Freitag 15. Juli 2016

SOCIAL MEDIA – ODER: WIE FISCHE ICH IM TRÜBEN?

MANATNET_Interim_Blog_Foto_J_Becker_Social_Media_oder_wie_fische_ich_im_TrübenNun, ich denke nicht, dass irgendjemand mir eine übertrieben kritische Einstellung zu allem rund ums Internet attestieren wird. „Rund ums Internet“ schließt selbstverständlich die „sozialen Netzwerke“ ein.

 

Zwar nutze ich nicht alle – aber Facebook, Twitter, Youtube, Xing und (eingeschränkt) LinkedIn durchaus.

 

Soweit das  Interim-Geschäft betroffen ist, werden die „sozialen Netzwerke“ von meinen Provider-Kollegen unisono mit dem Attribut „bringt nichts“ versehen. Ich stimme dem zu – auch öffentlich! Dennoch bin ich davon überzeugt, dass sich das langfristig ändern wird und dass sich Social Media auch auf das Interim-Geschäft auswirken wird.

 

Ich betone: „Langfristig“!

 

In der vergangenen Woche habe ich mich breitschlagen lassen, einem Key Account von MANATNET aus der Automobil-Zulieferindustrie bei der Suche nach Kandidaten für eine Festanstellung zu helfen. Ja, das ist nicht unser Kerngeschäft. Und, ja: Wir haben als auf das Interim Management spezialisierter Internet-Marktplatz keinerlei Kandidaten in diesem Segment.

 

Dennoch will ich dem Kunden helfen:

 

Mein erster Gedanke gilt XING. Also suche ich nach „Automobilbau“. Erste Hürde: Ich kann nur nach „Automobil und Fahrzeugbau“ suchen. Flugzeuge, Raketen, Eisenbahnen und ähnliche Gefährte nützen mir aber nichts…

 

Ich verknüpfe das mit den Linienfunktionen, die ich abdecken möchte. Das Ergebnis bei allen Suchabfragen: Zwischen 500 und 1.100 Treffern!

Hürden ohne Ende bei XING

 

Wer, bitte, soll die alle durschauen? Und weil das so ist, kappt XING die Trefferliste bei 300 Treffern. Ob auf diesem Teil der Trefferliste nun die am besten geeigneten Kandidaten ihren Platz gefunden haben – oder ob sie am hinteren, gekappten Ende auftauchen, das bleibt das Geheimnis von XING und lässt mich unglücklich und unsicher zurück…

 

Ich tue es wirklich: Ich schaue vier Trefferlisten mit jeweils 300 Profilen durch. Gut gemachte, aussagefähige auf der einen Seite. Unterirdische, lieblos hingerotzte auf der anderen Seite.

 

Kandidaten, die aus meiner Sicht grundsätzlich in Frage kommen, schreibe ich an: „Sind Sie offen für eine neue Aufgabe? Für ein weltweit agierendes Unternehmen […] suche ich Mitarbeiter, die diese Aufgabe übernehmen möchten […].“

 

Nach zwanzig solcher individuellen (!) Anschreiben per Plattform-interner Mail lässt XING den Vorhang fallen: „Ihr Limit wurde erreicht. Morgen dürfen Sie weitere Nachrichten schreiben!“ Ups….

 

Im Kopf wird schnell überschlagen: 300 Treffer mal 4 geteilt durch 20 gleich 60. Also drei Monate. Aha! Bis dahin sollten die Kandidaten eigentlich an Bord und bereits eingearbeitet sein…

90 Prozent der Kandidaten antworten nicht einmal!

 

Inzwischen habe ich 56 potenzielle Kandidaten angeschrieben. Sechs haben geantwortet: Zwei fühlen sich im derzeitigen Job wohl, zwei sind nicht mobil („Ich bleibe in Oberbayern!“) einer hält sich, ganz bescheiden, für überqualifiziert. Und einer ist interessiert!

 

Sage und schreibe 50 Kandidaten (fast 90 Prozent!) haben sich gutgelaunt in einem Netzwerk für die berufliche Weiterentwicklung angemeldet – und reagieren nicht einmal! Einige davon haben „Hinweisschilder“ am Profil „Suche neue Aufgabe“ (oder geschmeidiger: „Herausforderung“) oder aber „Bin für Angebote offen“.

 

Ich suche eine neue Herausforderung – zeige mich jedoch schon mit der Standard-Kommunikation überfordert! Donnerwetter: Das ist ja mal eine gesunde Basis für eine tolle Karriere!

 

Ich gebe ja die Hoffnung noch nicht auf! Dennoch bleibt heute, am Freitag, dieses Bild hartnäckig vor Augen:

 

Social Media – oder: wie fische ich im Trüben?