jahr noch einmal zu reflektieren – auf der Grundlage der Zahlen, die unser System in unerschütterlicher Liefertreue für diese Umfrage ausspuckt.

 

Die Lead-to-Deal-Quote von 11:1 treibt mir noch immer die Zornesröte ins Gesicht. Atemübungen helfen, den Pulsschlag zu senken. Das Raster der AIMP-Providerumfrage hilft, das sachlicher zu betrachten. Ganz besonders die Frage: „Weshalb kam ein Projekt letztlich dann doch nicht zustande?“

 

Hier sind die Gründe für das Scheitern unserer Interim-Projekte in 2011:

 

Interne Besetzung/Lösung

22 %

Projekt gestoppt/verschoben

29 %

Wettbewerber trug Sieg davon

6 %

Kein geeigneter Interim Manager

6 %

Keine Budgetfreigabe

0 %

Tagessatz zu hoch

9 %

Interne Bedenken (Aufsichtsrat etc.)

0 %

Freelancer trug Sieg davon

19 %

Ansprechpartner/Kunde nicht mehr vorhanden

0 %

Sonstige

9 %

Angaben insgesamt

100%

 

Über die „interne Lösung“ regt sich niemand mehr auf, der im Interim Management tätig ist. Okay, besonders kritische Menschen könnten fragen: „Warum zum Teufel suchen die Kunden nicht im Vorfeld besser im eigenen Mitarbeiterpool?“ Aber entnervt werden wir weniger …

 

Über „Projekt gestoppt/verschoben“ ärgere ich mich hingegen sehr: Denn hierunter verbergen sich tatsächlich fast ausschließlich Projekte, die wir, MANATNET, gestoppt haben (!). Der Grund: Die Kunden reagierten nicht mehr auf unser Nachfassen! Merke: Nachdem sie selbst uns kontaktiert und um Hilfe gebeten hatten.

 

Das so etwas möglich ist, überstieg lange Zeit meine Vorstellungskraft – jetzt nicht mehr. Okay, ein kritischer Mensch könnte fragen: „In Zeiten von flächendeckender Smart-Phone-Mania: Weshalb nutzt man die Dinger dann nicht für eine schnelle und durchgängige Kommunikation?“

 

Und hier sind wir bei einem der bemerkenswertesten Phänomene unserer Zeit:

 

In der Breite verfügen wir über die beste Kommunikationstechnik aller Zeiten – und kommunizieren so schlecht wie niemals vorher.

 

Nun werden wir, bei MANATNET, das nicht ändern können. Aber wir werden uns darauf einstellen müssen. Hierbei werden wir zwei Stoßrichtungen folgen:

 

1. Wir werden weiter und unverdrossen auf schnelle und offene Kommunikation von unserer Seite bauen. Es gibt Interim Manager, die bezeichnen MANATNET hier als Benchmark im deutschen Interim-Geschäft. Diesen Ruf werden wir verteidigen.

 

2. Wir werden Abwehrmechanismen aufbauen, um uns von Kommunikations-Stümpern so wenig Zeit wie möglich rauben zu lassen: So ist ein Nachfassen von unserer Seite (als Beispiel) letztlich ein Diebstahl unserer Zeit – denn, wenn die Gegenseite ihre Zusage eingehalten hätte, wäre ein Nachfassen nicht nötig.

 

Hier haben wir eine ganze Menge vorgedacht. Jetzt wird, meine Leser kennen das, intensiv nachgedacht – und das Ganze dem „Säurerest“ ausgesetzt.

 

Das wird wohl bis in den Herbst hinein dauern. Folglich werden wir in diesem Jahr noch etwas anfällig bleiben. Aber ich bin ziemlich sicher: Für 2013 berichte ich:

 

Interim Projekte gestoppt gleich 0 Prozent