FASSUNGSLOS IM INTERIM MANAGEMENT!

Fotograf_Juergen_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Fassungslos_im_Interim_ManagementIm Interim Management brauchen Kunden in Deutschland mitunter, fast hätte ich geschrieben „oftmals“, recht lange für ihre Entscheidungen. Verblüffender Weise.

 

Aber nicht nur im Interim Management, wie man weiß. Die Gründe tun nichts zur Sache. Fakt ist: Allein anhand der Reaktionszeiten der Unternehmen, mit denen MANATNET zusammenarbeitet – und wir blicken immerhin auf ein gutes Dutzend Jahre zurück! – lässt sich ableiten: Deutsche Unternehmen sind nicht schnell genug! Und ich denke ganz persönlich, dass sich das irgendwann im Wettbewerb rächen wird – mit schnelleren Unternehmen…

 

Ich weiß, jetzt kommen wieder die „Wir sind doch damit gut gefahren!“ oder „Gut Ding braucht Weile“-Plattitüden.

 

Aber darauf will ich nicht hinaus: Es fällt halt nur auf und beschäftigt mich.

 

Jeder fünfte Interim Manager reagiert auf Anfragen nicht

 

Noch mehr beschäftigt mich jedoch, dass ich das inzwischen auch auf Seiten der Interim Manager erlebe!

 

Dass im Schnitt gut jeder fünfte Interim Manager (das sind deutlich mehr als vor gut drei Jahren) nicht einmal reagiert, wenn ich ihm oder ihr eine Projektanfrage vorstelle, auf die sein oder ihr Profil passt: Daran habe ich mich gewöhnt – kopfschüttelnd zwar und die Frage nach der Professionalität dieser Interim Manager verdrängend. Ist halt wohl so!

 

Allerdings freue ich mich schon jetzt auf irgendeinen aus dieser Liga, der mir vorwerfen wird: „Über MANATNET kommt ja nix!“…

 

Die – größere! – Gruppe der Interim Manager, die auf meine Projektanfrage „gerade gestern/in der vergangenen Woche für ein Projekt unterschrieben haben und nur noch nicht dazu gekommen sind, das Verfügbarkeitsdatum anzupassen“ sorgt – anders als früher! – nicht mal mehr für MANATNET-interne Heiterkeit.

 

Neue Evolutionsstufe der Unzuverlässigkeit

 

Jetzt hat das Larifari auf Seiten der Interim Manager eine neue Evolutionsstufe erreicht!

 

Kunde (Samstag!):

 

„Herr Becker,

 

ich kann Herrn XYZ nicht erreichen – über Mail nicht, über Festnetz nicht und über Mobil auch nicht! Ist da etwas passiert?“

 

So ganz unberechtigt ist seine Sorge nicht! Erst im Januar dieses Jahres bin ich darauf eingegangen: Reagiert nicht mehr heißt: Lebt nicht mehr!

 

Meine Antwort (Samstag!):

 

„Ich kümmere mich darum, Herr Kunde, und melde mich:“

 

Der Interim Manager hat das erste Gespräch mit dem Kunden geführt, grundsätzlich passte alles – ein paar Dinge waren noch zu klären. Und dauerten, zugegeben (siehe oben) etwa zwei Wochen.

 

Ich versuche den Interim Manager zu erreichen: Per Mail, Festnetz, Mobile, Anrufbeantworter und SMS.

 

Sonntag! Montag. Keine Reaktion. Nichts. Nada.

 

Am Dienstag dann erreicht der Kunde den Interim Manager: Der Interim Manager sagt ab.

 

Zurück bleiben ein verstörter Kunde und ich, dessen Lead-to-Deal-Quote neuerdings auch die Interim Manager zerschießen. Wie reagiere ich darauf?

 

Fassungslos im Interim Management!

 

MEHR GELASSENHEIT IM INTERIM MANAGEMENT!

Fotograf_Juergen_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Mehr_Gelassenheit_im_Interim_ManagementIm Interim Management haben sich die Zeiten geändert! Ich erinnere mich noch gut an die Anfänge von MANATNET im Jahr 2002 – als wir mit den Planungen und den Vorarbeiten anfingen:

 

ZMM war ein paar Jahre alt, Butterflymanager und die Management Angels waren gerade gegründet. Zu den Flaggschiffen seinerzeit zählten TMP und Protem. Beide sind inzwischen vom Markt verschwunden.

 

Dafür poppten in den vergangenen Jahren in schöner Regelmäßigkeit neue Interim-Provider am Markt hoch, die sich – auch das in schöner Regelmäßigkeit! – in Presse-Hurra!-Meldungen als erstes das Etikett „Marktführend“ ans Revers hefteten. Und folglich von jedem aus der Providerszene von Beginn an und überaus wachsam beäugt wurden …

 

Atreus entstand und bezeichnet sich seitdem als Marktführer – und das sind sie gemessen am Geschäftsvolumen wohl auch.

 

Viele andere sind inzwischen deutlich ruhiger geworden und einige wieder in der Versenkung verschwunden.

Kein schnelles Geld im Interim Management

 

Aus meiner ganz persönlichen Sicht liegt das daran, dass im Interim Management – anders als landläufig erwartet – kein schnelles, leichtes Geld zu verdienen ist: Der eine oder andere Achtungserfolg im ersten Jahr aus dem eigenen Netzwerk ist sicher möglich – danach aber wird‘s schwer.

 

Heute muss sich jeder Provider seine Erlöse aus dem Interim-Geschäft für jedes einzelne Projekt neu im immer härter werdenden Wettbewerb erkämpfen. Denn wenn die Arbeitswelt sich weiter in Richtung flexible Arbeitsverhältnisse und Projekt-bezogene Arbeit entwickelt (und da sind sich alle Auguren einig), dann folgt daraus zwingend eine höhere Nachfrage nach Interim Managern. Und das wiederum hat das Interim-Geschäft grundsätzlich attraktiv für neue Anbieter gemacht.

 

Jedoch stehen den von den Interim-Projekten abhängigen und daher im harten Wettbewerb stark schwankenden (neudeutsch: volatilen) Erlösen Investitionen in Informationstechnik in doch recht erheblichem Umfang gegenüber: Wie sonst wollen Sie heute die Daten von mehreren hunderten oder gar tausenden Interim Managern beherrschen?

 

Dieses „Wir kennen alle unsere Interim Manager persönlich!“ halte ich – ich bitte um Vergebung! – für völligen Blödsinn! Mitunter denke ich, dahinter steckt auch der Versuch, die tatsächliche Schwäche („Wir haben keine smarte IT!“) durch Marketing-Geblubber in eine scheinbare Stärke zu verquasen: „Wir brauchen keine smarte IT, weil wir selbst so smart sind und daher alle unsere tausende Interim Manager persönlich kennen!“.

 

Zwar wird in heutigen Zeiten dem Marketing-Geschwurbel viel Gehör geschenkt. Dennoch wird jeder Mensch mit einer einigermaßen abgeschlossenen Ausbildung wissen: „Einige Interim Manager kennst Du sicher, aber alle? Ebenso sicher nicht!“

 

Neben den Investitionen in IT halte ich das Management der Kostenstruktur im Interim-Providing für eine überragend kritische Aufgabe.

MANATNET meidet Fixkosten wie die Pest

 

Schon in den frühen Achtzigerjahren – als das Bankgeschäft noch als honorig galt – wurde mir im Firmenkundengeschäft von Chase Manhattan Bank eingebläut: „Highly volatile project driven revenues do not allow for a high fixed cost base!“ Auf gut Deutsch und vereinfacht: „Projekt-Geschäft und Fixkosten passen nicht zusammen!“

 

Und ziemlich genau zwanzig Jahre später habe ich erlebt, wie richtig diese Logik ist: Als nach dem 11. September die Kunden ihre Projekte mit Accenture (Deutschland) massenweise stoppten – völlig ungeachtet bestehender Verträge („Mach mir jetzt Schwierigkeiten – und Du machst nie wieder etwas für mich!“).

 

Und die Erlöse wegbrachen. Die Kosten jedoch gleich blieben. Bis etwa 250 (!) Mitarbeiter entlassen wurden…

 

Das ist der Grund, weshalb ich für MANATNET Fixkosten meide wie die Pest. Zwar arbeiten wir mit zahlreichen Partnern zusammen: Rechenzentrum, Softwareentwicklung, Finanzen, Vertrieb, Business Development – um nur die wichtigsten zu nennen. Aber ausnahmslos alle auf einer freien, einer Projekt-bezogenen Basis. So wollte ich es immer: Ein modernes, ein „atmendes“ Unternehmen – fernab jeden „Brick-and-Mortar“-Businesses!

 

Ich weiß, dass das die meisten meiner Provider-Kollegen nicht so eng, wenn nicht sogar anders sehen – und das respektiere ich. Ich weiß aber auch, dass irgendwann wieder schwierige Zeiten für uns kommen werden. Und wer sagt denn, dass sich die Jahre der Finsternis 2008/2009 nicht wiederholen können?

 

Für die einen ist das Blödsinn. Für mich bedeutet es jedoch:

 

Mehr Gelassenheit im Interim Management!

 

5 GOLDENE INTERIM MANAGEMENT-REGELN FÜR UNTERNEHMEN

Quelle_www.piqs.de_Fotograf_Ilagam_Titel_Grosse_StrasseZwar ist Interim Management in Deutschland inzwischen wesentlich bekannter als noch vor zehn Jahren. Eine Selbstverständlichkeit in deutschen Unternehmen ist es deshalb – anders als z. B. in UK oder BENELUX – noch lange nicht. Viele Unternehmen betreten deshalb Neuland, wenn sie einen Interim Manager an Bord holen möchten. Folgende 5 Regeln weisen Ihr Unternehmen als Profi aus:

 

1. MEIDEN SIE SCHNELLSCHÜSSE: „Ich schaue mal, was es so an Interim Managern am Markt gibt, und dann sehen wir mal weiter…!“ Es gibt tatsächlich Unternehmen, die so am Markt vorgehen. Sie sprechen Interim Management-Provider an (möglichst viele, denn dann bekommt man ja den allerbesten Überblick über einen Markt, den man noch nicht gut genug kennt!) oder sie beuten eigene Netzwerke aus.

 

Wen auch immer solche Unternehmen ansprechen, sie lösen unmittelbar Arbeit auf der anderen Seite aus: Denn jeder Profi auf der Gegenseite wird das anfragende Unternehmen, selbstverständlich!, als professionellen Marktteilnehmer ansehen und seinen Wunsch deshalb ernst nehmen.

 

Umfangreiche, am Anforderungsprofil des Kunden ausgerichtete Suchprozesse werden gestartet, Vorab-Gespräche mit Kandidaten werden geführt und deren Eignung verifiziert. Kandidatenprofile werden dann an das Unternehmen geliefert, Telefoninterviews geplant, aufgesetzt und die Briefings an die Kandidaten erarbeitet. Und abschließend werden persönliche Interviews vor Ort beim Kunden durchgeführt.

 

Der sicherste Weg für ein Unternehmen, seinen Ruf in dem kleinen und überschaubaren Interim-Markt auf absehbare Zeit zu ruinieren ist es, jetzt zu kommunizieren: „Tut mir leid, wir benötigen jetzt überraschenderweise doch keinen Interim Manager, denn wir haben eine interne Lösung gefunden!“

 

Glauben Sie mir: Professionelle Marktteilnehmer vergessen so etwas nicht – und werden bei der nächsten Bitte dieses Unternehmens entsprechend reserviert und vorsichtig vorgehen. Manche Marktteilnehmer schließen intern eine Zusammenarbeit mit solchen Unternehmen aus, solange die „Player“ dieselben bleiben.

 

Deshalb lautet die Regel Nr. 1: Fahnden Sie in Ihrem Unternehmen! Klären Sie im Detail, ob Sie nicht irgendwo einen Mitarbeiter für die anstehende Aufgabe freisetzen können. Erst wenn Sie sicher sind, dass das nicht möglich ist, dann suchen Sie einen Interim Manager. Wenn Ihr Unternehmen schlank aufgestellt ist, wird es sicher Widerstände gegen ein solches Freisetzen geben. Überlegen Sie in einem solchen Fall, ob sich die Widerstände gegen das Freisetzen des für die Projektaufgabe geeigneten Mitarbeiters in Luft auflösen, wenn ein Interim Manager die so entstehende Lücke schließt. In diesem Fall suchen Sie hierfür einen Interim Manager – mit einem dann anderen Anforderungsprofil.

 

2. MEIDEN SIE SCHLEPPNETZE: Es gibt Unternehmen, die suchen sich die Namen möglichst vieler Interim Management-Provider über Google. Und schreiben dann all diese Interim Provider an und bitten per Massen-Mail an „Sehr geehrte Damen und Herren“ um Vorschläge für Interim Manager. Die umfangreichste Massenmail, die ich kenne, ging an sage und schreibe 17 Interim Management-Provider: Wenn Sie viele der professionellen Interim Management-Provider verärgern möchten, ist dies ein vielversprechender Weg! Sie werden es kaum glauben, jedoch erkennen die Profis im Interim Management-Geschäft solche Massenmails. Zudem hilft der eine oder andere Anruf bei einem Kollegen, um den eigenen Eindruck zu verifizieren. Und dann antworten Ihnen mehr professionelle Interim-Provider als Sie glauben mögen: „Danke für Ihre Anfrage, jedoch möchten wir keine Kandidaten vorschlagen!“ MANATNET gehört ganz sicher auch dazu.

 

Ein Interim Management-Provider wird in aller Regel nur bei Erfolg Geld für sein Unternehmen verdienen. Selbst diejenigen, die in Mathematik auch nur die Grundlagen beherrschen, werden nachvollziehen, dass angesichts von 16 Mitbewerbern die Erfolgswahrscheinlichkeit Lotterie-nahe Quoten erreicht.

 

Was solche Unternehmen möglicherweise übersehen: Auf diese Weise schließen Sie vor allem die Profis aus, die ihnen eine Qualitäts-Dienstleistung anbieten können – jedoch nicht Lotto spielen möchten. Die sie aber sicher gern als zuverlässigen und starken Partner an ihrer Seite gehabt hätten.

 

Deshalb lautet die Regel Nr. 2: Lassen Sie nicht jeden in Ihren Endlauf! Schauen Sie sich die Website des Interim-Providers an. Erkennen Sie bereits dort einen konkreten Nutzen für sich oder nur Marketing-Geblubber samt Beratersprech? Ist der Provider im AIMP oder der DDIM organisiert? Das garantiert Ihnen einen recht hohen Qualitätslevel für die jeweiligen Provider. Hat der Provider einen Schwerpunkt in seiner Arbeit, der zu Ihrem Unternehmen, Ihrem Markt oder Ihrer Aufgabe besonders passt? Oder hat der Provider sonst etwas, das Ihnen gefällt – z. B. räumliche Nähe zu Ihrem Unternehmen oder räumt der Provider Ihnen sogar direkten Zugang auf seine Datenbank und damit alle Interim Manager ein?

 

3. MEIDEN SIE TAGTRÄUME: Wenn Sie umziehen, dann brauchen Sie einen Kombi. Oder einen Sattelzug. Sicher wird der Kombi günstiger sein als der Sattelzug. Daher werden Sie versuchen, mit einem Kombi klarzukommen. Das wird in einigen Fällen auch die richtige Lösung sein – zum Beispiel, wenn Sie Ihre Junggesellenbude aufgeben und zu Ihrer Liebsten ziehen. Allerdings werden Sie mit dem Kombi nicht weit kommen, wenn Sie zum Beispiel Ihre Finanz- oder Personalabteilung umziehen müssen.

 

Professionelle Interim Manager haben ihren Preis. Dieser Preis ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern fußt auf dem, was ein Interim Manager für Ihr Unternehmen mitbringt und, ganz wichtig!, auch darauf, welche Aufgabenstellung Sie an den Interim Manager vergeben wollen. Und: Wenn Sie wirklich ehrlich rechnen, dann ist das Honorar eines Interim Managers nicht weit weg von dem, was Sie einem vergleichbaren Mitarbeiter in einer Festanstellung zahlen müssen. Es gibt am Markt zahlreiche Analysen, die Ihnen ein gutes Gefühl dafür geben können, mit welchen Preisen Sie rechnen müssen: Hierzu gehören die jährliche AIMP-Providerstudie und der vierteljährliche INTERIMTREND, das Trendbarometer von MANATNET. Seien Sie überragend skeptisch, wenn Sie auf Kandidaten treffen, die die Marktpreise deutlich unterschreiten, denn es wird einen Grund geben, weshalb solche Kandidaten sich unter dem Marktniveau andienen müssen. Sollte es sich hierbei jedoch um einen Kandidaten handeln, den Sie aus der Vergangenheit gut kennen: Greifen Sie zu – und freuen Sie sich über dieses Geschenk!

 

Deshalb lautet die Regel Nr. 3: Gehen Sie keinen Schritt ohne Budget! Schätzen Sie die Laufzeit Ihres Projekts (6 Monate oder mehr?), die Auslastung Ihres Interim Managers vor Ort (Vollzeit oder weniger?), greifen Sie auf die durchschnittlichen Tagessätze aus der AIMP-Providerumfrage zurück und suchen Sie sich den Tagessatz heraus, der der Aufgabe in Ihrem Unternehmen am besten entspricht (z. B. Geschäftsführung oder Projektmanagement). Erhöhen Sie den Tagessatz um 150 Euro: Damit decken Sie die Reisekosten ab und dann multiplizieren Sie das Ganze. So erhalten Sie einen finanziellen Rahmen, den Sie sich intern freigeben lassen müssen. Anderenfalls kann Ihr schönes Projekt noch auf der Ziellinie sterben, weil Sie die Mittel nicht freibekommen haben – mit fatalen Auswirkungen auf das Image Ihres Unternehmens. In einer solchen Situation sollten Sie sich auf keinen Fall wiederfinden!

 

4. MEIDEN SIE BEWERBUNGSRITUALE: Aus Festanstellungen sind Sie es gewohnt, dass Ihnen die Kandidaten präsentieren, weshalb sie genau der richtige Kandidat für den Job in Ihrem Unternehmen sind. Sie selbst überprüfen das als geschulter Profi durch gezieltes Fragen und andere Maßnahmen – zum Beispiel, indem Sie Referenzen einholen.

 

Wenn Sie über einen Interim Management-Provider einen Kandidaten erhalten, dann ist all dies bereits im Vorfeld erfolgt und die grundsätzliche Eignung des Interim Managers sichergestellt (wenn Sie den Interim Manager selbst am Markt suchen, dann natürlich nicht!).

 

So seltsam das für Sie klingen mag: Nicht der Interim Manager bewirbt sich jetzt bei Ihnen, sondern Sie bewerben sich beim Interim Manager! Denn professionelle Interim Manager haben stets die Wahl ebenso wie Sie! Zwar wird Ihnen im Interview der eine Kandidat besser gefallen als der andere. Stellen Sie sich jedoch darauf ein, dass es durchaus dann Interim Manager geben wird, die nach dem Interview das Mandat bei Ihnen ablehnen werden. Hierfür kann es mannigfache Gründe geben, die von einem „Im Interview wollten die, dass ich nochmal meinen Lebenslauf ´runterbete – statt mit mir über die anstehende Aufgabe zu sprechen.“ bis hin zu „Der Kunde steht aus meiner Sicht nicht uneingeschränkt hinter der Sache.“ reichen können. Bedenken Sie: Jedes Interim Mandat ist existenziell wichtig für einen Interim Manager – und nur ein erfolgreiches Mandat ist eine Referenz für potenzielle Neukunden. Er braucht sie, um in einem wettbewerbsintensiven Umfeld erfolgreich zu sein. Sollte ein Interim Manager nicht einigermaßen sicher sein, das Mandat zum Erfolg führen zu können, wird er es lassen.

 

Deshalb lautet die Regel Nr. 4: Werben Sie für Ihr Projekt! Sie treffen auf einen potenziellen Geschäftspartner, der – gemeinsam mit Ihnen – eine besondere Aufgabe in Ihrem Unternehmen erledigen soll. Beschreiben Sie Ihr Projekt im Detail und darüber hinaus den Kontext, in dem das Projekt steht. So seltsam das für Sie klingen mag: Zeigen Sie dem Interim Manager die Vorteile auf, die es für ihn haben wird, wenn er Ihr Projekt erfolgreich abgeschlossen haben wird. Sie treffen nicht auf einen Bewerber für eine abhängige Beschäftigung.

 

Beachten Sie: Es ist im Zweifel unerheblich, ob ein Interim Manager in Ihr Team passt. Denn er geht auf absehbare Zeit wieder. Es ist stattdessen von überragender Bedeutung, ob er die anstehende Aufgabe in Ihrem Unternehmen lösen kann.

 

5. MEIDEN SIE HÄNGEPARTIEN: In sehr vielen Unternehmen wird im Konsens entschieden. Daraus folgt, dass mehr als eine Person über den Einsatz des Interim Managers entscheidet. Wenn Sie alle Entscheider nicht frühzeitig einbeziehen, wird der Prozess auf Ihrer Seite bis zum Auftrag für den Interim Manager tendenziell zu lange dauern. Wenn Sie dann obendrein den Interim Manager nicht gut informieren und womöglich sich über zwei Wochen nicht melden, dann gefährden Sie Ihr Projekt in signifikanter Weise.

 

Bedenken Sie: Interim Management ist ein schnelles Geschäft und Sie stehen im Wettbewerb mit anderen Unternehmen um die professionellen Interim Manager, die ausnahmslos ein Ziel gemeinsam haben: Ihre Auslastung und dadurch ihren Lebensunterhalt sicherzustellen. Ein Interim Manager wird daher niemals, auf Ihre Entscheidung wartend, ein anderes Projekt absagen – und es zu riskieren, am Ende ohne beide Mandate dazustehen: Der Albtraum jedes Interim Managers.

 

Deshalb lautet die Regel Nr. 5: Arbeiten Sie zügig und kommunizieren Sie vorbildlich! Aus der Tatsache, dass sich Ihr Unternehmen beim Interim Manager bewirbt – und nicht umgekehrt – ergibt sich zwingend, dass Sie den Interim Manager über den Fortschritt des Entscheidungsprozesses auf Ihrer Seite eng informieren. Das kann zur Not auch ein „Ich kann mich erst in einer Woche wieder bei Ihnen melden!“ Alles andere werden professionelle Interim Manager als Desinteresse auf Ihrer Seite auslegen – und das nächste Projektangebot annehmen: Ganz sicher!

 

Mit diesen fünf goldenen Regeln im Hinterkopf können Unternehmen heute auf viel mehr professionelle Interim-Provider mit wesentlich mehr qualitätsgesicherten Interim Managern zugreifen als noch vor zehn Jahren. Im gleichen Zeitraum ist das Interim-Geschäft wesentlich breiter und unkomplizierter geworden: Heute ist deshalb jedes Unternehmen in der Lage, relativ unkompliziert den richtigen Interim Manager für die jeweilige Aufgabe zu finden – oder die richtige Interim Managerin. Zahlreiche Beispiele verdeutlichen das – zum Beispiel dieses hier.

 

Mein längster Blogeintrag aller Zeiten…..

 

EIN RABENSCHWARZER TAG FÜR MANATNET

Quelle_www.piqs.de_Fotograf_Barbara_Willi_Titel_black_birdSeit 2009 weist die Bilanz eine Forderung in mittlerer fünfstelliger Höhe aus und wird nicht bedient. Mein Schreiben an den Schuldner mit der Bitte um einen Vorschlag, wie wir mit dieser Forderung umgehen können wird nicht beantwortet. Mein Nachhaken auch nicht.

 

Stattdessen kommt ein Schreiben vom Anwalt der Gegenseite, das die Forderung bestreitet und mein Ansinnen im Reich des Schwachsinns einordnet. Dennoch werde ich dadurch gezwungen, in gleicher Weise anwaltliche Begleitung sicherzustellen.

 

Drei Jahre Arbeit. Drei Jahre, in denen sogar dem Ansinnen der Gegenseite, die Forderung auf Belegebene (!) nachzuweisen, nachgekommen wurde.

 

Heute ist Güteverhandlung in Berlin.

 

Der Richter hält beiden Seiten ihre Risiken vor – und kommt dann mit einem Vergleichsvorschlag von 10 Prozent des Streitwertes. Die Gegenseite lehnt ab. Vielen Dank, ich hätte das auch abgelehnt.

 

Der Richter hält mir vor, dass wir letztlich aus seiner Sicht eine Lücke in der Beweisführung hätten. Somit wären unsere Chancen im nun folgenden Prozess marginal.

 

Ich bitte um Unterbrechung der Verhandlung. Schaue noch einmal in die Bilanz – erstellt nach den Regeln ordnungsgemäßer Buchführung und unter der Ägide eines ehrlichen Kaufmanns. Tatsächlich, sie ist noch immer da, die Forderung!

 

Mein Anwalt ist gleichermaßen verstört. Ich schlage ihm vor – mit Blick auf die Denkwelt des Richters („10 % Vergleich“ und „nur marginale Chancen im Prozess“), dass wir die Klage zurückziehen. Er stimmt zu – schweren Herzens.

 

Ich habe dem Schuldner vor Beginn der Verhandlung die Hand gereicht, ebenso wie seinem Anwalt.

 

Nach der Verhandlung habe ich die Hand des Schuldners ausgeschlagen mit den Worten: „Treten Sie mir nie im Leben wieder unter die Augen!“

 

Tief bedrückt und verstört mich seitdem:

 

Ein rabenschwarzer Tag für MANATNET.

 

WAS DU NICHT WILLST, DAS MAN DIR TU´, DAS FÜG´ AUCH KEINEM ANDEREN ZU

Reflexionen2_Foto_Juergen_BeckerAn der Umfrage „Werteorientiertes Interim Management“ hatte ich als Beta-Tester bereits teilgenommen. Nun ist die Umfrage von Yvonn Hürten, die sie im Rahmen ihres Zertifikatskurses „Interim Executive“ bei der European Business School (EBS), durchführt, in der Endfassung online.

 

Lange hat mich eine Umfrage zum Interim Management nicht mehr so nachhaltig beschäftigt. Nicht nur, weil sie mich wirklich zum Nachdenken gezwungen hat – anders als die AIMP-Providerumfrage, wo die Daten bei MANATNET bereits fertig vorliegen, noch bevor der Fragebogen von Frau Dr. Vera Bloemer versandt wird.

 

Die Fragen schienen aus einer anderen Welt zu kommen. Und so schrieb ich denn Frau Hürten nach meinem Beta-Test:

 

ZITAT

 

Ich habe mich mit dem Fragebogen extrem schwer getan:

 

Ich habe viele Fragen mehrfach lesen müssen – und war mir dennoch nicht in jedem Fall sicher, sie richtig verstanden zu haben. Bei vielen Fragen blitzte durch mein Hirn: „Weiß ich nicht!“

 

Das mag daran liegen, dass ich ausgeprägter Praktiker bin, der nach den „Hanseatischen Kaufmannsgepflogenheiten“ agiert – und regelmäßig spürt, wie sehr man dadurch in heutigen Zeiten allein sein kann. Auch halte ich zum Beispiel von Mission/Vision-Spielereien rein gar nichts, solange sich der Großteil der Führungskräfte in den deutschen Unternehmen verhält, wie er sich verhält: Sonntagsreden – und danach wird dicht am „Psychopathentum“ agiert.

 

Zudem beschäftigt mich die Frage, wie die Werte eines Unternehmens mit den Werten der Individuen, die eben dieses Unternehmen bilden, zur Deckung gebracht werden sollen. Zu unterstellen, dass jeder (neue) Mitarbeiter eine kongruente Wertewelt hat, ist sicher naiv. Die existierende Wertewelt der Mitarbeiter dann in Richtung Wertewelt des jeweiligen Unternehmens zu entwickeln, dürfte aus meiner ganz persönlichen Sicht kaum möglich sein. In meinem Hinterkopf blinkt der Begriff „Seelen-Wäsche“ – und da wird mir ganz komisch.

 

Das ist sicher eine Besonderheit auf meiner Seite. Deshalb sollten Sie unbedingt weitere, anders geprägte Beta-Tester um ihr Feedback bitten.

 

ZITAT ENDE

 

Der Minister der Finsternis stemmt sich gegen die Wucht der Erfahrungen aus dem Tagesgeschäft:

 

Menschen, die in allerletzter Minute unangemeldet zum AMIP-Jahresforum erscheinen, alles vor Ort zum Rotieren bringen – und dann ihre Rechnung nicht bezahlen.

 

Kunden, die mich die ganze über zehn Jahre aufgebaute Maschinerie anwerfen und mit einem „Schleppnetz“ durch mein gesamtes Netzwerk fahren lassen, um einen Interim Manager mit sehr außergewöhnlichem Profil zu fischen – um dann in einer abrupten Wendung zu entscheiden, das Thema intern zu lösen.

 

Interim Manager, die die uns zustehende Provision verfrühstücken – und mich in eine bis über das Jahresende hinausgehende Ratenvereinbarung zwingen, nur um die Privatinsolvenz für eben diesen Interim Manager zu vermeiden.

 

Interim Manager, die sich von uns auf ein Projekt vermitteln lassen und dann bestreiten, dass uns eine Provision zusteht, weil sie ja eine arbeitnehmerähnliche Tätigkeit ausübten. Und vor Gericht auch noch weitgehend Recht bekommen.

 

Kunden, die noch nie Interim Manager beschäftigt haben und deshalb beim Betreten von Neuland gern meine helfende Hand ergreifen – vom Schreiben des Anforderungsprofils bis zum Briefing für das Interview. Die mich mit den Kandidaten anreisen lassen – und dann, mehr als eine Woche nach dem Reißen der selbstgesetzten Deadline, durch eine Assistentin absagen lassen, ohne auch nur einen Hauch einer Begründung zu liefern.

 

Ich kann diese Liste noch ein gutes Stück verlängern: Mache ich aber nicht!

 

Ich habe gelernt, solche Sachen „wegzuatmen“. Ich nehme sie zur Kenntnis, aber ärgern oder gar verletzen können sie mich nicht mehr.

 

Das fällt mir umso leichter, weil ich das große Glück habe, in meiner Tätigkeit als Interim Provider mit zahlreichen wirklich tollen Menschen zusammenarbeiten zu können: Professionell und menschlich stark.

 

Die Kehrseite der Medaille: Die Pappnasen fallen umso mehr auf!

 

Werte sind deshalb für mich zunächst einmal ein ur-individuelles Thema. Da ist seit Kindesbeinen schon viel konditioniert, bevor ein Mensch auch nur ein Unternehmen von innen sehen wird. Wir wissen alle, wie schwer es ist, Konditionierung zu ändern – und gegen die Bereitschaft des Einzelnen hierzu geht da rein gar nichts.

 

Zudem ändern sich Werte im Laufe der Zeit. Denken wir nur an das Rauchen: Hier schwang das Werte-Pendel innerhalb von rund sechzig Jahren von „Der/die ist frei, emanzipiert, modern und cool“ zu „Das Kollektiv gefährdender und daher zu verachtender Untermensch“.

 

Alles nicht so einfach also. Vielleicht ist ein Leitsatz der Altvordern nach wie vor eine gute Richtlinie. Ohne Vision, Mission und anderem Brimborium – mit seinem Ursprung wohl in der Bibel:

 

Was Du nicht willst, das man Dir tu´, das füg´ auch keinem anderen zu.

 

THERE´S NO FREE LUNCH – NICHT MAL IM INTERIM MANAGEMENT!

Quelle: www.piqs.de © Fotograf: UggBoy♥UggGirl [ PHOTO // WORLD // TRAVEL ] – Titel: [ A WORLD of Snack Distinction AWAITS ] The MELIA LUXEMBOURG : Grand Duchy of LuxembourgDie Mail schlug hier auf am Mittwoch um 23.14 Uhr. An info@manatnet und „Sehr geehrte Damen und Herren!“

 

—–Ursprüngliche Nachricht—–
Von: XYZ [mailto:x.yz@t-online.de]
Gesendet: Mittwoch, 2. April 2014 23:14

An: info

Betreff: Werksleiter Werkzeugmaschinenbau mit Restrukturierungserfahrung

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

ich bin selber IM und suche einen Kollegen mit dem o.a. Profil.

Allerdings bin ich nicht registriert und würde dennoch gerne aus ihre Datenbank zugreifen bzw. Empfehlungen von Ihrer Seite folgen.

 

Mit freundlichen Grüßen / with best regards

 

XYZ

sent using iPad

 

 

Ich habe geantwortet um 23.50 Uhr, schon aus Freude an der MANATNET-typisch schnellen Reaktionszeit zu praktisch jeder Tages- und Nachtzeit. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit schneller als all meine Kollegen, die diese Mail in gleicher Weise erhalten haben dürften:

 

Danke für Ihre Nachricht, Herr XYZ,

 

gern bin ich bereit, Ihnen zu helfen und Ihnen die Datenbank von MANATNET zugänglich zu machen. Grundlage hierfür ist der beigefügte Auftrag [Anmerkung: Retainer über 2.500 Euro], der mein Dienstleistungspaket zudem im Detail beschreibt.

 

Bitte ergänzen Sie die Felder am Schluss des Dokumentes und senden Sie mir Ihren Auftrag dann unterzeichnet als Scan zurück. Ich beginne dann sofort mit meiner Arbeit für Ihr Projekt.

 

Mit freundlichem Gruß

 

Jürgen Becker

Manager Network GmbH

 

 

Bis jetzt, wo ich meinen Blog veröffentliche: Keine Antwort!

 

Nichts. Null. Nada.

 

Nicht, dass ich das erwartet hätte: Die vergangenen Jahre haben meine Erwartungshaltung an einen professionell-partnerschaftlichen Umgang miteinander im Geschäftsleben doch spürbar reduziert.

 

Dennoch gibt es zu dieser Mail einiges zu sagen – wobei ich die beiden Schreibfehler als der späten Stunde geschuldet ansehe und ihnen rein gar keine Bedeutung beimesse: Ich mache auch Fehler! Jedoch:

 

– Ich bin jedes Mal verstört, wenn mein Gegenüber ein Geschäft mit mir machen oder, wie in diesem Fall, ein Geschenk von mir möchte, aber nicht einmal weiß, wie ich heiße. Die Botschaft, die bei mir ankommt, ist verheerend: „Du bist mir als Person grad egal – aber ich hätte gern, dass Du etwas für mich tust!“ Und innig grüßt der Dinosaurier

 

– Der Interim Manager gibt als „Anforderungs-Profil“ an „Werksleiter Werkzeugmaschinenbau mit Restrukturierungserfahrung“. Das ist in etwa so, als wenn jemand sagt: „Ich suche einen Fahrzeug der Oberklasse mit Automatikgetriebe und dynamischem Tempomat.“ Keiner meiner professionellen Interim-Kollegen aus dem AIMP würde hier aufsetzen. Dass der Interim Manager mir unterstellt, ich würde das tun, verstört mich nachhaltig.

 

– Der Interim Manager ist nicht bei MANATNET registriert (ja, das gibt´s tatsächlich!), möchte jedoch dennoch gern auf unsere „Datenbank zugreifen“. Es gibt sie doch immer wieder, die Situationen, in denen selbst ich sprachlos bin. Diese gehört ganz sicher dazu: Weshalb sollte man sich auch heute noch die Mühe machen, wie MANATNET über zehn Jahre einen Pool aufzubauen, den der Eigentümer persönlich qualitätsgesichert hat? Nutzen wir doch einen solchen Pool bei Bedarf: einfach, schnell und unkompliziert! Ist doch Internet: Sollte also nicht allzu schwierig sein….

 

Tatsächlich würde ich einem professionellen Partner Zugang zum MANATNET-Pool gestatten. Vorher hätten wir ein sauberes Such-Profil erarbeitet, Provisionsteilung (in Worten: Fifty-Fifty) im Erfolgsfall abgesprochen – und Daten- sowie Interim Manager-Schutz vereinbart.

 

Jedoch kann es einen solchen Zugang nur auf dieses eine Projekt bezogen und nur indirekt geben: Ich würde selbst für den Partner die richtigen Interim Manager suchen.

 

Ein professioneller Partner wird anerkennen, dass diese meine Arbeitsleistung nicht kostenlos erbracht werden kann. Wer das nicht anerkennt, erwartet implizit ein Geschenk von mir. Geschenke, jedoch, gebe ich freiwillig – man kann sie nicht von mir einfordern.

 

Und genau deshalb habe ich für diese Arbeit den Retainer im Herbst des vergangenen Jahres eingeführt.

 

Und genau deshalb habe ich den Retainer-Auftrag an den IM XYZ gesendet. Ich habe den Ball zurückgespielt. Mein Ball ist in der Hälfte meines Gegenübers ausgerollt und liegengeblieben. Bis heute.

 

Es bleibt die Erkenntnis:

 

There´s no free lunch – nicht mal im Interim Management!

 

AUCH EIN INTERIM MANAGER HÄLT NICHT EWIG!

Quelle: www.piqs.de © Fotograf: Jules– Titel: DosisNa, dieses Jahr fängt ja toll an! Ein Projekt wurde deutlich verlängert, auf Empfehlung der Banken. Eine echte Empfehlung, denn das Unternehmen ist durchaus kein Gast der Krisenabteilung der Banken. Aber der Interim Manager hat das Unternehmen derart gut (auf der technischen Seite!) restrukturiert, dass die Banken es gern sehen, wenn die Zusammenarbeit um etliche Monate verlängert wird, um die „Nachhaltigkeit“ sicherzustellen.

 

Das Unternehmen schreibt jetzt schwarze Zahlen: Durch Verbesserungen im gesamten technischen Bereich des Unternehmens – nicht etwa durch betriebswirtschaftliche „Kunststücke“.

 

Dafür arbeitet dieser Interim Manager an seinen physischen Grenzen und berichtet mir von „vier Stunden Schlaf – aber ich bin gut drauf“.

 

Ein anderer Interim Manager stellt seit Dezember die Abläufe für einen Kunden sicher, der in einem kritischen Bereich zum neuen Jahr den Lieferanten gewechselt hat.

 

Auch dieser Interim Manager hat mir berichtet, dass er 14 bis 16 Stunden arbeitet.

 

So toll der Job auch ist, den diese Interim Manager für ihre Kunden erledigen: Ich habe beide gebeten, sich einmal zurückzulehnen und zu reflektieren. Und dann: Auf sich aufzupassen.

 

Ich erlebe es immer wieder, dass sich die Interim Manager ins Projekt stürzen, mit allem, was sie haben. Und im Vergleich zur Freizeitorientierung so vieler festangestellter Mitarbeiter ist das ja auch ganz toll – besonders aus Sicht des Auftraggebers.

 

Jedoch: Interim Manager haben „nur“ ihr eigenes Knowhow und ihre eigenen Kapazitäten, die sie in Projekte einbringen und somit am Markt verkaufen können. Um damit ihren Lebensunterhalt zu finanzieren – und alles, was noch dazu gehören mag.

 

Also Vorsicht:

 

Auch ein Interim Manager hält nicht ewig!

 

YOU ALWAYS MEET TWICE – AUCH IM INTERIM MANAGEMENT!

Quelle: www.piqs.de © Fotograf: Jens Mehlhorn – Titel: Evil Eye

Ein Interim Manager hat mich betrogen, die vereinbarte Provision über 25 Prozent nicht an mich weitergeleitet. Er hat mich damit gezwungen, vor Gericht zu ziehen.

 

Es ist die eine Erfahrung, dass es auch in unserer kleinen Interim-Welt solch ein Verhalten gibt: Hier kennt man sich, zumindest die Professionals; hier redet man und hier tauscht man Erfahrungen aus. Nicht viel Phantasie gehört dazu, sich vorzustellen, welche „Referenz“ ich geben werde, sollte ich jemals auf diesen Interim Manager angesprochen werden.

 

Es ist eine andere Erfahrung, was vor Gericht abgeht!

 

Nun bin ich lange den „Wir-haben-uns-alle-furchtbar-lieb-Schubidu“-Jahren entwachsen. Mir ist klar, dass, wenn es hart auf hart kommt, sind wir alle von ausgeprägt egoistischen Motiven geleitet. Das vollmundig als hohes Gut verklärte Partnerschaftliche verpufft dann regelmäßig – lautlos. Mir ist das zutiefst zuwider!

 

Mir ist auch inzwischen vertraut, dass gegnerische Anwälte mir konsequent die Botschaft zu vermitteln suchen, ich sei so ziemlich das Allerletzte, was auf diesem Planeten ´rumläuft – ungeachtet der Tatsache, dass ich, wie in diesem Fall, dem Interim Manager dazu verholfen habe, täglich 825 Euro netto plus Spesen einzustreichen. Nach wie vor empfinde ich das als die hohe Schule des Irrsinns!

 

Offenbar hassen Richter Entscheidungen inzwischen in ähnlicher Weise wie viele Manager – und streben einen Vergleich an. So sagte der Richter beiden Parteien wörtlich: „Die nächste Instanz, das Oberlandesgericht, kann Sie durchaus zu einem Vergleich zwingen!“

 

Müde werde ich angesichts solcher Aussichten: Gut ein Jahr investiert bis zum Prozess. Und nun noch einmal wohl zwei Jahre investieren bis zum Prozess in der nächsthöheren Instanz – von den Kosten einmal abgesehen?

 

Das möchte ich nicht!

 

Das raubte mir zu viel kostbare Lebenszeit. Das raubte mir Kräfte, die ich besser in andere Dinge investiere. Das belastete durchaus meine emotionale Seite und schlüge mir sicher aufs Gemüt. Darunter litte ich – und die Menschen in meiner Nähe.

 

Ich möchte das nicht!

 

Daher habe ich einem Vergleich zugestimmt: Kurz geärgert, dann war´s vorbei.

 

Soll er sich freuen, der Interim Manager!

 

Ich jedenfalls habe mit dieser Sache abgeschlossen.

 

Allerdings:

 

You always meet twice – auch im Interim Management!

 

OHNE RETAINER GEHT´S NICHT MEHR IM INTERIM MANAGEMENT!

Quelle: www.piqs.de © Fotograf: Lisa Spreckelmeyer – Titel: zurückgelassen

 

Im Interim Management gibt es Anfragen, die lassen mich schließlich sprachlos zurück: Ein solches Interim-Geschäft wurde mir im Juli angeboten:

 

Ein Berater rief mich an. Sein erster Hinweis galt der „absoluten Vertraulichkeit“, der dieses Mandat unterworfen sei. Der Kunde des Beraters sei sehr darauf bedacht, dass ja nichts am Markt durchsickere. Immerhin suche man für ein Unternehmen der Hochtechnologie den Interim-CEO mit Ingenieurs-Studium für ein ganzes Jahr. Deshalb sei er, der Berater, auch zwischengeschaltet – und habe zudem auch nicht viele Informationen zu den Hintergründen. Auf dass ja nicht daraus abgeleitet werden könne, um welchen Kunden es sich handeln könnte.

 

Nochmals: Vertraulichkeit sei ein absolutes Muss!

 

In einer solchen Situation frage ich mich stets, welche Vorstellung manche Menschen vom professionellen Interim-Provider haben: Dass wir stante pede Flugblätter drucken mit großen Lettern „Suchen Interim-CEO für folgenden Kunden“? Und sie dann deutschlandweit aus Hubschraubern abwerfen, die die Presse gern einmal mit dem Interim Management assoziiert?

 

Ob ich denn diese Vertraulichkeit sicherstellen könne?

 

In einer solchen Situation verwende ich immer und ausnahmslos diesen einen Satzarrogant wie ich bin: „Guter Mann, Sie sprechen mit dem Eigentümer von MANATNET!“

 

Während des Telefonates zierte sich der Berater an der einen oder anderen Stelle gewaltig, doch letztlich habe ich ein Anforderungsprofil erhalten, mit dem ich arbeiten konnte.

 

Die Datenbankabfrage bei MANATNET identifizierte rund ein Dutzend möglicher Kandidaten. Die Abstimmungsprozesse mit diesen Kandidaten reduzierten die Gruppe dann auf fünf Kandidaten: Alles richtig tolle Interim Manager!

 

Der Berater war von den (anonymen) Profilen begeistert. Der Kunde auch.

 

Dennoch nahmen interne Abstimmungsgespräche auf Seiten des Kunden noch etwa eine Woche in Anspruch.

 

Danach ersuchte mich der Berater im Auftrag seines Kunden, doch für jeden Kandidaten eine Zusammenfassung zu liefern, in der jeder Kandidat im Detail seine Erfahrungen im Bereich „A“ und im Bereich „B“ beschreiben sollte. Es täte ihm sehr leid, aber sein Kunde brauche das kurzfristig.

 

Meine regelmäßigen Leser werden erwarten, dass ich jetzt anmerke: Dieser Wunsch wurde selbstverständlich freitagnachmittags geäußert.

 

Nun, der Eigentümer und fünf Interim Manager von MANATNET investierten ihr Wochenende. Und pünktlich, Montagmorgen, lieferte ich – noch immer anonym: Irgendetwas mahnte zur Vorsicht!

 

Eine Stunde später meldete Outlook diese Mail im Posteingang:

 

„Sehr geehrter Herr Becker!

 

Vielen Dank für Ihre Mühe und Ihre Vorschläge.

 

Unser Mandant hat sich für einen anderen Weg entschieden. Auf seine Entscheidung hatten wir keinen Einfluss und hoffen, in Zukunft für ein anderes Projekt mit Ihnen zusammen kommen zu können.

 

Vielen Dank!

 

Mit besten Grüßen,

 

Name“

 

Selten war ich so verärgert!

 

Später habe ich erfahren, dass der Berater mindestens fünf weitere Provider angesprochen hatte – allein innerhalb des AIMP (wie war das noch mal mit der Vertraulichkeit?): Alle haben die gleiche Absage erhalten.

 

Bei MANATNET hat diese Anfrage Kosten („Pre-Sales-Expenses“) in Höhe von rund 2.500 Euro verursacht; hinzu kommen die Kosten der fünf Interim Manager. Bei den fünf anderen Providern sieht das sicher nicht viel anders aus. Insgesamt hat dieser Kunde somit gemeinsam mit seinem Berater um 12.500 Euro verbrannt. Nicht seins, sondern unsers!

 

Diese unsägliche Geschichte zeigt mir wieder einmal überdeutlich:

 

Ohne Retainer geht´s nicht mehr im Interim Management!

 

EHRLICHE PARTNERSCHAFT IM INTERIM MANAGEMENT

Quelle: www.piqs.de - © Fotograf: Partner-Hund – Titel: Ich bin der Größte

Das neue Jahr beginnt damit, dass ich Klage einreiche. Zweimal.

 

Ein Interim Manager meint, er müsse unsere Provision nicht zahlen: Welch´ innovativer Ansatz! Und eine andere Geschichte, auf die ich hier nicht eingehen möchte.

 

Insgesamt reden wir über 39.000 Euro. Kein Pappenstiel also.

 

Ich musste fünfundfünfzig Jahre alt werden und mein Unternehmen zehn, um diese Erfahrung zu machen. Niemals vorher war ein solcher Schritt erforderlich!

 

Zwar bin ich an dieser Stelle hin und wieder auf das „Verrohen der Sitten“ in unseren Tagen eingegangen.

 

Dennoch trifft mich das wirklich hart, weil ich unverdrossen konsequent partnerschaftlich agiere und nicht ausschließlich den eigenen Vorteil verfolge. „Eine bemerkenswerte Naivität“ wurde mir dafür mehr als einmal bescheinigt – und das von Menschen, die im Grundsatz wohlwollend mir gegenüber aufgestellt sind.

 

Nun habe ich diese Kritik bisher aufgenommen, mein Credo und mein Handeln jedoch beibehalten.

 

Daher war ich bereit, meinem Gegenüber entgegenzukommen. Daher habe ich in beiden Fällen einen Vergleich angeboten.

 

Einen Rabatt – und etwas später noch einen im ersten Fall. Eine Ratenzahlung mit einer Laufzeit, die jede Bilanz als langfristig ausweisen würde, im zweiten Fall.

 

In beiden Fällen hat der Schuldner nicht einmal darauf geantwortet!


Stattdessen schlugen hier Dreiseiter von Anwälten mit Residenzen an repräsentativen Standorten auf. Beiden gemeinsam ist der Tenor: „Das stimmt alles (!) gar nicht! Deshalb, Becker, bist Du dumm. Du bist aber obendrein auch noch böse, weil Du Geld von unserem Mandanten forderst!“

 

Ich gebe gern zu: Solche Schreiben verärgern mich bis in die Knochen!

 

Und ich gebe gern zu: Solche Schreiben ändern alles bei mir: Einstellung, Verhalten und ab Posteingang obendrein auch die Rollen- und Aufgabenverteilung.

 

Das habe ich vor Jahren von meinem Bruder gelernt, der mir lapidar in einer vergleichbaren Situation sagte: „Ich beschäftige mich nicht länger damit. Ich geb´ das an meine Anwälte ab. Dafür sind die da und dafür bekommen die einen Haufen Geld!“

 

Und so geht er hin, der partnerschaftliche Ansatz, geopfert auf dem Altar der Unehrlichkeit. In diesen beiden Fällen. Und nur in diesen beiden Fällen…

 

Ansonsten hält der Minister der Finsternis, ein wenig „naiv“ vielleicht, seinen Ansatz unerschütterlich bei:

 

Ehrliche Partnerschaft im Interimsmanagement.