EIN GIGANTISCHES POTENTIAL FÜR INTERIM MANAGER!

MANATNET_Interim_Management_Blog_Foto_J_Becker_Ein_gigantisches_Potential_für_Interim_ManagerLetztlich bin ich es den Interim Managern von MANATNET schuldig – und deshalb macht mein Unternehmen seit jeher Kaltakquisition. Ich denke, daran führt kein Weg vorbei in unserem Interim-Geschäft, das durch steigenden Wettbewerb gekennzeichnet ist.

 

Sich hier auf opportunistische Wege zu verlassen, halte ich langfristig für gefährlich – auch, weil durchaus eine Fluktuation in den Personalabteilungen festzustellen ist! Also: Zielkunden identifizieren und anrufen – mit einem Brief vorab, aber auch durchaus ohne: Immerhin hat MANATNET einiges zu bieten und einer stetig steigenden Zahl von Kunden gefällt das ganz offensichtlich.

 

So werden wir – sofern uns nicht der Himmel auf den Kopf fällt – in diesem Jahr ein Rekordvolumen im Interim-Geschäft erzielen. Und nein: Ich halte das, anders als ein Wettbewerber vor kurzem, nicht einer Pressemitteilung für würdig!

 

Aber, dass wir in einer Woche gleich drei Mandate besetzen: Das ist schon ungewöhnlich! So etwas ist in der nun bereits fast 15-jährigen Firmengeschichte von MANATNET noch nie vorgekommen. Freuen wir uns also ein wenig…

Maximale Marge ist nicht alles

 

Jedoch: In einem Fall mussten wir mit dem Kunden ein sehr knapp kalkuliertes Modell rechnen, anderenfalls hätte das Budget des Kunden nicht ausgereicht. „Da müssen Sie sich bewegen, Herr Becker, sonst schaffen wir das intern nicht!“ Nun: Der Interim Manager hat sich bewegt und wir haben uns bewegt: sehr weitgehend bewegt…

 

Dafür hat sich der Interim Manager am Dienstag vorgestellt – und am Donnerstag seine Arbeit aufgenommen. Ich liebe so etwas! [FREITAG ANGEFRAGT – DIENSTAG ANGEFANGEN]

 

Dass wir dramatisch weniger verdienen als die im Markt kolportierten Provider-typischen 33 Prozent (MANATNET nimmt ohnehin maximal 25 %): Sei´s drum! Das Problem des Kunden ist gelöst – und mein Unternehmen wird schon nicht den Bach ´runtergehen, auch wenn ich mich [erneut] dem Vorwurf aussetzen werde, ich würde den Markt kaputtmachen. Mache ich nicht, sicher nicht. Stattdessen kommt ein Projekt zustande, das anderenfalls nicht zustande gekommen wäre – ebenso sicher nicht!

 

Zudem wollen wir nicht übersehen: Ein neuer Kunde ist zufrieden, und ich muss ihn nicht mehr (kalt) akquirieren! Auch das zählt in meiner Welt:

 

„Danke für Ihre spontane Unterstützung, Herr Becker!“

Wenig erfreuliche Kaltakquise

 

In der Kaltakquisition hingegen gibt es traditionell wenig Erfreuliches – und das ist exakt der Grund, weshalb sich die meisten Menschen davor scheuen – selbst erfahrene und erfolgreicher Vertriebler: „Alles, nur keine Kaltakquise!“ Ich verstehe das, denn man braucht schon ein überdurchschnittliches Selbstvertrauen, ja, einen gewissen Hang zur Selbstkasteiung, um solche Telefonate durchzustehen:

 

Unternehmen: „Wir halten nichts von Interim Managern! Aber Sie können mir ja mal Ihre Unterlagen zusenden.“

 

MANATNET: „Verstehe. Wollen Sie mir berichten, welche Erfahrungen Sie mit Interim Managern gemacht haben? Die waren ja offenbar nicht so toll!“

 

Unternehmen: „Wir haben hier noch nie mit Interim Managern gearbeitet. Zudem gibt es eine Grundsatzentscheidung, dies auch in Zukunft nicht zu tun.“

 

MANATNET: „Ah, okay! Ist es denn dann überhaupt sinnvoll, wenn ich Ihnen unser Info-Paket zuzusende?“

 

Unternehmen: „Das überlasse ich Ihrer Entscheidung“.

 

MANATNET: „Verstehe! Ich danke Ihnen für das Telefonat und auf bald.“

 

Um dieses Gespräch einordnen zu können, sollten meine Leser wissen, dass dieses Telefonat keineswegs mit einer Dönerbude geführt wurde. Stattdessen hatten wir den Personalchef eines etablierten Unternehmens an der Strippe, mit fast 1.500 Mitarbeitern an weltweit einem Dutzend Standorten und den Begriffen „Weltmarktführer“ sowie „innovativ“ und „Innovation“ auf der Homepage.

 

Ich kann mir nicht helfen: Aber das verblüfft mich jedes Mal aufs Neue. Nun bin ich den Kinderschuhen im Vertrieb seit langem entwachsen und ich erwarte daher keinesfalls ein „Prima, dass Sie anrufen! Gerade hat sich unser CEO beim Skifahren einen komplizierten Schienbein-Bruch zugezogen. Können Sie uns bitte morgen früh einen entsprechenden Interim Manager senden?“

 

Jedoch bin ich ebenso davon überzeugt: Solange wir solche Telefonate führen und solange bedeutende Unternehmen sich entscheiden, eine Option zur Personalbeschaffung von vornherein nicht einmal in Betracht zu ziehen – und sich obendrein selbst auch noch als überlegen sehen: Solange ist Interim Management in Deutschland längst noch nicht angekommen.

 

Die gute Nachricht lautet jedoch:

 

Ein gigantisches Potential für Interim Manager!

 

DER KLASSIKER HALT: SELBST SCHULD, BECKER!

MANATNET_Interim_Management Blog_Foto_J_Becker_Der_Klassiker_halt_selbst_Schuld_BeckerDen Interim Manager hatte ich neu bei MANATNET aufgenommen im Januar dieses Jahres. Er kam über die Empfehlung einer langjährigen, guten Geschäftspartnerin: Beide hatten ein paar Jahre in einem Unternehmen als Kollegen auf der Geschäftsführungsebene zusammengearbeitet. Dieses Unternehmen wurde nun veräußert, dann restrukturiert und der ehemalige Kollege verlor seinen Job. Der Klassiker halt!

 

Der ehemalige Kollege musste sich neu orientieren und entdeckte Interim Management als attraktive Option für sich und meine Geschäftspartnerin empfahl ihm daraufhin, sich mit mir in Verbindung zu setzen – auf dass ich ihm beim Einstieg ins neue Interim-Geschäft helfe. Der Klassiker halt!

 

Ich mache das gern, obendrein ist das mein Job. Zudem, hier bin ich doch noch sehr altmodisch, empfinde ich eine Empfehlung als Verpflichtung – und damit hatte der neue Interim Manager meine volle Aufmerksamkeit. Wir investierten in zahlreiche Telefonate und E-Mails, in den Lebenslauf, natürlich, und in ein paar nachgelagerte Dinge. Der Klassiker halt!

 

Dann hatte ich die Daten des neuen Interim Managers zum Ende Januar freigeschaltet und das neue Profil bei MANATNET im Februar beworben – ein ganz normaler Regelprozess. Für die Anfrage I-16-06 aus dem Mai hatte unsere Datenbank dann den neuen Interim Manager bereits als Kandidaten vorgeschlagen, jedoch gab mir der neue Interim Manager zu verstehen, dass er nicht verfügbar sei – natürlich: anders als in seinen Stammdaten kommuniziert: Der Klassiker halt!

Interim Manager braucht Interim Manager

 

Dennoch war ich beeindruckt! Offenbar war die Entscheidung des neuen Interim Managers richtig und das Interim Management für ihn ein vielversprechendes Betätigungsfeld.

 

Dann kam der Anruf:

 

„Herr Becker, wir brauchen einen Betriebsleiter hier bei XYZ. Können Sie da helfen?“

 

„Klar, Herr Interim Manager, danke für Ihren Anruf! Einen Betriebsleiter – zusätzlich zu Ihnen, denn das ist doch Ihr Thema…?“

 

„Nein, ich bin jetzt Geschäftsführer von XYZ.“

 

„Glückwunsch! Wie lange läuft Ihr Mandat?“

 

„Das ist eine Festanstellung!“

 

„….“

 

„Bevor wir jetzt weiterreden: Dann nehmen wir besser Ihre Daten vom Marktplatz, nicht wahr? Da sind schon die tollsten Dinge vorgekommen, weil jemand in abhängiger Beschäftigung öffentlich seine Dienstleistung auf selbständiger Basis angeboten hat….!“

 

„Ja, da haben Sie Recht: Machen Sie das!“

 

„Gut, betrachten Sie das als erledigt! Nun zum Betriebsleiter….“

 

Ich frage nach allem, was ich wissen muss. Mache die Datenbankabfragen und identifiziere sieben Kandidaten. Sende dem Ex-Interim Manager und nun Geschäftsführer die Links auf die anonymen, fachlichen Profile dieser Interim Manager mit der Bitte, eine Vorauswahl zu treffen, für die ich dann die Verfügbarkeit (leider) verifizieren müsste.

Nur kurz Interim Manager und alles vergessen

 

Keine Antwort kommt innerhalb meiner eigenen Taktung. Nicht ungewöhnlich heutzutage.

 

Ich nutze die Zeit und bitte die sieben Kandidaten schon mal, mir kurz ihre Verfügbarkeit zu bestätigen: Zwei lehnen ab, weil sie sich die Aufgabe letztlich nicht zutrauen. Zwei sind nicht verfügbar, einer davon hat gerade gestern ein Mandat angenommen. Der ewige Schenkelklopfer bei MANATNET!

 

Die anderen drei sind verfügbar und haben Interesse an diesem Mandat. Ich sende dem Ex-Interim Manager und nun Geschäftsführer die Unterlagen dieser Kandidaten. Zudem habe ich ein Briefing für die Kandidaten entworfen und füge es bei mit der Bitte um Freigabe oder Ergänzung. Der Klassiker halt!

 

Keine Antwort. Eine ganze Woche lang nicht. Dann rufe ich an – und lande auf der Mailbox. Hinterlasse die Nachricht, dass ich doch nun gern sein Feedback hätte, weil die Kandidaten darauf warten würden: Er als ehemaliger Interim Manager würde das sicher verstehen…

 

Abends kündet Outlook vom Eingang dieser Mail mit einem freudigen Klingeln:

 

Hallo Herr Becker,

 

vielen Dank für die Profile der Kandidaten.

 

Wir haben uns jetzt für eine interne Lösung entschieden für die Übergangszeit und suchen einen Betriebsleiter in Festanstellung.

 

Beste Grüße

 

Ex-Interim Manager und nun Geschäftsführer

 

Da hat sie mich doch wieder erwischt, die interne Lösung! Im August. Sieben Monate konnte ich sie in einem heroischen Abwehrkampf auf Distanz halten – durch den Retainer oder durch beinhartes Nachhaken, das durchaus der eine oder andere als ruppig empfinden mag.

 

Beim „eigenen“ Interim Manager – mit einer starken Referenz als Bindeglied – habe ich erstmals wieder darauf verzichtet und bin sofort auf die Nase gefallen.

 

Der Klassiker halt: Selbst schuld, Becker!

 

DIE INTERIM-SZENE MUSS NOCH PROFESSIONELLER WERDEN!

MANATNET_Interim_Blog_Foto_J_Becker_Die_Interim_Szene_muss_noch_professioneller_werden„Der Begriff Interim Management ist in der deutschen Industrie verrückterweise eher negativ belegt: Deshalb verwende ich in meinen Akquisitions-Gesprächen nur noch den Begriff „Projektmanagement – auch auf der Führungsebene!“

 

Dieser Satz fiel gestern in einem Telefonat mit einem Geschäftspartner, den ich sehr schätze – und er, der Satz, hat mich zugegebenermaßen sehr nachdenklich gemacht.

 

Nein, wir sollten diesen Satz nicht leichtfertig vom Tisch wischen. Auch wenn ich das schon beinahe wieder verdrängt habe: Erst vor knapp einem Jahr habe ich hier über VORBEHALTE GEGEN INTERIM MANAGER geschrieben und – etwas länger her – vom Kunden berichtet, der im Akquisitionsgespräch entwaffnend konstatierte: „Interim Management? Gottlob sind wir bisher ohne klargekommen!“

 

Lobet den Herrn, denn er schützt uns voll aller Unbill! Nein, das ist bitte nicht als Blasphemie meinerseits zu verstehen! Und natürlich sehen das viele Unternehmen anders und haben die umfangreichen Vorteile des Interim Managements schätzen gelernt. Anders wäre ein Markt von gut 2 Mrd. Umsatz (Quelle: AIMP-Providerumfrage 2016) schlichtweg nicht möglich.

Interim Management ist noch kein Massengeschäft

 

Dennoch zeigte schon damals diese Aussage, die spontan und unvorbereitet erfolgte, wie weit doch das Interim-Geschäft noch entfernt ist von einem ganz normalen oder gar von einem „Massengeschäft“: Aber genau dort wollen wir hin!

 

Deshalb an dieser Stelle die ketzerische Frage: Kann das denn überhaupt gelingen, wenn die Begriffe an sich, Interim Management und Interim Manager(innen), noch weithin tendenziell negativ belegt sind?

 

Im spontanen Reflex antwortet man dann gern: „Oh nein, wohl kaum…!“ und versucht prompt mit alternativen, nun eher positiv belegten Begriffen gegenzusteuern. Die lauten dann zum Beispiel „Experte“ oder – moderner, weil anglophil – „Independent Professional“. Und es gibt weitere…

 

Aus meiner Sicht hilft uns das nicht wirklich aus dem emotionalen Dilemma. Stattdessen schaffen wir ein mannigfaches Begriffs-Wirrwarr, das den Kunden eher verunsichert als bestärkt zurücklässt.

 

Was also ist zu tun?

Provider müssen auf Zeit setzen und auf Qualitätsarbeit!

 

Ich denke, wir müssen zunächst konsequent hochqualitative Arbeit abliefern. Wir, das sind die Interim-Provider und die Interim Manager. Dass wir hier bereinigen und sprichwörtlich die Spreu vom Weizen trennen müssen, steht für mich außer Frage.

 

Und dann werden wir einen langen Atem brauchen. Bis die Menschen auf der Kundenseite, die Interim Management heute emotional ablehnen, altersbedingt weniger und durch andere Menschen ersetzt sein werden, die keine solchen Ressentiments kennen.

 

Ich habe diese Situation mehrfach mit dem Leasing von Autos oder Factoring verglichen:

 

Die Älteren unter uns erinnern sich schmunzelnd an die ersten Jahre im Leasing („Wenn ich nicht mal mehr mein Auto bezahlen kann, dann lass‘ ich’s besser!“) oder im Factoring („Wenn ich schon meine Forderungen verkaufen müsste, dann stünde es aber Zappen-duster um meine Firma!“).

 

Heute soll der Leasinganteil beim BMW 5er, Audi A6 und der Mercedes E-Klasse etwa drei Viertel aller in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge umfassen. Auch in der Klasse darunter (3er, A4 und C-Klasse) soll inzwischen die Hälfte der neuen Fahrzeuge geleast werden.

 

Und der Vollständigkeit halber: „Die Umsätze der Mitglieder des Deutschen Factoring-Verbandes e.V. stiegen in 2015 erneut um 10,1 Prozent auf 209,0 Mrd. Euro an.“ (Quelle: DFV). Das entspricht etwa einer Vervierfachung des Geschäftes allein in den vergangenen zehn Jahren.

 

Ich habe daher genügend Phantasie, mir ein enormes Wachstum im Interim-Geschäft vorstellen zu können! Wenn wir weiter hart arbeiten, unser Geschäft nicht als Nebenerwerb oder gar als „abfallende“ Dienstleistung, sondern als unser Kerngeschäft verstehen, in dem wir stets besser werden wollen. Oder, wie hieß es vor schon vor rund 35 Jahren? „In Search of Excellence“. Und genau hier denke ich: Wir sind noch lange nicht am Ziel! Mit einem Wort:

 

Die Interim-Szene muss noch professioneller werden!

 

EIN INTERIM MANAGER IST EIN INTERIM MANAGER

MANATNET INTERIM MANAGEMENT BLOG - EIN INTERIM MANAGER IST EIN INTERIM MANAGERUnser Interim-Geschäft ist ja nicht weit weg vom Geschäft der Unternehmensberater.

 

Auch für mich ist das eine Tatsache.

 

Und folglich ziehen Interim Manager alternativ oder zusätzlich das Werbe-Banner hoch mit der Aufschrift „Berater“ – und die Berater bieten, selbstverständlich, ihren Kunden alternativ oder zusätzlich Dienstleistungen als Interim Manager an. Je nach Großwetterlage und auch daran orientiert, vorbildliche Kundenorientierung, was aktuell, was „en vogue“ ist.

 

Derzeit, so mein Eindruck, ist dies im direkten Vergleich das Interim Management.

 

Auf Seiten der Kunden wird aus meiner Sicht sprachlich und auch betriebswirtschaftlich weit weniger differenziert – was wir nicht zuletzt daran erkennen, dass Interim Manager in der Regel aus dem Budget für Beratungsleistungen honoriert werden. Völlig anders sieht das aus, wenn wir uns die Aufgabe im Kunden-Unternehmen und daraus folgend die Erwartungshaltung des Kunden an den externen Spezialisten ansehen…

Ein Interim Manager kann doch auch beraten!

 

Es gibt Provider-Kollegen, die deutliche Überschneidungen zwischen Aufgabe und Tätigkeit eines Interim Managers und denen eines Beraters sehen („Ein Interim Manager kann doch auch ein Konzept machen!“). Und es gibt andere, die für eine weitaus schärfere Trennung eintreten. Ich gehöre zur zweiten Gruppe.

 

Gute Argumente gibt es, wie so oft, für beide Positionen.

 

Bemerkenswerter Weise bin ich in 14 Jahren, die ich jetzt als Interim-Provider tätig bin, ausnahmslos mit Kunden in Kontakt gekommen, die einen Interim Manager suchten – und dann auch tatsächlich einen Interim Manager bekommen wollten. Und eben keinen Berater.

 

In den Anfängen von MANATNET habe ich nachweisbar Geschäft verloren, weil der Kunde die Interim Manager als „zu beraterlastig“ eingeordnet – und deshalb erst gar nicht zum Gespräch eingeladen hatte.

 

Um diese Situationen zu vermeiden, empfehle ich Kandidaten, die neu bei MANATNET ihre Dienstleistung als professioneller Interim Manager anbieten möchten (oder als professionelle Interim ManagerIN, natürlich!): Nehmt den Begriff „Berater“ konsequent aus Eurem Lebenslauf heraus!

 

Andere Interim-Provider sehen das weit weniger kritisch. Und auch das ist völlig okay, so: In unserem Kulturkreis darf man eine eigene Meinung haben – na ja: Grundsätzlich darf man das („JEDER HAT DAS RECHT, MEINE MEINUNG FREI ZU ÄUSSERN!“).

Der Berater „macht“ einfach nicht!

 

Und doch habe ich es erst in dieser Woche leider wieder erleben müssen, dass meine Einschätzung so falsch nicht sein kann:

 

Ein klasse Interim Manager, Spezialist in seinem Thema. Die Laufzeit des Vertrages geht zu Ende und das Projekt soll für weitere sechs Monate verlängert werden. Überraschend erfolgt der Rückzieher des Kunden kurz vor Vertragsunterzeichnung.

 

Selbstverständlich hake ich dann beim Kunden nach: Ich bin ein ausgeprägt lernwilliger Mensch….

 

„Es hat sich herausgestellt, also hier im Projekt, dass der Interim Manager eher ein Berater ist! Er hat enormes Fachwissen, das uns bisher auch weitergebracht hat. Jedoch hat er sicher keine ausreichenden Führungsfähigkeiten – und er „macht“ einfach nicht. Wir aber brauchen in der jetzigen Phase einen solchen Macher – einen, der kraftvoll handelt, der die Dinge vorantreibt und erledigt!“

 

Tilt! Game over!

 

Machen – führen – die Dinge vorantreiben. Und eben nicht mit Rat an der Seite stehen.

 

Ein schönes Mandat führt nun ein anderer weiter. Die finanziellen Auswirkungen schlagen sich beim Interim Manager und bei MANATNET nieder – nicht beim Kunden, der seinen Cashflow für diese Projekt-Arbeit in andere Kanäle lenkt.

 

Deshalb, meine Kollegen mögen es mir nachsehen!, bleibe ich bei meiner Ausrichtung:

 

Ein Interim Manager ist ein Interim Manager!

 

 

 

 

PS: Ich gebe zu, ich habe darüber nachgedacht, diesen Blogeintrag zu verschieben und mich dem Thema „BREXIT“ zu widmen: Ich habe mich dagegen entschieden.

 

Inzwischen habe ich den Eindruck, jeder – ob wissend oder unwissend – meint, sich äußern zu müssen – was sein gutes Recht ist (siehe oben), aber mein gutes Recht ist es eben auch, zu sagen: „Mir reicht´s jetzt!“

 

Ich möchte dennoch an dieser Stelle vier Aussagen treffen:

 

Emotionale Ebene: Die Entscheidung der Briten macht mich traurig.

 

Humanistische Ebene: Ich respektiere die Entscheidung der Briten – und das ohne jede Einschränkung.

 

Wirtschaftliche Ebene: Ich glaube nicht, dass man sich in der heutigen Welt durch Spaltung stärken kann.

 

Politische Ebene: Ich hoffe, die Entscheidung der Briten ist ein Weckruf für die Politiker in Europa und der Startschuss für etwas, das heute jemand als „Europa reloaded“ bezeichnet hatte! Offenbar gilt auch hier: Weitermachen wie bisher geht nicht mehr….!

 

SO GEHT´S HALT NICHT WEITER IM INTERIM-PROVIDING!

 

MANATNET_Interim_Blog_Fotograf_J_Becker_Titel_So_gehts_nicht_weiter_im_Interim_ProvidingAm vergangenen Freitag fand das Branchen-Treffen der Interim-Provider für die DACH-Region samt Vertretern der jeweiligen Verbände statt – zum zweiten Mal. Und wieder auf dem Pilatus am Vierwaldstätter See. Möglicherweise bildet sich hier ein weiterer Jour Fixe für die Interim-Branche heraus…

 

Bei atemberaubend schlechtem Wetter hatte der Pilatus uns in ein allumfassendes Grau gehüllt – und die Aussicht auf so ziemlich alles unterbunden. Ein Albtraum für Touristen – eine Chance vielleicht für uns! Zwang uns dieses unterirdische Wetter in überirdischen Gefilden doch dazu, uns auf unsere Themen zu konzentrieren – und nichts konnte uns ablenken.

 

Die eine Arbeitsgruppe widmete sich dem Thema „aktuelle Rechtliche Situation im Interim Management“; die andere der „aktuellen Marktsituation im Interim Management“. Ich habe der zweiten Gruppe angehört – auch, weil ich mich seit dem Studium in längst vergangenen Zeiten mit juristischen Themen ausgesprochen schwer tue. Welch ein Glück, dass ich im AIMP mit Bodo Blanke einen Juristen an meiner Seite habe!

Nehmen Unternehmen die Provider nicht ernst?

 

In der Arbeitsgruppe „Markt“ haben wir uns auch mit der Frage beschäftigt: Weshalb nehmen nicht mehr Unternehmen Interim Management in Anspruch? Und es war schon – im positiven Sinne! – bemerkenswert, welche Antworten knapp ein Dutzend Teilnehmer beisteuern konnten: 12 Köpfe sind halt besser als einer – so gut wie immer!

 

Ein Kollege meinte in diesem Zusammenhang: „Wir Provider werden von den Unternehmen nicht ernst genommen!“ Und untermauerte seine Einschätzung durch den Vergleich z. B. mit Personalberatern: „Hier weiß der Kunde, wenn er einen Auftrag vergibt, hat das eine Rechnung zur Folge…“

 

Anders beim Interim-Provider: Hier ist der Kunde landläufig der Meinung, er könne mal eben anrufen, die Maschinerie anwerfen und auf erhebliche Vorinvestitionen samt Insiderwissen zugreifen – und dann nonchalant absagen mit der nur scheinbar beim Provider Freude entfachenden, weil demnächst ein Mandat verheißenden, jedoch hohlen Floskel „Gern kommen wir demnächst bei Bedarf wieder auf Sie zu!“

 

Fünf Kundenanfragen, sieben, mitunter zehn kommen auf einen Auftrag. Die anderen versanden – allein die Hälfte davon fällt der dann doch noch ganz überraschenden „internen Lösung“ oder aber dem „Projektstopp“ zum Opfer. Seit Jahren weist die AIMP-Providerumfrage diese Missstände nach.

 

Regelmäßig geißele ich dieses Verhalten – nicht nur hier, in meinem Blog: EIN ÜBERLAUFBECKEN FÜR MEHR EFFIZIENZ oder – vor sage und schreibe sechs Jahren! – UND EWIG LEIDEN DIE PROVIDER.

Der Retainer als Königsweg im Interim-Geschäft?

 

Und doch ändert sich nichts!

 

Oder doch, wenn ich´s genau sehe: Wenn ich meinen AIMP-Kollegen zuhöre, dann wird das offenbar immer schlimmer…

 

Nun sind doch viele Menschen betriebswirtschaftlich nicht völlig unbeleckt. Sie werden wissen, dass mannigfaches Arbeiten für die Tonne sich nicht in einem gesunden Geschäft niederschlagen kann. Und sie werden – wenn sie ehrlich sind – mir zustimmen, wenn ich sage: Das kann wirtschaftlich nicht gut gehen – und das wird wirtschaftlich nicht gut gehen!

 

Nach wie vor mache ich mich stark für das Modell des Retainers – sofort rückzahlbar an das Unternehmen bei Auftragserteilung an den Interim Manager! Wenn das jedoch vom Markt nicht akzeptiert werden sollte, dann werden auf absehbare Zeit eben einige Interim-Provider vom Markt verschwinden, weil die Erlöse aus den realisierten Mandaten die Kosten für die zahlreichen Luftmandate nicht mehr abdecken können.

 

Möglicherweise ist auch das Retainer-Modell nicht die beste Lösung. In diesem Fall bin ich begierig darauf, die bessere Lösung für das Problem kennenzulernen. Aber eins ist aus meiner Sicht absolut sicher:

 

So geht´s halt nicht weiter im Interim-Providing!

 

ANGST ESSEN INTERIM MANAGER AUF!

Fotograf_J_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Angst_essen_Interim_Manager_auf_kleinPrinzessin Lillifee traf einen Nerv! Das zeigen die Zugriffszahlen eindeutig – ich schreibe doch nicht für Orkus und seine Unterwelt! Und das freut mich natürlich.

 

Bemerkenswerterweise schließen sich mehr und mehr Kollegen meiner Einschätzung an: „Das wird ein schwieriges Jahr!“ Menschen mit weniger offensiver Prägung als der Minister der Finsternis benutzen hierfür gern die Formulierung „Das Jahr wird spannend!“

 

An den zwei Pfeilern meiner Einschätzung kommt halt auf Dauer niemand vorbei – und die haben kaum etwas mit der Flüchtlings-Situation zu tun:

 

Zunächst: Die deutsche Wirtschaft hat in den vergangenen Jahren einen epochalen Aufschwung erlebt. Dieser Aufschwung hatte viele Treiber – drei jedoch überragen alle andere bei weitem: Niedrige Zinsen, niedriger Ölpreis und ein niedriger Euro-Kurs. Jeder, der auch nur die Grundzüge wirtschaftlicher Zusammenhänge kennt, weiß, dass (1) die Wirtschaft in Zyklen verläuft und (2) der einem Lotto-Treffer nahe Gleichklang von niedrigem Ölpreis, niedrigen Zinsen und niedrigem Eurokurs nicht auf Dauer halten wird. Ein wirtschaftlicher Abschwung ist daher wahrscheinlich, ein wirtschaftlicher Einbruch möglich!

 

Dies jedoch ist eine Situation, vor der sich die Interim Manager nie fürchten: Ganz im Gegenteil! Erkennen die Unternehmen typischerweise dann, dass sie „unbedingt was machen müssen.“ Wenn da nicht der zweite Pfeiler wäre.

Scheinselbständigkeit ist kein neues Thema

 

So lange ich im Interim-Geschäft tätig bin, begleitet mich das Thema Scheinselbständigkeit. Und ja, ich habe bereits im Sommer 2013 einen Rechtsstreit verloren, weil der Richter entschied, dass der Interim Manager als Programm-Manager bei einem Automobilbauer „Angestellten-nah“ tätig gewesen sei. Aber hierzu gehört auch: Ein einziges Mal in 13 Jahren – und das skurrilerweise auch noch auf Betreiben des Interim Managers!

 

Also, so betrachtet, überhaupt nichts Neues!

 

Aber in der Zwischenzeit hat Andrea Nahles sich des Themas angenommen und wird Dinge, die bisher „Richter-Recht“ waren, ins Gesetzbuch schreiben.

 

Also, so betrachtet, überhaupt nichts Schlechtes!

 

Sicherlich ist die eine oder andere Regelung überzogen, denn wer glaubt ernsthaft, Interim Manager mit Tagessätzen oberhalb von 1.000 Euro durch staatliche Vorschriften schützen zu müssen? Folglich bringen sich AIMP und DDIM im Schulterschluss in die Gespräche vor Ort in Berlin ein.

 

Und sicherlich kann es nicht sein, dass Interim Manager mit Tagessätzen oberhalb von 1.000 Euro nicht selbst für ihr Alter vorsorgen (welcher Interim Manager täte um Himmels Willen denn so etwas?) – um sich dann im Alter frohgemut von der Allgemeinheit durchfüttern zu lassen…?

Belastungen des Rentensystems auf Dauer nicht zu stemmen

 

Damit sind wir aus meiner Sicht beim Kern der ganzen Sache: Die Belastungen, die auf das gesetzliche Rentensystem jetziger Prägung in den kommenden Dekaden zu kommen werden, sind nicht zu stemmen – wieder aus meiner ganz persönlichen Sicht: Zu viele Rentner müssen von zu wenigen Beitragszahlern zu lange (steigende Lebenserwartung) finanziert werden.

 

Weil man ungern die Beiträge dramatisch erhöht oder das Rentenalter nach hinten schiebt (beides wird dennoch kommen – noch immer: aus meiner ganz persönlichen Sicht), versucht man halt, neue Quellen zu erschließen. Und da ist es nur logisch, dass man diejenigen, die bisher von der Pflicht zur gesetzlichen Rentenversicherung befreit waren, ins Visier nimmt.

 

Ich denke, es wird noch einiges diskutiert werden in dieser Sache. Vielleicht wird am Ende die private Altersvorsorge nachgewiesen werden müssen, wenn sich die Interim Manager weiterhin von der gesetzlichen Rentenversicherung befreit sehen wollen. Oder aber, und das ist ja auch nicht auszuschließen, wird ein wie auch immer großer Teil der Interim Manager sich gesetzlich versichern müssen. Vielleicht auch nur bei bloßen Vakanzen und nicht bei Projekten.

 

Dann wird sich der Tagessatz entsprechend erhöhen. Wir haben im AIMP grob überschlagen, dass das dann wohl etwa 58 Euro werden würden – vielleicht am einfachsten: 29 für den Kunden, 29 für den Interim Manager. Wohl auch kein Weltuntergang!

 

Bis dahin aber sind viele Unternehmen verunsichert. Sehen sich schweißgebadet von Razzien des Zolls heimgesucht auf der Fahndung nach gut getarnten, aber dennoch scheinselbständigen Helfern im Tagesgeschäft, von existenzgefährdenden Forderungen der Sozialbehörden erschüttert und mit mehr als einem Bein im geschlossenen Strafvollzug.

 

„Da mache mer besser ma nix!“

 

Und das ist das derzeit noch größere Problem:

 

Angst essen Interim Manager auf!

 

DER SPEKULATIUS BLIEB MIR IM HALSE STECKEN!

Fotograf_Juergen_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Der_Spekulatius_blieb_mir_im_Halse_steckenKann nicht endlich mal wieder ein Kunde einfach nur einen Interim Manager fürs Controlling suchen? Eine wichtige Aufgabe im Unternehmen, aber nichts Exotisches – und obendrein gibt es ein breites Angebot an solchen Spezialisten.

 

Allein bei MANATNET finden wir zehn Interim Manager mit mehr als sieben Jahren Erfahrung im Controlling, darunter zwanzig Prozent Frauen. Aber nein, solche Standard-Anfragen erhalten wir längst nicht mehr bei MANATNET. Es ist wie verhext!

 

Stattdessen scheinen sich die Kunden verschworen zu haben, um die Leistungsfähigkeit von MANATNET zu testen. Und suchen den spezialisierten Spezialisten mit Spezialwissen.

 

Erst Anfang Oktober bin ich an dieser Stelle darauf eingegangen [EIERLEGENDER WOLLMILCH-INTERIM MANAGER]. Und dann in dieser Woche wieder solch ein Kracher: Einkäufer Automotive für technische Textilien.

 

Gemeinsam mit zwei befreundeten AIMP-Providern habe wir uns durch etwa 10.000 Profile gegraben: Nichts!

 

Dann habe ich die Einkäufer bei MANATNET um Hilfe gebeten: Nichts!

Im Krippen-Heu die Stecknadel gefunden?

 

Dann habe ich alle anderen Interim Manager bei MANATNET um Hilfe gebeten. Nichts – bis auf einen einzigen Hinweis auf einen Kandidaten, der das Anforderungsprofil abdecken könne.

 

Ich gebe zu: Ein vorweihnachtliches Frohlocken stellte sich ein – das sich nach dem Telefonat mit dem Interim Manager in Hosianna-Sphären hinaufschwang. Kurzfristig:

 

„Hallo Herr Becker,

 

anbei wie besprochen mein CV. Wie Sie diesem entnehmen können, habe ich diesbezüglich schon Projekte bei Karman und bei Recaro gemacht. Der Schwerpunkt lag auch auf den vom Kunden gewünschten Schwerpunkten, aber auch auf der generellen Überprüfung der Einkaufsorganisation. Es würde mich sehr freuen, wenn mein Profil, denn Anforderungen entspricht. Der Eintritt könnte asap erfolgen. Über die finanziellen Rahmenbedingungen reden wir, wenn es ernst wird:

 

Beste Grüße

 

Interim Manager“

 

Freudig, einer Adventszeit würdig, lese ich den Lebenslauf – und antworte:

 

„Vielen Dank, Herr Interim Manager.

 

Ich würde sehr gern mit Ihnen gemeinsam dieses Projekt gewinnen: Aber mit diesem Lebenslauf sind wir ohne jede Chance.

 

Nichts von den Anforderungen des Klienten weist Ihr Dokument nach:

Ein formidabler Wunschzettel

 

Für den Kunden stehen folgende Anforderungen an den Interim Manager „Einkauf Textil“ im Vordergrund:

 

  1. Kenntnisse über technische Gewebe ….
  2. Prozesskenntnisse in der Verarbeitung und Beschichtung …
  3. Kenntnisse in der PU/ PVC Beschichtung von Geweben für ….

 

Sie schreiben: „…habe ich diesbezüglich schon Projekte bei Karman und bei Recaro gemacht. Der Schwerpunkt lag auch auf den vom Kunden gewünschten Schwerpunkten, aber auch auf die generelle Überprüfung der Einkaufsorganisation.“, ohne das jedoch nachzuweisen.

 

Hinzu kommt, dass Sie zehn Jahre Projekterfahrung (!) in drei Zeilen abhandeln. Überlegen Sie mal, wie das auf Klienten wirkt, die gerade hier den Wunsch nach detaillierter Information haben. Ich kenne Kunden, die verärgern Sie damit.

 

Meine Empfehlung:

 

(1) Sie fügen Ihre Projektliste bei, die im Detail beschreibt, welche Aufgabe Sie beim jeweiligen Kunden übernommen hatten und wie das Ergebnis Ihrer Arbeit aussah.

(2) Sie beschreiben in drei Sätzen für jede der oben genannten Anforderungen, welche Erfahrungen Sie im Detail aus welchem Projekt mitbringen.

In unserem Telefonat habe ich den Eindruck gewonnen, dass Sie das können. Dann lassen Sie uns den Kunden daran teilhaben!

 

Mit freundlichem Gruß

 

Jürgen Becker“

 

Schnell – toll! – kam die Antwortmail. Ohne Anrede:

 

„Klar kann ich das. Aber ich finde es lächerlich, auf solche Punkte im Detail zu antworten und wenn der Kunde es will, dann soll er doch bitte kurzfristig in eine Bäckerei gehen und sich sowas backen lassen.

 

Beste Grüße

 

Interim Manager“

 

Ups.

 

Der Spekulatius blieb mir im Halse stecken!

 

JEDER HAT DAS RECHT, MEINE MEINUNG FREI ZU ÄUSSERN!

Fotograf_Juergen_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Jeder_hat_das_Recht_meine_Meinung_zu_aeussern

Ein von mir geschätzter Interim Manager schrieb mir am Mittwoch: „Im Rahmen einer regelmäßigen Bereinigung von Online-Funden über meine Person, die sich als nicht zweckdienlich herausgestellt haben, möchte ich Sie heute freundlich bitten, einige Beiträge zu löschen, die ich in Ihren Blog geschrieben habe.

 

Es handelt sich um [Link auf einen Blogeintrag aus dem Jahr 2012 entfernt]. Ich wäre Ihnen sehr dankbar wenn Sie meine Beiträge löschen könnten. Vielen Dank im Voraus!“

 

Ganz ehrlich: Ich habe das mehrfach lesen müssen – und dann habe ich natürlich den Kommentar, den dieser Interim Manager zu meinem Blogeintrag aus 2012 gemacht hatte, sofort entfernt. Letztlich ist der Interim Manager der „Content-Owner“ und natürlich habe ich seinem Wunsch entsprochen. Ich habe keinerlei Interesse daran, irgendjemandem zu schaden – und den Interim Managern von MANATNET, meinen Partnern, schon gar nicht.

Ein Kommentar im Interim-Blog – zu kritisch!

 

Ein Kommentar, der meiner kritischen Sicht seinerzeit zustimmte, als nicht „zweckdienlich“! Wir wollen uns erinnern, dass genau das der Leitstrahl für mein Blog ist – unterhaltsam und kritisch. Rosarot bebrillte „Marketing in eigener Sache“-Blogs für´s Interim Management gibt es genügend: Dafür braucht´s nicht noch eins! Ich jedenfalls werde meine Zeit nicht in einem solchen Geblubber verbrennen.

 

Nachdem ich den Kommentar in die Tiefen der Content-Management-Systeme habe versinken lassen, schrieb ich dem Interim Manager:

 

„Ich habe Ihre Kommentare gelöscht, Herr Interim Manager. Ich würde gern im Gegenzug erfahren, was Sie mit „als nicht zweckdienlich herausgestellt“ meinen.

 

Und prompt kam die Antwort:

 

„Danke Herr Becker, mit nicht zweckdienlich meine ich, dass ich verschiedentlich darauf angesprochen wurde, ich sei zu kritisch, und darüber sei man verschnupft!“

 

„Er“ sei zu kritisch. Nicht etwa ich, der Autor des Blogs!

 

„Man sei verschnupft“, was ich als ein „Du bist böse!“ aus der guten alten Transaktionsanalyse verstehe.

 

Damit hier kein Missverständnis aufkommt: Ein Dritter, wer auch immer, ist über die freie Meinungsäußerung eines Interim Managers in einem Internet-Blog „verschnupft“, was den Interim Manager dazu treibt – vermutlich unterstützt durch unterschwellige Drohgebärden [„Einen Interim Manager mit solch einer Gesinnung kann ich nicht mehr beauftragen!“] – um Löschung seiner geschriebenen Meinung zu bitten.

 

Und um einem möglichen weiteren Missverständnis vorzubeugen: Diese geschriebene Meinung war nicht rassistisch, sexistisch, eine Religion oder sexuelle Orientierung verletzend – oder sonst in irgendeiner Weise unbotsam. Solche Kommentare würde ich nicht freischalten! „Würde“, denn bemerkenswerter Weise sind sie in all meinen Blog-Jahren noch nie (!) vorgekommen.

Wie war das noch mal mit dem Grundgesetz?

 

Denk` ich an Deutschland, werde ich melancholisch – und ich fühle mich hochgradig unwohl! Wo ist er geblieben, der Stolz auf unser Grundgesetz? Wo ist sie geblieben, die Wucht des Artikels 5? Wo ist es geblieben, das Vertrauen darauf, dass Dich dieser Artikel 5 vor Repressalien schützt?

 

(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

 

Einer der für mich wichtigsten Pfeiler unserer Wertegemeinschaft scheint ganz offenbar den Bach `runterzugehen. Auch die Diskussionen rund um das Thema „Flüchtlinge“ zeigen das überklar: Praktisch jede kritische Meinung jenseits des Mainstream-Kuschelkurses wird niedergemacht und in der Neo-Nationalsozialistischen Ecke entsorgt. Die Botschaft auch hier: „Du bist böse!“ Du bist böse, weil Du Deine Meinung äußerst…

 

Und wie reagieren die Menschen? Sie sprechen ihre Meinung nicht mehr offen aus: „Wie ich wirklich denke, kann ich nur im engsten Kreis sagen!“

 

Hin ist sie, diese Wucht des Artikels 4 – krachend zerschellt an der unterschätzten Macht eines einzigen Konsonanten:

 

Jeder hat das Recht, meine Meinung frei zu äußern!

 

 

VORBEHALTE GEGEN INTERIM MANAGER

Fotograf_Juergen_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Vorbehalte_gegen_Interim_ManagerWir Interim-Provider neigen ja dazu, unser Interim-Geschäft als das Zentrum des Kosmos anzusehen – und die Interim Manager als das Beste, was der Menschheit je passieren konnte. Ja, natürlich: Eine solche Selbst-Beweihräucherung gibt es auch andere Branchen! Ich weiß. Dennoch empfinde ich dieses Denken in der Provider-Branche als überdurchschnittlich ausgeprägt. Und der eine oder andere dekoriert sich auch noch flugs mit dem Attribut „führend“ – und fühlt sich sofort noch besser: Als Nukleus im Kern des Universums.

 

Ich kenne das aus lang vergangenen Tagen, als wir uns im Banking intern an „Double-Dip-Leasing“ oder „Delayed Step-up-Swaps“ ergötzen konnten – aber nur 200 Meter Luftlinie entfernt jeder x-beliebige Passant auf dem Frankfurter Opernplatz mit einem verständnislosen „Häh?!“ reagierte.

 

Wenn wir unsere tolle Interim-Welt einmal verlassen – und das sollte jeder von uns regelmäßig tun! –, dann lernen wir gar Erstaunliches:

 

Zum Beispiel wird außerhalb unserer Interim-eigenen Welt der Begriff Interim Manager offenbar noch immer für problematisch angesehen. Ich hatte vor jetzt bald zwei Jahren bereits diesen Eindruck gewonnen – nach unserer telefonischen Kalt-Akquisition im Mittelstand. Und tatsächlich kaum glauben können („INTERIM MANAGEMENT? GOTTLOB SIND WIR OHNE KLAGEKOMMEN!“).

 

Kaum zu glauben, doch es ist wohl noch immer so:

 

Problem mit dem Begriff „Interim Manager“

 

Ein Geschäftspartner aus einer völlig anderen Welt, den ich seit rund dreißig Jahren kenne und mit dem ich regelmäßig über Vertriebs- und strategische Themen spreche  (Cassing: Institut für Absatz- und Produktentwicklung) schrieb mir in dieser Woche:

 

„Viele Unternehmen haben offenbar ein großes Problem mit dem Begriff „Interim Manager“. Dadurch entstehen maßgebliche Vorbehalte. Man kann aus den vielen Kommentaren (auch im Manager Magazin und im Spiegel) herauslesen, dass „Interim Manager“ suggeriert, dass irgendjemand in mein Haus kommt und mir sagen will, wo es lang geht. Das verursacht zunächst eine innere Ablehnung. Ich denke, Du solltest überlegen, statt von Interim Managern von Spezialisten zu sprechen. Spezialisten haben den Vorteil, dass sie meine Position nicht gefährden; dass es keine Rolle spielt, in welcher Rangordnung sie stehen; dass sie nicht nur führen wollen, sondern eine praktische Leistung liefern können, deren Einsatz ich selbst bestimmen kann.“

 

Ich bin mir nicht sicher, ob „Spezialisten“ uns hier wirklich weiterbringen oder der vergleichbare Begriff „Experten“, den ein befreundeter AIMP-Provider seit Jahren verwendet.

 

Aber eins müssen wir wohl leider noch immer als sicher unterstellen:

 

Vorbehalte gegen Interim Manager

 

EIN INTERIM MANAGER – NICHT KANTIG GENUG!

Fotograf_Juergen_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Ein_Interim_Manager_nicht-kantig-genugDas Interim-Mandat – auf das ich in meinem Blog vom 9. Oktober eingegangen bin („EIERLEGENDER WOLLMILCH-INTERIM MANAGER“) – ging für den Spezialisten auf der Zielgeraden verloren. Für einen Interim Manager, den wir aus fast 4.000 Kandidaten ausgefiltert hatten. In der dritten und letzten Runde mit der Geschäftsführung. Nach fast fünf Wochen Arbeit.

 

„Herr XYZ wird es nicht, Herr Becker!“

 

„Wieso das denn nicht? Ist doch ein Spitzen-Mann!“

 

„Ja schon….!“

 

„Aber….?“

 

„Er ist nicht kantig genug?“

 

„Er ist was?“

 

„Nicht kantig genug!“

 

„Und was bedeutet das für den nicht-Eingeweihten?“

 

„Na ja, er kam nicht überzeugend ´rüber! Er sagte immer „ich würde“, „man sollte“ und „man müsste“. Unsere Geschäftsführung wünscht sich aber jemanden, der klar sagt, wo´s langgeht!“

Endverhandlung: Prozess-Störung oder Test?

 

Danke für´s Gespräch. Fast eine halbe Million Euro Netto-Honorarvolumen für den Interim Manager: weg! Und der MANATNET-Anteil löste sich parallel in Luft auf.

 

Nun, tief im Innern war ich gewarnt. Als der Interim Manager im Feedback-Telefonat zum Treffen mit der Geschäftsführung sagte, „Die haben dieselben Fragen gestellt wie in der zweiten Runde!“, fuhr eine imaginäre Faust in meine Magengrube. Und im Kopf bildete sich die Frage: „Wie kann so etwas sein?“

 

Selbstverständlich ist so etwas möglich! Dass die Geschäftsführung eines Unternehmens im entscheidenden Gespräch dieselben Fragen stellt, wie die Fachabteilung zuvor. Nur wird sich jeder Profi fragen: Was geht denn hier ab? Wo ist der Mehrwert, den wir hier schaffen?

 

Entweder, die Geschäftsführung ist nicht über die Ergebnisse und Einschätzungen der Vorgespräche informiert worden. Das würde eine erhebliche Lücke im Prozess auf Seiten des Kunden offen legen – und ein Profi würde darauf eingehen.

 

Oder aber das ganze ist ein Test – und die Geschäftsführung möchte sehen, wie weit sich der Interim Manager „gängeln“ lässt [Ist alles schon vorgekommen!]. Ein Profi wiederum würde nachhaken und dadurch diesen Test-Versuch offenlegen.

Praxis bestätigt Lehrbuch

 

Fatalerweise – und hierauf bin ich auf gar keine Weise stolz! – legt diese Erfahrung knochentocken die Relevanz meiner kleinen Serie zum Vertrieb für Interim Manager offen:

 

TAKE THE DRIVER´S SEAT“: Hier habe ich geschrieben: “Fällt Ihnen etwas auf? Richtig: Sie warten nicht passiv auf das, was Ihr Gegenüber tut, sondern Sie übernehmen den aktiven Part. Interessanterweise ist das die inhärente Erwartungshaltung praktisch jedes Kunden an einen Interim Manager: Dass er macht, dass er eine aktive Rolle im Unternehmen übernimmt. Also übernehmen Sie den aktiven Part. Zeigen Sie, dass Sie die Dinge im Griff haben. Und so seltsam das klingen mag: Übernehmen Sie die Zügel bereits im Erstgespräch – wenn auch vorsichtig: Sie wollen ja nicht, dass die Gäule mit Ihnen durchgehen…“

 

Und:

 

WER FRAGT, LERNT”: Hier lautet die Passage: „Danken Sie zum Beispiel so: „Vielen Dank, Herr/Frau Kunde, dass Sie mir die Gelegenheit geben, Ihre Situation und Ihre Aufgabenstellung noch besser zu verstehen. [Ich hänge stets an: Ich verspreche Ihnen, ich werde Ihre Zeit nicht vergeuden!“] Glauben Sie mir: Das beeindruckt! Das wirkt professionell! Und Menschen neigen dazu, sich von Profis führen zu lassen. Und dann führen Sie das Gespräch auch. Es wird den einen oder anderen Kunden geben, der sich die Gesprächsführung nicht aus der Hand nehmen lassen wird – aber wenige! In diesem Fall gehen Sie zunächst darauf ein – anderenfalls wird Ihr Gespräch schneller zu Ende sein, als Sie glauben mögen.“

 

Ganz besonders schmerzhaft für mich ganz persönlich ist, dass ich den Interim Manager vor seinem entscheidenden Gespräch auf diese beiden Blogeinträge hingewiesen habe – und er sie dankend gelesen hat.

 

Ich bin mir ziemlich sicher: Hätte er sie auch nur im Kern umgesetzt, hätte er fast eine halbe Million Euro in den kommenden zwei Jahren eingefahren.

 

Doch grau ist jeder Konjunktiv! Zurück hingegen bleibt:

 

Ein Interim Manager – nicht kantig genug!