
Die „Retter“ sind wieder da! Die „Feuerwehrleute“ retten zwar auch, sind aber wohl derart über die Jahrzehnte abgegriffen, dass man keinen damit mehr hinterm Ofen vorlocken kann.
Aber jetzt ist sie wieder da: Die Zeit der „Retter“.
Besonders bei LinkedIn.
Marco Behnke schreibt unter im „Retter“-Tenor – und das hat nichts damit zu tun, dass er in der Regel gut und informativ schreibt.
Provider, Sozietäten und andere Aufmerksamkeit-buhlende Marktteilnehmer nutzen dieses Narrativ inzwischen – oder diesen „hook“ wie´s schwurbelsprachlich zwar, dafür modern, innerhalb der LinkedIn-Community heißt.
Und jetzt auch der AIMP, mit dem mich – meine Leser wissen das! – starke Emotionen verbinden.
Aber ehrlich, Leute: Geht´s auch ein wenig kleiner?
Ich halte dieses Narrativ durchaus für gefährlich – vor allem aus zwei Gründen.
(1) Das Umfeld ist schwierig: Aber „die Interim Manager“ werden das nicht „retten“!
Niemand, der mich kennt, wird erwarten, dass ich die wirtschaftliche und politische Situation beschönige. Sicher: Es gibt das eine oder andere Positive – und daran sollten wir uns auch ein wenig hochziehen. Aber das meiste läuft nicht wirklich rund.
Die Erwartungshaltung, dass Interim Manager hier die „Rettung“ sein sollten oder könnten, halte ich – um Nachsicht heischend! – für grotesk. Ohne jeden Zweifel finden wir in der Nische des Interim-Business tolle Leute: Männer und Frauen. Und ich kenne viele von Ihnen: Stellvertretend genannt seien Susanne Möcks-Carone, Eckhart Hilgenstock, Jane-Enny van Lambalgen und Paul Stricker.
Und es gibt jede Menge guter Leute: Männer und Frauen. Auch hier kenne ich viele von ihnen. Sie bringen in aller Regel wichtige Mandate bei ihren Klienten über die Ziellinie.
Und es gibt jede Menge Leute, die die Gaussche Normalverteilung abrunden: Männer und Frauen. Natürlich kenne ich auch hier viele – über alles andere decke ich den Mantel des Schweigens…
„Wo eigentlich ordnest Du Dich ein, Becker?“
„In die Gruppe der guten Leute. Mann. Ich weiß viel – aber Vieles weiß ich eben auch nicht!“
Ich denke daher – meine Leser mögen das anders sehen: Einige Interim Manager werden die Rettung [was immer das sein mag…] sein können. Die meisten jedoch nicht! Wir sollten daher diese Erwartungshaltung schnellstens beerdigen.
(2) Die Kunden, die Unternehmen, werden sich nicht gern „retten“ lassen!
Wenn ich die einschlägigen Postings bei LinkedIn oder ähnlich lautende Pressemitteilungen lese, dann frage ich mich öfter als mir lieb ist: „Wisst Ihr eigentlich, was Ihr da sagt!?“
Wenn Interim Manager die „Retter“ sein sollen, dann müssen die Unternehmen zwingend „die zu Rettenden“ sein.
Nun, es gibt solche Unternehmen – und leider viel zu viele: Die Anzahl der Insolvenzen spiegelt das wider:
Im Jahr 2024 war das für 7 von 1.000 Unternehmen der Fall – aber eben für 993 Unternehmen nicht.
Diese überwältigende Mehrheit wird sich nicht ausgesprochen gern als Grenzgänger zwischen Leben und Tod bezeichnen lassen. Widerstand auf breiter Front ist die Reaktion – nicht nur gegenüber einzelnen „Retter Interim Managern“, sondern gegenüber der gesamten Interim-Zunft.
Ich verweise hier auf den letzten Satz in meinem Blog aus dem Oktober des vergangenen Jahres: Interim-Business: Eagle has landed.
Ich bin davon überzeugt, dass hier ein riesiges Problem im Image des Interim-Business liegt. Selbst gemacht. Und über die Jahre stets neu angefeuert.
Warum in Gottes Namen macht das eine Branche so derart konsequent – und wundert sich gleichzeitig, weshalb sie nicht aus ihrer Nische herauskommt? Ich weiß, dass das viele in der Interim-Szene anders sehen: Aber ein Wachstum von 8,94% insgesamt (!) über die letzten 10 Jahre haut nun wirklich keinen außerhalb der Interim-Blase um! Corona hin – Corona her…
Ich denke, dass etwas mehr Bescheidenheit in jeder Hinsicht guttun würde…