DER KLASSIKER HALT: SELBST SCHULD, BECKER!

MANATNET_Interim_Management Blog_Foto_J_Becker_Der_Klassiker_halt_selbst_Schuld_BeckerDen Interim Manager hatte ich neu bei MANATNET aufgenommen im Januar dieses Jahres. Er kam über die Empfehlung einer langjährigen, guten Geschäftspartnerin: Beide hatten ein paar Jahre in einem Unternehmen als Kollegen auf der Geschäftsführungsebene zusammengearbeitet. Dieses Unternehmen wurde nun veräußert, dann restrukturiert und der ehemalige Kollege verlor seinen Job. Der Klassiker halt!

 

Der ehemalige Kollege musste sich neu orientieren und entdeckte Interim Management als attraktive Option für sich und meine Geschäftspartnerin empfahl ihm daraufhin, sich mit mir in Verbindung zu setzen – auf dass ich ihm beim Einstieg ins neue Interim-Geschäft helfe. Der Klassiker halt!

 

Ich mache das gern, obendrein ist das mein Job. Zudem, hier bin ich doch noch sehr altmodisch, empfinde ich eine Empfehlung als Verpflichtung – und damit hatte der neue Interim Manager meine volle Aufmerksamkeit. Wir investierten in zahlreiche Telefonate und E-Mails, in den Lebenslauf, natürlich, und in ein paar nachgelagerte Dinge. Der Klassiker halt!

 

Dann hatte ich die Daten des neuen Interim Managers zum Ende Januar freigeschaltet und das neue Profil bei MANATNET im Februar beworben – ein ganz normaler Regelprozess. Für die Anfrage I-16-06 aus dem Mai hatte unsere Datenbank dann den neuen Interim Manager bereits als Kandidaten vorgeschlagen, jedoch gab mir der neue Interim Manager zu verstehen, dass er nicht verfügbar sei – natürlich: anders als in seinen Stammdaten kommuniziert: Der Klassiker halt!

Interim Manager braucht Interim Manager

 

Dennoch war ich beeindruckt! Offenbar war die Entscheidung des neuen Interim Managers richtig und das Interim Management für ihn ein vielversprechendes Betätigungsfeld.

 

Dann kam der Anruf:

 

„Herr Becker, wir brauchen einen Betriebsleiter hier bei XYZ. Können Sie da helfen?“

 

„Klar, Herr Interim Manager, danke für Ihren Anruf! Einen Betriebsleiter – zusätzlich zu Ihnen, denn das ist doch Ihr Thema…?“

 

„Nein, ich bin jetzt Geschäftsführer von XYZ.“

 

„Glückwunsch! Wie lange läuft Ihr Mandat?“

 

„Das ist eine Festanstellung!“

 

„….“

 

„Bevor wir jetzt weiterreden: Dann nehmen wir besser Ihre Daten vom Marktplatz, nicht wahr? Da sind schon die tollsten Dinge vorgekommen, weil jemand in abhängiger Beschäftigung öffentlich seine Dienstleistung auf selbständiger Basis angeboten hat….!“

 

„Ja, da haben Sie Recht: Machen Sie das!“

 

„Gut, betrachten Sie das als erledigt! Nun zum Betriebsleiter….“

 

Ich frage nach allem, was ich wissen muss. Mache die Datenbankabfragen und identifiziere sieben Kandidaten. Sende dem Ex-Interim Manager und nun Geschäftsführer die Links auf die anonymen, fachlichen Profile dieser Interim Manager mit der Bitte, eine Vorauswahl zu treffen, für die ich dann die Verfügbarkeit (leider) verifizieren müsste.

Nur kurz Interim Manager und alles vergessen

 

Keine Antwort kommt innerhalb meiner eigenen Taktung. Nicht ungewöhnlich heutzutage.

 

Ich nutze die Zeit und bitte die sieben Kandidaten schon mal, mir kurz ihre Verfügbarkeit zu bestätigen: Zwei lehnen ab, weil sie sich die Aufgabe letztlich nicht zutrauen. Zwei sind nicht verfügbar, einer davon hat gerade gestern ein Mandat angenommen. Der ewige Schenkelklopfer bei MANATNET!

 

Die anderen drei sind verfügbar und haben Interesse an diesem Mandat. Ich sende dem Ex-Interim Manager und nun Geschäftsführer die Unterlagen dieser Kandidaten. Zudem habe ich ein Briefing für die Kandidaten entworfen und füge es bei mit der Bitte um Freigabe oder Ergänzung. Der Klassiker halt!

 

Keine Antwort. Eine ganze Woche lang nicht. Dann rufe ich an – und lande auf der Mailbox. Hinterlasse die Nachricht, dass ich doch nun gern sein Feedback hätte, weil die Kandidaten darauf warten würden: Er als ehemaliger Interim Manager würde das sicher verstehen…

 

Abends kündet Outlook vom Eingang dieser Mail mit einem freudigen Klingeln:

 

Hallo Herr Becker,

 

vielen Dank für die Profile der Kandidaten.

 

Wir haben uns jetzt für eine interne Lösung entschieden für die Übergangszeit und suchen einen Betriebsleiter in Festanstellung.

 

Beste Grüße

 

Ex-Interim Manager und nun Geschäftsführer

 

Da hat sie mich doch wieder erwischt, die interne Lösung! Im August. Sieben Monate konnte ich sie in einem heroischen Abwehrkampf auf Distanz halten – durch den Retainer oder durch beinhartes Nachhaken, das durchaus der eine oder andere als ruppig empfinden mag.

 

Beim „eigenen“ Interim Manager – mit einer starken Referenz als Bindeglied – habe ich erstmals wieder darauf verzichtet und bin sofort auf die Nase gefallen.

 

Der Klassiker halt: Selbst schuld, Becker!

 

DIE INTERIM-SZENE MUSS NOCH PROFESSIONELLER WERDEN!

MANATNET_Interim_Blog_Foto_J_Becker_Die_Interim_Szene_muss_noch_professioneller_werden„Der Begriff Interim Management ist in der deutschen Industrie verrückterweise eher negativ belegt: Deshalb verwende ich in meinen Akquisitions-Gesprächen nur noch den Begriff „Projektmanagement – auch auf der Führungsebene!“

 

Dieser Satz fiel gestern in einem Telefonat mit einem Geschäftspartner, den ich sehr schätze – und er, der Satz, hat mich zugegebenermaßen sehr nachdenklich gemacht.

 

Nein, wir sollten diesen Satz nicht leichtfertig vom Tisch wischen. Auch wenn ich das schon beinahe wieder verdrängt habe: Erst vor knapp einem Jahr habe ich hier über VORBEHALTE GEGEN INTERIM MANAGER geschrieben und – etwas länger her – vom Kunden berichtet, der im Akquisitionsgespräch entwaffnend konstatierte: „Interim Management? Gottlob sind wir bisher ohne klargekommen!“

 

Lobet den Herrn, denn er schützt uns voll aller Unbill! Nein, das ist bitte nicht als Blasphemie meinerseits zu verstehen! Und natürlich sehen das viele Unternehmen anders und haben die umfangreichen Vorteile des Interim Managements schätzen gelernt. Anders wäre ein Markt von gut 2 Mrd. Umsatz (Quelle: AIMP-Providerumfrage 2016) schlichtweg nicht möglich.

Interim Management ist noch kein Massengeschäft

 

Dennoch zeigte schon damals diese Aussage, die spontan und unvorbereitet erfolgte, wie weit doch das Interim-Geschäft noch entfernt ist von einem ganz normalen oder gar von einem „Massengeschäft“: Aber genau dort wollen wir hin!

 

Deshalb an dieser Stelle die ketzerische Frage: Kann das denn überhaupt gelingen, wenn die Begriffe an sich, Interim Management und Interim Manager(innen), noch weithin tendenziell negativ belegt sind?

 

Im spontanen Reflex antwortet man dann gern: „Oh nein, wohl kaum…!“ und versucht prompt mit alternativen, nun eher positiv belegten Begriffen gegenzusteuern. Die lauten dann zum Beispiel „Experte“ oder – moderner, weil anglophil – „Independent Professional“. Und es gibt weitere…

 

Aus meiner Sicht hilft uns das nicht wirklich aus dem emotionalen Dilemma. Stattdessen schaffen wir ein mannigfaches Begriffs-Wirrwarr, das den Kunden eher verunsichert als bestärkt zurücklässt.

 

Was also ist zu tun?

Provider müssen auf Zeit setzen und auf Qualitätsarbeit!

 

Ich denke, wir müssen zunächst konsequent hochqualitative Arbeit abliefern. Wir, das sind die Interim-Provider und die Interim Manager. Dass wir hier bereinigen und sprichwörtlich die Spreu vom Weizen trennen müssen, steht für mich außer Frage.

 

Und dann werden wir einen langen Atem brauchen. Bis die Menschen auf der Kundenseite, die Interim Management heute emotional ablehnen, altersbedingt weniger und durch andere Menschen ersetzt sein werden, die keine solchen Ressentiments kennen.

 

Ich habe diese Situation mehrfach mit dem Leasing von Autos oder Factoring verglichen:

 

Die Älteren unter uns erinnern sich schmunzelnd an die ersten Jahre im Leasing („Wenn ich nicht mal mehr mein Auto bezahlen kann, dann lass‘ ich’s besser!“) oder im Factoring („Wenn ich schon meine Forderungen verkaufen müsste, dann stünde es aber Zappen-duster um meine Firma!“).

 

Heute soll der Leasinganteil beim BMW 5er, Audi A6 und der Mercedes E-Klasse etwa drei Viertel aller in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge umfassen. Auch in der Klasse darunter (3er, A4 und C-Klasse) soll inzwischen die Hälfte der neuen Fahrzeuge geleast werden.

 

Und der Vollständigkeit halber: „Die Umsätze der Mitglieder des Deutschen Factoring-Verbandes e.V. stiegen in 2015 erneut um 10,1 Prozent auf 209,0 Mrd. Euro an.“ (Quelle: DFV). Das entspricht etwa einer Vervierfachung des Geschäftes allein in den vergangenen zehn Jahren.

 

Ich habe daher genügend Phantasie, mir ein enormes Wachstum im Interim-Geschäft vorstellen zu können! Wenn wir weiter hart arbeiten, unser Geschäft nicht als Nebenerwerb oder gar als „abfallende“ Dienstleistung, sondern als unser Kerngeschäft verstehen, in dem wir stets besser werden wollen. Oder, wie hieß es vor schon vor rund 35 Jahren? „In Search of Excellence“. Und genau hier denke ich: Wir sind noch lange nicht am Ziel! Mit einem Wort:

 

Die Interim-Szene muss noch professioneller werden!

 

EIN INTERIM MANAGER IST EIN INTERIM MANAGER

MANATNET INTERIM MANAGEMENT BLOG - EIN INTERIM MANAGER IST EIN INTERIM MANAGERUnser Interim-Geschäft ist ja nicht weit weg vom Geschäft der Unternehmensberater.

 

Auch für mich ist das eine Tatsache.

 

Und folglich ziehen Interim Manager alternativ oder zusätzlich das Werbe-Banner hoch mit der Aufschrift „Berater“ – und die Berater bieten, selbstverständlich, ihren Kunden alternativ oder zusätzlich Dienstleistungen als Interim Manager an. Je nach Großwetterlage und auch daran orientiert, vorbildliche Kundenorientierung, was aktuell, was „en vogue“ ist.

 

Derzeit, so mein Eindruck, ist dies im direkten Vergleich das Interim Management.

 

Auf Seiten der Kunden wird aus meiner Sicht sprachlich und auch betriebswirtschaftlich weit weniger differenziert – was wir nicht zuletzt daran erkennen, dass Interim Manager in der Regel aus dem Budget für Beratungsleistungen honoriert werden. Völlig anders sieht das aus, wenn wir uns die Aufgabe im Kunden-Unternehmen und daraus folgend die Erwartungshaltung des Kunden an den externen Spezialisten ansehen…

Ein Interim Manager kann doch auch beraten!

 

Es gibt Provider-Kollegen, die deutliche Überschneidungen zwischen Aufgabe und Tätigkeit eines Interim Managers und denen eines Beraters sehen („Ein Interim Manager kann doch auch ein Konzept machen!“). Und es gibt andere, die für eine weitaus schärfere Trennung eintreten. Ich gehöre zur zweiten Gruppe.

 

Gute Argumente gibt es, wie so oft, für beide Positionen.

 

Bemerkenswerter Weise bin ich in 14 Jahren, die ich jetzt als Interim-Provider tätig bin, ausnahmslos mit Kunden in Kontakt gekommen, die einen Interim Manager suchten – und dann auch tatsächlich einen Interim Manager bekommen wollten. Und eben keinen Berater.

 

In den Anfängen von MANATNET habe ich nachweisbar Geschäft verloren, weil der Kunde die Interim Manager als „zu beraterlastig“ eingeordnet – und deshalb erst gar nicht zum Gespräch eingeladen hatte.

 

Um diese Situationen zu vermeiden, empfehle ich Kandidaten, die neu bei MANATNET ihre Dienstleistung als professioneller Interim Manager anbieten möchten (oder als professionelle Interim ManagerIN, natürlich!): Nehmt den Begriff „Berater“ konsequent aus Eurem Lebenslauf heraus!

 

Andere Interim-Provider sehen das weit weniger kritisch. Und auch das ist völlig okay, so: In unserem Kulturkreis darf man eine eigene Meinung haben – na ja: Grundsätzlich darf man das („JEDER HAT DAS RECHT, MEINE MEINUNG FREI ZU ÄUSSERN!“).

Der Berater „macht“ einfach nicht!

 

Und doch habe ich es erst in dieser Woche leider wieder erleben müssen, dass meine Einschätzung so falsch nicht sein kann:

 

Ein klasse Interim Manager, Spezialist in seinem Thema. Die Laufzeit des Vertrages geht zu Ende und das Projekt soll für weitere sechs Monate verlängert werden. Überraschend erfolgt der Rückzieher des Kunden kurz vor Vertragsunterzeichnung.

 

Selbstverständlich hake ich dann beim Kunden nach: Ich bin ein ausgeprägt lernwilliger Mensch….

 

„Es hat sich herausgestellt, also hier im Projekt, dass der Interim Manager eher ein Berater ist! Er hat enormes Fachwissen, das uns bisher auch weitergebracht hat. Jedoch hat er sicher keine ausreichenden Führungsfähigkeiten – und er „macht“ einfach nicht. Wir aber brauchen in der jetzigen Phase einen solchen Macher – einen, der kraftvoll handelt, der die Dinge vorantreibt und erledigt!“

 

Tilt! Game over!

 

Machen – führen – die Dinge vorantreiben. Und eben nicht mit Rat an der Seite stehen.

 

Ein schönes Mandat führt nun ein anderer weiter. Die finanziellen Auswirkungen schlagen sich beim Interim Manager und bei MANATNET nieder – nicht beim Kunden, der seinen Cashflow für diese Projekt-Arbeit in andere Kanäle lenkt.

 

Deshalb, meine Kollegen mögen es mir nachsehen!, bleibe ich bei meiner Ausrichtung:

 

Ein Interim Manager ist ein Interim Manager!

 

 

 

 

PS: Ich gebe zu, ich habe darüber nachgedacht, diesen Blogeintrag zu verschieben und mich dem Thema „BREXIT“ zu widmen: Ich habe mich dagegen entschieden.

 

Inzwischen habe ich den Eindruck, jeder – ob wissend oder unwissend – meint, sich äußern zu müssen – was sein gutes Recht ist (siehe oben), aber mein gutes Recht ist es eben auch, zu sagen: „Mir reicht´s jetzt!“

 

Ich möchte dennoch an dieser Stelle vier Aussagen treffen:

 

Emotionale Ebene: Die Entscheidung der Briten macht mich traurig.

 

Humanistische Ebene: Ich respektiere die Entscheidung der Briten – und das ohne jede Einschränkung.

 

Wirtschaftliche Ebene: Ich glaube nicht, dass man sich in der heutigen Welt durch Spaltung stärken kann.

 

Politische Ebene: Ich hoffe, die Entscheidung der Briten ist ein Weckruf für die Politiker in Europa und der Startschuss für etwas, das heute jemand als „Europa reloaded“ bezeichnet hatte! Offenbar gilt auch hier: Weitermachen wie bisher geht nicht mehr….!

 

JEDER HAT DAS RECHT, MEINE MEINUNG FREI ZU ÄUSSERN!

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Ein von mir geschätzter Interim Manager schrieb mir am Mittwoch: „Im Rahmen einer regelmäßigen Bereinigung von Online-Funden über meine Person, die sich als nicht zweckdienlich herausgestellt haben, möchte ich Sie heute freundlich bitten, einige Beiträge zu löschen, die ich in Ihren Blog geschrieben habe.

 

Es handelt sich um [Link auf einen Blogeintrag aus dem Jahr 2012 entfernt]. Ich wäre Ihnen sehr dankbar wenn Sie meine Beiträge löschen könnten. Vielen Dank im Voraus!“

 

Ganz ehrlich: Ich habe das mehrfach lesen müssen – und dann habe ich natürlich den Kommentar, den dieser Interim Manager zu meinem Blogeintrag aus 2012 gemacht hatte, sofort entfernt. Letztlich ist der Interim Manager der „Content-Owner“ und natürlich habe ich seinem Wunsch entsprochen. Ich habe keinerlei Interesse daran, irgendjemandem zu schaden – und den Interim Managern von MANATNET, meinen Partnern, schon gar nicht.

Ein Kommentar im Interim-Blog – zu kritisch!

 

Ein Kommentar, der meiner kritischen Sicht seinerzeit zustimmte, als nicht „zweckdienlich“! Wir wollen uns erinnern, dass genau das der Leitstrahl für mein Blog ist – unterhaltsam und kritisch. Rosarot bebrillte „Marketing in eigener Sache“-Blogs für´s Interim Management gibt es genügend: Dafür braucht´s nicht noch eins! Ich jedenfalls werde meine Zeit nicht in einem solchen Geblubber verbrennen.

 

Nachdem ich den Kommentar in die Tiefen der Content-Management-Systeme habe versinken lassen, schrieb ich dem Interim Manager:

 

„Ich habe Ihre Kommentare gelöscht, Herr Interim Manager. Ich würde gern im Gegenzug erfahren, was Sie mit „als nicht zweckdienlich herausgestellt“ meinen.

 

Und prompt kam die Antwort:

 

„Danke Herr Becker, mit nicht zweckdienlich meine ich, dass ich verschiedentlich darauf angesprochen wurde, ich sei zu kritisch, und darüber sei man verschnupft!“

 

„Er“ sei zu kritisch. Nicht etwa ich, der Autor des Blogs!

 

„Man sei verschnupft“, was ich als ein „Du bist böse!“ aus der guten alten Transaktionsanalyse verstehe.

 

Damit hier kein Missverständnis aufkommt: Ein Dritter, wer auch immer, ist über die freie Meinungsäußerung eines Interim Managers in einem Internet-Blog „verschnupft“, was den Interim Manager dazu treibt – vermutlich unterstützt durch unterschwellige Drohgebärden [„Einen Interim Manager mit solch einer Gesinnung kann ich nicht mehr beauftragen!“] – um Löschung seiner geschriebenen Meinung zu bitten.

 

Und um einem möglichen weiteren Missverständnis vorzubeugen: Diese geschriebene Meinung war nicht rassistisch, sexistisch, eine Religion oder sexuelle Orientierung verletzend – oder sonst in irgendeiner Weise unbotsam. Solche Kommentare würde ich nicht freischalten! „Würde“, denn bemerkenswerter Weise sind sie in all meinen Blog-Jahren noch nie (!) vorgekommen.

Wie war das noch mal mit dem Grundgesetz?

 

Denk` ich an Deutschland, werde ich melancholisch – und ich fühle mich hochgradig unwohl! Wo ist er geblieben, der Stolz auf unser Grundgesetz? Wo ist sie geblieben, die Wucht des Artikels 5? Wo ist es geblieben, das Vertrauen darauf, dass Dich dieser Artikel 5 vor Repressalien schützt?

 

(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

 

Einer der für mich wichtigsten Pfeiler unserer Wertegemeinschaft scheint ganz offenbar den Bach `runterzugehen. Auch die Diskussionen rund um das Thema „Flüchtlinge“ zeigen das überklar: Praktisch jede kritische Meinung jenseits des Mainstream-Kuschelkurses wird niedergemacht und in der Neo-Nationalsozialistischen Ecke entsorgt. Die Botschaft auch hier: „Du bist böse!“ Du bist böse, weil Du Deine Meinung äußerst…

 

Und wie reagieren die Menschen? Sie sprechen ihre Meinung nicht mehr offen aus: „Wie ich wirklich denke, kann ich nur im engsten Kreis sagen!“

 

Hin ist sie, diese Wucht des Artikels 4 – krachend zerschellt an der unterschätzten Macht eines einzigen Konsonanten:

 

Jeder hat das Recht, meine Meinung frei zu äußern!

 

 

VORBEHALTE GEGEN INTERIM MANAGER

Fotograf_Juergen_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Vorbehalte_gegen_Interim_ManagerWir Interim-Provider neigen ja dazu, unser Interim-Geschäft als das Zentrum des Kosmos anzusehen – und die Interim Manager als das Beste, was der Menschheit je passieren konnte. Ja, natürlich: Eine solche Selbst-Beweihräucherung gibt es auch andere Branchen! Ich weiß. Dennoch empfinde ich dieses Denken in der Provider-Branche als überdurchschnittlich ausgeprägt. Und der eine oder andere dekoriert sich auch noch flugs mit dem Attribut „führend“ – und fühlt sich sofort noch besser: Als Nukleus im Kern des Universums.

 

Ich kenne das aus lang vergangenen Tagen, als wir uns im Banking intern an „Double-Dip-Leasing“ oder „Delayed Step-up-Swaps“ ergötzen konnten – aber nur 200 Meter Luftlinie entfernt jeder x-beliebige Passant auf dem Frankfurter Opernplatz mit einem verständnislosen „Häh?!“ reagierte.

 

Wenn wir unsere tolle Interim-Welt einmal verlassen – und das sollte jeder von uns regelmäßig tun! –, dann lernen wir gar Erstaunliches:

 

Zum Beispiel wird außerhalb unserer Interim-eigenen Welt der Begriff Interim Manager offenbar noch immer für problematisch angesehen. Ich hatte vor jetzt bald zwei Jahren bereits diesen Eindruck gewonnen – nach unserer telefonischen Kalt-Akquisition im Mittelstand. Und tatsächlich kaum glauben können („INTERIM MANAGEMENT? GOTTLOB SIND WIR OHNE KLAGEKOMMEN!“).

 

Kaum zu glauben, doch es ist wohl noch immer so:

 

Problem mit dem Begriff „Interim Manager“

 

Ein Geschäftspartner aus einer völlig anderen Welt, den ich seit rund dreißig Jahren kenne und mit dem ich regelmäßig über Vertriebs- und strategische Themen spreche  (Cassing: Institut für Absatz- und Produktentwicklung) schrieb mir in dieser Woche:

 

„Viele Unternehmen haben offenbar ein großes Problem mit dem Begriff „Interim Manager“. Dadurch entstehen maßgebliche Vorbehalte. Man kann aus den vielen Kommentaren (auch im Manager Magazin und im Spiegel) herauslesen, dass „Interim Manager“ suggeriert, dass irgendjemand in mein Haus kommt und mir sagen will, wo es lang geht. Das verursacht zunächst eine innere Ablehnung. Ich denke, Du solltest überlegen, statt von Interim Managern von Spezialisten zu sprechen. Spezialisten haben den Vorteil, dass sie meine Position nicht gefährden; dass es keine Rolle spielt, in welcher Rangordnung sie stehen; dass sie nicht nur führen wollen, sondern eine praktische Leistung liefern können, deren Einsatz ich selbst bestimmen kann.“

 

Ich bin mir nicht sicher, ob „Spezialisten“ uns hier wirklich weiterbringen oder der vergleichbare Begriff „Experten“, den ein befreundeter AIMP-Provider seit Jahren verwendet.

 

Aber eins müssen wir wohl leider noch immer als sicher unterstellen:

 

Vorbehalte gegen Interim Manager

 

EIN INTERIM MANAGER – NICHT KANTIG GENUG!

Fotograf_Juergen_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Ein_Interim_Manager_nicht-kantig-genugDas Interim-Mandat – auf das ich in meinem Blog vom 9. Oktober eingegangen bin („EIERLEGENDER WOLLMILCH-INTERIM MANAGER“) – ging für den Spezialisten auf der Zielgeraden verloren. Für einen Interim Manager, den wir aus fast 4.000 Kandidaten ausgefiltert hatten. In der dritten und letzten Runde mit der Geschäftsführung. Nach fast fünf Wochen Arbeit.

 

„Herr XYZ wird es nicht, Herr Becker!“

 

„Wieso das denn nicht? Ist doch ein Spitzen-Mann!“

 

„Ja schon….!“

 

„Aber….?“

 

„Er ist nicht kantig genug?“

 

„Er ist was?“

 

„Nicht kantig genug!“

 

„Und was bedeutet das für den nicht-Eingeweihten?“

 

„Na ja, er kam nicht überzeugend ´rüber! Er sagte immer „ich würde“, „man sollte“ und „man müsste“. Unsere Geschäftsführung wünscht sich aber jemanden, der klar sagt, wo´s langgeht!“

Endverhandlung: Prozess-Störung oder Test?

 

Danke für´s Gespräch. Fast eine halbe Million Euro Netto-Honorarvolumen für den Interim Manager: weg! Und der MANATNET-Anteil löste sich parallel in Luft auf.

 

Nun, tief im Innern war ich gewarnt. Als der Interim Manager im Feedback-Telefonat zum Treffen mit der Geschäftsführung sagte, „Die haben dieselben Fragen gestellt wie in der zweiten Runde!“, fuhr eine imaginäre Faust in meine Magengrube. Und im Kopf bildete sich die Frage: „Wie kann so etwas sein?“

 

Selbstverständlich ist so etwas möglich! Dass die Geschäftsführung eines Unternehmens im entscheidenden Gespräch dieselben Fragen stellt, wie die Fachabteilung zuvor. Nur wird sich jeder Profi fragen: Was geht denn hier ab? Wo ist der Mehrwert, den wir hier schaffen?

 

Entweder, die Geschäftsführung ist nicht über die Ergebnisse und Einschätzungen der Vorgespräche informiert worden. Das würde eine erhebliche Lücke im Prozess auf Seiten des Kunden offen legen – und ein Profi würde darauf eingehen.

 

Oder aber das ganze ist ein Test – und die Geschäftsführung möchte sehen, wie weit sich der Interim Manager „gängeln“ lässt [Ist alles schon vorgekommen!]. Ein Profi wiederum würde nachhaken und dadurch diesen Test-Versuch offenlegen.

Praxis bestätigt Lehrbuch

 

Fatalerweise – und hierauf bin ich auf gar keine Weise stolz! – legt diese Erfahrung knochentocken die Relevanz meiner kleinen Serie zum Vertrieb für Interim Manager offen:

 

TAKE THE DRIVER´S SEAT“: Hier habe ich geschrieben: “Fällt Ihnen etwas auf? Richtig: Sie warten nicht passiv auf das, was Ihr Gegenüber tut, sondern Sie übernehmen den aktiven Part. Interessanterweise ist das die inhärente Erwartungshaltung praktisch jedes Kunden an einen Interim Manager: Dass er macht, dass er eine aktive Rolle im Unternehmen übernimmt. Also übernehmen Sie den aktiven Part. Zeigen Sie, dass Sie die Dinge im Griff haben. Und so seltsam das klingen mag: Übernehmen Sie die Zügel bereits im Erstgespräch – wenn auch vorsichtig: Sie wollen ja nicht, dass die Gäule mit Ihnen durchgehen…“

 

Und:

 

WER FRAGT, LERNT”: Hier lautet die Passage: „Danken Sie zum Beispiel so: „Vielen Dank, Herr/Frau Kunde, dass Sie mir die Gelegenheit geben, Ihre Situation und Ihre Aufgabenstellung noch besser zu verstehen. [Ich hänge stets an: Ich verspreche Ihnen, ich werde Ihre Zeit nicht vergeuden!“] Glauben Sie mir: Das beeindruckt! Das wirkt professionell! Und Menschen neigen dazu, sich von Profis führen zu lassen. Und dann führen Sie das Gespräch auch. Es wird den einen oder anderen Kunden geben, der sich die Gesprächsführung nicht aus der Hand nehmen lassen wird – aber wenige! In diesem Fall gehen Sie zunächst darauf ein – anderenfalls wird Ihr Gespräch schneller zu Ende sein, als Sie glauben mögen.“

 

Ganz besonders schmerzhaft für mich ganz persönlich ist, dass ich den Interim Manager vor seinem entscheidenden Gespräch auf diese beiden Blogeinträge hingewiesen habe – und er sie dankend gelesen hat.

 

Ich bin mir ziemlich sicher: Hätte er sie auch nur im Kern umgesetzt, hätte er fast eine halbe Million Euro in den kommenden zwei Jahren eingefahren.

 

Doch grau ist jeder Konjunktiv! Zurück hingegen bleibt:

 

Ein Interim Manager – nicht kantig genug!

 

VERTRIEB FÜR INTERIM MANAGER (1): TAKE THE DRIVER´S SEAT

Fotograf_Juergen_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Take_the_Drivers_SeatWie vielen Interviews zwischen Interim Manager und Kunden habe ich beigewohnt? Von ersten Telefoninterviews bis zu den abschließenden persönlichen Treffen, nach denen entschieden wurde, ob der Interim Manager vom Kunden beauftragt wurde oder nicht. Ich habe längst aufgehört, sie zu zählen!

 

Dabei habe ich sehr starke Interim Manager erlebt. Und ich habe mitbekommen, dass sehr qualifizierte Interim Manager den Auftrag dennoch nicht erhalten haben.

 

Wie kann so etwas sein?

 

Aus meiner Sicht liegt das ausnahmslos an der Gesprächsführung dieser Interim Manager, ja, an ihrer Vertriebskompetenz! Interim Manager für die Linienfunktion „Vertrieb“ sind an dieser Stelle verständlicherweise sehr viel besser aufgestellt als alle anderen Interim Manager. Fatalerweise machten Interim-Mandate im Vertrieb laut AIMP-Providerumfrage im Jahr 2014 jedoch gerade mal 3 % des gesamten Projektgeschäftes aus. Auch das Vorjahr war mit 4 Prozent nur unwesentlich besser.

 

Mit anderen Worten: Die weitaus meisten Interim-Projekte richten sich an Interim Manager, die eben nicht aus dem Vertrieb kommen. Und da liegt der Kern: Diese Menschen sind, wenn überhaupt, ihr Leben lang darauf ausgerichtet gewesen, sich zu bewerben – nicht, sich zu verkaufen. Und das ist ein ganz erheblicher Unterschied!

Ein Interim Manager bewirbt sich nicht

 

Wenn Sie sich vor Augen halten, dass ein Bewerbungsverfahren per definitionem eine Über- (Arbeitgeber) und Unterstellung (potentiell abhängig Beschäftigter) in sich trägt, dann wird klar, weshalb Verhaltensmuster aus „Bewerbungsritualen“ im Interim Management nicht zum Ziel führen können. Stellen Sie sich die absurde Situation vor, in der ein Personaler den Interim Manager nach seiner größten Schwäche oder seinem ganz persönlichen Ziel in drei Jahren fragt. Oder den Interim Manager, der alles über Sozialleistungen und Entwicklungsmöglichkeiten erfahren möchte. Sehen Sie…?!

 

In der Regel hat auch der Kunde keineswegs die Erwartungshaltung, mit einem Interim Manager einen Bewerbungsprozess zu durchlaufen. Stattdessen möchte er herausfinden, ob der Interim Manager ihm in der besonderen Situation, in der er sich befindet, gut helfen kann. Selbstverständlich ist er in dieser Situation unsicher – auch wenn er es nie zugeben wird. Und natürlich möchte der Kunde „nichts falsch“ machen.

 

Der Interim Manager, der ihm jetzt das Gefühl gibt, eben „nichts falsch“ zu machen, wird das Mandat und damit den Auftrag für sich gewinnen. So einfach ist das – und doch so schwierig!

 

Damit das gelingen kann, muss der Interim Manager „Vertriebs-Skills“ erwerben und anwenden. Und gleich an dieser Stelle: Das hat rein gar nichts mit Selbstdarstellung, Gelaber oder Drückermethoden zu tun. Diese Zeiten sind lang vorbei – und deshalb wird so etwas mit Sicherheit nicht zum Ziel führen.

 

Stattdessen lauten die Schlüsselwörter: Verstehen, Empathie und Wertschätzung.

 

„Ich kann mich halt schlecht selbst verkaufen!“, höre ich mit schöner Regelmäßigkeit von Interim Managern. Gleichermaßen regelmäßig antworte ich: „Dann müssen Sie´s halt lernen…! Denn: Wer kann Sie besser „verkaufen“ als Sie selbst – und: Wer sonst sollte das tun?“

 

Selbst wenn ein Interim Manager (natürlich: auch eine Interim Managerin) solche Vertriebs-Skills erworben hat: Auch dann ist nicht jedes Mandat zu gewinnen! Das ist keineswegs ungewöhnlich, denn dafür gibt es zu viele Unwägbarkeiten im Entscheidungsprozess beim Kunden – bis hin, ja tatsächlich! – zum „Nasenfaktor“. Aus der neueren Forschung wissen wir, dass in der Tat Menschen sich gegen eine Zusammenarbeit entscheiden, weil sie ihr Gegenüber „nicht riechen“ können! Dagegen hilft dann schlicht nichts mehr…

Worauf muss ein Interim Manager im Interview achten?

 

Auf diese Frage werde ich an den kommenden drei Freitagen eingehen. Der Schwerpunkt heute lautet: Wer ist auf der anderen Seite und wie stelle ich mich darauf ein?

 

Interim Manager, die über MANATNET an ein Erstinterview gelangen, erhalten ausnahmslos ein detailliertes Briefing. Dieses Briefing enthält selbstverständlich Vor- und Zunamen sowie Funktion aller Gesprächsteilnehmer.

 

Dass der Interim Manager darüber hinaus jede nur denkbare Information über seinen potentiellen Kunden und seine Gesprächspartner (Xing- oder LinkedIn-Profile!) zusammenträgt und die Ergebnisse seiner Recherche in einer Art „Dossier“ zusammenfasst und zum Gespräch mitbringt, versteht sich von selbst.

 

Auch wenn Sie derart bestens auf die Gruppe Ihrer Gesprächspartner vorbereitet sind: Unterstellen Sie, dass sich die Zusammensetzung auf Kundenseite unmittelbar vor Ihrem Termin ändern wird!

 

Sollte ein vorgesehener Gesprächspartner nicht dabei sein (können), dann ist das in aller Regel unkritisch. Anders sieht es aus, wenn ein neuer, Ihnen bis jetzt unbekannter Gesprächsteilnehmer hinzukommt. Sie sollten unterstellen, dass dieser Gesprächsteilnehmer wichtig ist: Ein subalterner Mitarbeiter beim Kunden erscheint nicht plötzlich in einer Gesprächsrunde!

 

In einer solchen Situation empfehle ich ausnahmslos, den neuen Gesprächsteilnehmer direkt anzusprechen und keinesfalls stillschweigend hinzunehmen. Hierfür gibt es zwei Gründe:

 

  1. Sie müssen sicherstellen, dass Sie Namen und Funktion kennen und – bitte nicht unterschätzen! – den Namen auch richtig verstanden haben. Wenn Sie in einer folgenden Mail den Namen falsch schreiben, ist das kein Zeichen von professioneller Arbeit!

 

  1. Sie können nicht unterstellen, dass dieser Gesprächsteilnehmer den gleichen Informationsstand hat, wie alle anderen Teilnehmer, die dieses Gespräch geplant und sich darauf vorbereitet haben.

Die Macht der Frage – gerade im Interim Management

 

Folglich müssen Sie überprüfen, wie der Informationsstand eines solchen Teilnehmers tatsächlich ist. Und das geht nur über gezieltes Fragen.

 

Dieser und die folgenden Blogeinträge werden immer wieder darauf zurückkommen: Die Macht der Frage! Hier ist jedoch nicht die Art von Fragen gemeint, die Sie sich selbst bereits im Vorfeld beantworten konnten. So werden Sie unmittelbar nach der Frage, „Was produzieren Sie eigentlich genau?“, für den Kunden nicht mehr als Kandidat in Frage kommen.

 

In der oben skizzierten Situation sollten Sie den neuen Gesprächsteilnehmer auch nicht fragen: „Haben Sie meinen Lebenslauf gelesen?“ Fragen Sie stattdessen: „Ich vermute, Sie haben kurzfristig noch keine Gelegenheit gehabt, sich meinen Lebenslauf anzuschauen. Soll ich schnell darauf eingehen, damit Sie im Bilde sind?“

 

Eine solche Frage erlaubt es Ihrem Gegenüber, nur auf zwei Feldern zu antworten:

 

„Oh, doch! Ich habe Ihren Lebenslauf gelesen!“ Darauf werden Sie reagieren: „Prima! Vielen Dank dafür! Dann können wir ja gleich ins Thema einsteigen…!“

 

Die andere Möglichkeit des Kunden lautet: „Ja, da haben Sie Recht! Tut mir leid!“ Ihre Reaktion wird dann sein: „Kein Problem! Das macht nichts! Wenn Sie einverstanden sind, dann führe ich Sie im Schnelldurchlauf durch meine Erfahrungen und konzentriere mich dabei auf die für Ihr Projekt relevanten Dinge. Wenn Sie dann mehr wissen möchten, dann gehen Sie einfach dazwischen. Ist das in Ihrem Sinne?“

 

Damit erreichen Sie zwei wesentliche Ziele:

 

  1. Sie verbrennen keine wertvolle Zeit, in der Sie Ihren kompletten Lebenslauf herunterleiern – den die anderen in der Runde ohnehin kennen und die Sie damit langweilen werden. Dies ist aus meiner ganz persönlichen Sicht ein vielversprechender  Weg, wenn Sie das Mandat unbedingt verlieren möchten! Warum? Weil Sie die Zeit, die Sie auf Ihren Lebenslauf verwandt haben, nicht mehr dafür nutzen können, über das Projekt des Kunden zu sprechen…

 

  1. Sie signalisieren dem Kunden ganz deutlich „Ich wertschätze Dich!“ Ich versuche, diese unerwartete Situation für uns alle so gut wie möglich aufzufangen – und ich frage Dich obendrein noch, ob Du damit einverstanden bist. Glauben Sie mir: Ich habe es noch nie erlebt, dass das ein Kunde das nicht gut gefunden hätte!

 

Fällt Ihnen etwas auf? Richtig: Sie warten nicht passiv auf das, was Ihr Gegenüber tut, sondern Sie übernehmen den aktiven Part. Interessanterweise ist das die inhärente Erwartungshaltung praktisch jedes Kunden an einen Interim Manager: Dass er macht, dass er eine aktive Rolle im Unternehmen übernimmt.

 

Also übernehmen Sie den aktiven Part. Zeigen Sie, dass Sie die Dinge im Griff haben. Und so seltsam das klingen mag: Übernehmen Sie die Zügel bereits im Erstgespräch – wenn auch vorsichtig: Sie wollen ja nicht, dass die Gäule mit Ihnen durchgehen…

 

Daher lautet meine Regel Nr. 1 im Vertrieb für Interim Manager:

 

Take the Driver´s Seat!

 

EIERLEGENDER WOLLMILCH INTERIM MANAGER

Fotograf_Juergen_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Eierlegender_Wollmilch_Interim_ManagerViel hat sich seit 2003 im Interim Management verändert – seit MANATNET als auf das professionelle Interim Management spezialisierter Internet-Markplatz für die D-A-CH-Region die Szene bereichert: Interim Management ist bekannter geworden – viel bekannter, dank der gemeinsamen Anstrengungen von AIMP und DDIM; nicht zuletzt die jährlichen AIMP-Providerumfragen weisen das nach.

 

Großunternehmen nutzen Interim Manager ganz selbstverständlich – auch und vor allem im Rahmen von Projekten. Nachvollziehbar, denn aufgrund der Lean Management-Programme ist kaum noch jemand ohne deutliche Probleme für den abgebenden Bereich mal eben schnell für ein Projekt abzukommandieren.

 

Dem gegenüber steht der Mittelstand, der sich mit Interim Managern noch immer schwer tut – weil er sie in aller Regel als zu teuer ansieht. Dabei erlebe ich in der Praxis, wie deshalb schier unglaubliche Cash-Potenziale ungenutzt verrotten. Regelmäßig gehe ich – ein Rufer in der Wüste! – an dieser Stelle darauf ein: Zuletzt am 6. Februar dieses Jahres („INTERIM MANAGEMENT LOHNT VOR ALLEM IM MITTELSTAND!“) und ziemlich genau ein Jahr davor („INTERIM MANAGER KÖNNEN GROSSES SCHAFFEN IM MITTELSTAND“).

Anforderungen an Interim Manager steigen dramatisch

 

In der jüngeren Vergangenheit fällt zudem auf, dass die Anforderungen, die die Kunden an die Interim Manager stellen, gen unendlich zu tendieren scheinen:

 

Gemeinsam mit MANATNET und einem weiteren befreundeten AIMP-Provider versuchte ein geschätzter Kollege für einen Kunden (38.000 Mitarbeiter) eine Spitzenposition im internationalen IT-Projektmanagement zu besetzen. Beide befreundeten Provider halfen mit jeweils einem (!) Kandidaten: Mehr gaben die Pools schlicht nicht her, so tapfer waren die Anforderungen des Kunden.

 

Die Interim Manager von MANATNET wissen das: Für jedes Projekt, das ich selbst bearbeite, gleiche ich Punkt für Punkt des Anforderungsprofils in einer kleinen Excel-Tabelle gegen die Informationen aus dem jeweiligen Lebenslauf ab – und hake bei jeder Lücke nach. Der Interim Manager von MANATNET erfüllte ausnahmslos (!) alle dokumentierten Anforderungen des Kunden – und wurde dennoch abgelehnt. Argument des Kunden: „Der Kandidat bringt zwar aus fünfzehn Jahren exzellente Führungserfahrung im Management von internationalen Groß-Projekten bis 300 Mitarbeitern mit und er beherrscht wohl alle modernen IT-Management-Methoden. Wir aber wünschen uns zudem Führungserfahrung in der Linie!“

 

Der neue CTO des Automobilzulieferers (3.500 Mitarbeiter) möchte die „Nummer 2“ in der Technik für sein Unternehmen finden – in Festanstellung; und wenn´s denn sein muss, dann zunächst einmal interimistisch. Das Anforderungsprofil, das ich erhalte, umfasst viereinhalb DIN A4-Seiten – zugegeben: Einschließlich einiger Erläuterungen.

Kaum ein Interim Manager erfüllt solche Erwartungen

 

Ich schreibe dem Kunden: „Ihr Anforderungsprofil ist tapfer! Es würde mich daher überraschen, wenn Sie aus dem Vollen schöpfen könnten.“

 

Die entwaffnende Antwort: „Das ist die zweitwichtigste Position, die wir in der Technik haben mit entscheidender strategischer Bedeutung. Zudem ist es die erste Position, die ich besetze: Da möchte ich keine Fehler machen!“

 

Die Position ist bis heute nicht besetzt – obwohl wir etwa 4.000 Kandidaten geprüft haben – auch hier gemeinsam mit einem befreundeten Provider aus dem AIMP.

 

Das Unternehmen mit rund 1.500 Mitarbeitern ist Teil einer erheblich größeren Gruppe und sucht den Interim Manager für einen umfangreichen Rollout einer neuen ERP-Software. Das Anforderungsprofil steht dem aus dem ersten Beispiel in nichts nach – und wird im Rahmen einer Telefonkonferenz um ein zusätzliches Briefing, das ich auf knapp zwei weiteren DIN A4-Seiten zusammenfasse und mit dem Kunden zur Freigabe durchspreche.

 

„Das sind schon heftige Anforderungen, nicht wahr?“

 

„Ja, stimmt schon. Da haben Sie Recht! Eigentlich suchen wir die „Eierlegende Wollmilchsau“…!“

 

Hamwa nich! Aber resignieren kennen wir ja nicht im Interim Management: Vielleicht finden wir ihn ja doch, wenn wir alle Kräfer bündeln – oder wir haben mal ein wenig Glück. Oder es registriert sich am Wochenende bei MANATNET ein

 

Eierlegender Wollmilch Interim Manager.

 

ALLEIN SCHAFFST DU ES DOCH NICHT – MIT MIR ABER SICHER!

Fotograf_Juergen_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_MANATNET_Allein_schaffst_Du_es_nichtWarum gelten Interim Manager als teuer – und Berater nicht, obwohl sie´s sind? Mein heutiger Blogeintrag wir sich keineswegs im „Berater-Bashing“ ergehen oder das Hohe Lied der Interim Manager singen („Wir sind die Guten“) oder sonst etwas in dieser Art. Stattdessen möchte ich mich dieser Frage aus der maximal denkbaren Befangenheit widmen: Der eines Interim Providers!

 

Zunächst denke ich, wir Menschen vergleichen Neues typischerweise mit uns bekannten, vertrauten Dingen – was letztlich nicht überraschen kann: Vertraute Dinge bieten Halt und Orientierung! Und, liebe Leser, es tut mir leid: Für sehr viele Kunden sind Interim Management noch etwas Unbekanntes – und Interim Manager etwas Neues.

 

„Was macht ein Interim Manager?“, lautet deshalb die meistgebrauchte Frage dieser Kunden. Und wir Profis reagieren – instinktiv oder einstudiert – mit Antworten, die dem Kunden die Unsicherheit, ja mitunter die Angst vor dem Unbekannten nehmen sollen. Und scheitern öfter als uns lieb ist.

 

„Der Interim Manager, die Interim Managerin, arbeiten in Ihrem Unternehmen – meist vor Ort, fast wie ein ganz normaler Mitarbeiter – nur dass er oder sie für einen genau definierten Zeitraum bei Ihnen vor Ort ist und zusätzlich…!“ Und nun folgt die ganze bekannte Litanei!

Milchmädchenrechnung im Interim Management

 

Kein Wunder, dass der Kunde im Unternehmen daher zugreift und den Interim Manager mit einem festangestellten Mitarbeiter (das Bekannte) vergleicht. Wir schieben den Kunden ja selbst seit Jahren auf dieses Gleis – und tun es weiterhin!

 

Und wundern uns, dass wir davon nicht mehr wegkommen. Und stattdessen in schöner Regelmäßigkeit mit dem absurden Dreisatz kämpfen: Tagessatz mal 20 mal 12 gleich Jahresgehalt. Erste Zwischensumme: Teuer! Delta zum Jahresgehalt eines Festangestellten (am besten meines eigenen). Zweite Zwischensumme: Um Gottes willen! Endergebnis: Mache mer net!

 

Da können wir noch so salbungsvoll reden und auch noch brillant erarbeitete, mathematisch und wirtschaftlich exakte Modellrechnungen in Excel mit variablen Feldern für echte Werte des Kunden auf den Tisch legen: Der Kunde wird das Bild einfach nicht mehr los!

 

Ein völlig falsches, völlig verzerrtes Bild! Eine beispielhaft trügerische Milchmädchenrechnung!

Die Beratung entzieht sich dem Vergleich

 

Weshalb ist das in der Beratung anders?

 

Ganz einfach: Während unsere Botschaft im Interim Management lautet: „Wenn Dir ein eigener Mitarbeiter fehlt, dann helfen wir Dir schnell und sehr kompetent“ – lautet die Botschaft der Berater:

 

„Du kannst es eh nicht – aber wir können Dir sagen, wie´s geht!“

 

Damit entzieht der Berater dem Kunden die Vergleichsmöglichkeit – abgesehen davon, dass der Kunde die Berater untereinander vergleichen wird.

 

Die Leistung des Interim Managers wird hingegen heute in aller Regel schlicht mit der Leistung eines eigenen, festangestellten Mitarbeiters verglichen – und gleichgesetzt. Bei gleicher Leistung erscheint dann der Preis des Interim Managers als zu hoch – und das Unternehmen entscheidet sich gegen die Interim-Lösung. Und oft damit gegen die Lösung schlechthin: „Wir versuchen dann eben, mit Bordmitteln klarzukommen…!“

 

Beweis gefällig? Wenn die Bank des Kunden ihre Felle schwimmen sieht (und sanft ihren Einfluss geltend macht), dann reicht es plötzlich nicht mehr, wenn einer sagen kann, wie´s geht, sondern dann muss es einer endlich mal machen. Und das Unternehmen hat es in der Vergangenheit nicht „machen“ können (sonst würde die Bank nicht handeln!) und daher glaubt niemand mehr, dass das Unternehmen es jetzt aber dann doch nun endlich „machen“ wird. Und plötzlich werden auch die Interim Manager vom Kunden sofort akzeptiert!

 

Warum ist das so? Nun, weil das den Vergleich auf eine völlig andere Ebene hebt und die Kosten für den Interim Manager mit der Unbill vergleicht, die dem Unternehmen ins Haus steht, wenn die Bank den „Stecker zieht“….

 

Was also ist zu tun?

 

Neue Bilder braucht das Interim Management! Und das wiederum erfordert Kreativität und neues Denken – zwei Eigenschaften, die nicht unbedingt die deutsche Interim-Branche kennzeichnen.

 

Es wird seine Zeit brauchen, bis wir ein neues Bild haben. Und es wird noch viel mehr Zeit brauchen, bis unsere Kunden dieses Bild verinnerlicht haben werden.

 

Ich stelle mal hier meine erste Idee zur Diskussion – bitte direkt hier im Blog als Kommentar. Mein neues Bild lautet:

 

„Allein schaffst Du es doch nicht – mit mir aber sicher!“

 

WELCHER INTERIM MANAGER IST FIT IM 3D-DRUCK?

Fotograf_J_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Welcher_Interim_Manager_ist_fit_im_3-D-DruckSie liegt in den letzten Zügen, die Bachelor-Arbeit im Maschinenbau-Studium meines Sohnes. Ich kenne das Thema seit Monaten und ich weiß daher, was auf mich zukommen wird.

 

3D-Druck: Ableitung von Konstruktionsrichtlinien in der additiven Fertigung anhand eines Prüfkörpers

 

Ich verstehe nur Bahnhof, aber vielleicht bin ich genau deshalb in idealer Weise geeignet, die Qualitätssicherung vorzunehmen: Ich kann mich auf das Sprachliche konzentrieren.

 

Fotos müssen gemacht werden, damit die unterschiedlichen Ergebnisse der unterschiedlichen Druckverfahren sichtbar werden: Stereolithografie, Selektives Laser Sintering, Fused Filament Fabrication (FFF), Fused Deposition Modeling (FDM), Fused Layer Modeling (FLM), 3D-Druck mit Pulver, Multi Jet Modeling und Elektronenstrahlschmelzen.

 

Ah, ja!

 

Wie decken Interim Manager Neuland ab?

 

Der Vater betrat 1993 in Deutschland als einer der Ersten das Neuland Internet – zwanzig Jahre später folgt der Sohn an die unbekannten Gestade des 3D-Drucks.

 

Fotos müssen her. Das iPhone reicht nicht für die Bachelor-Arbeit. Die Auflösung ist nicht ausreichend und einen Makrobereich deckt die Fokussierung nicht ab.

 

Meine Olympus OMD EM-5 muss her.

 

In weniger als einer Viertelstunde sind die Bilder gemacht und werden am Bildschirm für gut befunden.

 

Ein leichter Anflug von Genugtuung: Endlich kann ich mich mal revanchieren für seinen Level 1-3 Support in der PC-Welt.

 

Nach weiteren 10 Minuten sind die Bilder fix und fertig in den Text eingearbeitet.

 

Ich registriere ein leichtes Schaudern: Vor 15 Jahren war das schlichtweg außerhalb der Vorstellungskraft! Der meisten Menschen, zumindest…

 

Und da bricht sie sich wieder Bahn – diese Frage, die mich seit Jahren beschäftigt: Wie machen sich die Unternehmen fit für ganz neue Themen? [IN PHOTOSHOP NÜTZT DIR NEOFIN DOKU REIN GAR NICHTS]

 

Wir argumentieren damit, dass Interim Manager sehr versiert und sehr erfahren sind. Okay, aber ein doch eher in die Vergangenheit gerichteter Blick. Und wir wissen, dass Unternehmen von Interim Managern so ziemlich alles erwarten, auf keinen Fall aber, dass sie ihn ausbilden müssen.

 

Und daher frage ich mich schon, wie wir Anfragen aus ganz neuen Welten abdecken wollen – E-Mobilität zum Beispiel oder aber Digitale Fotografie.

 

Und nicht erst seit dieser Woche frage ich mich zudem:

 

Welcher Interim Manager ist fit im 3D-Druck?