Freitag 05. Oktober 2012

AM ANFANG WAR DAS WORT – AM ENDE DAS SMARTPHONE

© Fotograf: Pedro Ribeiro Simões – Titel: Talking

Wenn ich auf das Geschäft des Interim Management-Providers schaue, dann hat das ein paar typische Säulen:

 

Qualität der Interim Manager: Hier gibt es doch einige Scharlatane!

 

Qualität der Anfragen von Unternehmen: Hierüber decke ich nachsichtig den Mantel des Schweigens.

 

Qualität des „Matchings“: Das Zusammenbringen von Angebot und Nachfrage – unser Kerngeschäft.

 

Sicher, es gibt noch ein paar andere Säulen, die ich aber allesamt als weniger wichtig einschätze.

 

Mit einer Ausnahme: Kommunikation!

 

MANATNET wird im kommenden Jahr zehn Jahre alt – und trotz aller Unkenrufe und Anfeindungen in den frühen Jahren: MANATNET gibt´s immer noch!

 

In diesen zehn Jahren habe ich gelernt: Die mit Abstand wichtigste Säule ist die Kommunikation – auch im Interim Management. Wen eigentlich kann das überraschen? So tickt unser Geschäft, so ticken andere Geschäfte: So tickt unsere Welt.

 

Information ist heute überall und jederzeit verfügbar. Ein Zustand, den vor etwa 15 Jahren – noch in Zeiten von Netscape – selbst wir uns bei debis nicht vorstellen konnten. Und wir wurden wirklich oft genug für unsere „abenteuerlichen Visionen“ verspottet.

 

Die Kommunikationstechnik erlaubt es uns inzwischen, jedem immer überall und sofort antworten zu können, wenn wir das eben wollen. Die Zauberwörter heißen: Mobiles Internet, Flatrates und Smartphones. Und, nicht dass ich falsch verstanden werde: Ich finde das toll! Welch´ ein Segen! Welche Möglichkeiten!

 

Ich habe irgendwo gelesen, in Deutschland habe nahezu jeder zweite solch ein Smartphone.

 

Nun frage ich mich seit einiger Zeit: Was zum Teufel machen die mit den Dingern?

 

Antworten kommen spät oder aber gar nicht. Feedback kommt gar nicht oder nur aufgrund einer Nachfassaktion von uns. Antworten auf Quittungsfragen dauern eine gefühlte Ewigkeit.

 

Von Unternehmen ebenso, wie von Interim Managern – wenn ich von Profis aus der Liga Kai Otte oder Thorsten Soll einmal absehe.

 

Vielleicht sollten wir uns ein wenig besinnen:

 

Ich bin zutiefst davon überzeugt: Niemand wird zum Kommunikations-Ass, indem er das neue IPhone 5 strahlend vorzeigen kann.

 

Ich werde dadurch zum Kommunikations-Ass, dass ich den Dialog mit meinem Gegenüber aufrechterhalte. Und ein solcher Dialog ist nicht dadurch gekennzeichnet, dass man zwischendurch zu Bett geht.

 

Und ich werde dadurch zum Kommunikations-Ass, indem ich mein Gegenüber stets aktuell informiert halte. Das ist der Kern. Das ist aber auch alles. Mehr braucht´s doch gar nicht!

 

Jedoch: Das gelingt nur durch Worte, keinesfalls durch hochauflösende Displays, schnelle Prozessoren oder gar ein Meer von Apps.

 

Mir scheint, wir sind dabei, eben das zu verlernen.

 

Und das trotz der auf Kommunikation ausgerichteten Spitzen-Technik, ja vielleicht sogar wegen der tollen Technik, die uns zur Verfügung steht. Ein Werkzeug letztlich, wenn auch eins aus der Hochtechnologie – das aber so viele von uns so unsagbar innig lieben, dass sie sich nicht einmal im Restaurant davon trennen mögen.

 

Ich lechze nach einem Rück-Besinnen an genau dieser Stelle. Derzeit jedoch sehe ich noch ein Bild vor meinem Tränen-feuchten Auge:

 

Am Anfang war das Wort – am Ende das Smartphone

 

 

PS: Dieser Blog-Eintrag zum Thema „Kommunikation“ wird mit meinem bisher höchsten Wert (0,33) vom Blablameter abgestraft. Ich bin erschüttert. Ich sollte eine Selbstfindungsgruppe aufsuchen…

Kommentare

  • 01
    Melanie Hessler (@PRMarCom) schrieb...

    Tja, was macht man mit so einem technologischem Spitzenprodukt, wenn nicht kommunizieren? Wahrscheinlich partizipieren ohne sich zu involvieren. Mobile Gaffer…

  • 02
    Tobias Muffler schrieb...

    Da fragt man sich, wie ging das früher? Das gab es noch direkte Gespräche, mit direktem feedback.
    Heute ballern alle munter Ihre Mails mit riesen Verteilern raus und denken, so… erledigt, der Spielball liegt jetzt im Feld meines Gegenüber.
    Was konnten die mobilen Spielzeuge eigentlich als Erstes?
    Mailen? SMS- Schreiben? Internet? Nein, Sie waren zum telefonischen Dialog da und es war gut so.. Wir sind Menschen und Menschen ticken nun mal so.

  • 03
    Jürgen Becker schrieb...

    Richtig, Herr Muffler. Es bleibt die Frage: Weshalb hat sich das so entwickelt? Und: Werden Menschen künftig anders ticken – oder ticken sie bereits anders?

  • 04
    Heike Maurer schrieb...

    Ihre Zeilen haben mich wirklich angesprochen. Ich selbst habe auch so ein „Ding“, aber merke dass ich wieder mal viel weniger nutze als angeboten wird. Ich bin oft müde überhaupt meinen privaten e-mail account noch zu öffnen. So viel Schrott, den man nur löscht….
    Wie bequem ist es im beruflichen Kontext auf die „forward“ Taste zu drücken und x-Adressen einzugeben. Miteinander reden ist doch anstrengend, Technik macht es leichter es vom Tisch zu kriegen und vermeintlich sich darum gekümmert haben. ..
    Vielleicht brauche ich (45+ Generation) den direkten Kontakt bzw. das Telefonat und bin einfach altmodisch.

  • 05
    Rainer Krause schrieb...

    Was Tobias Muffler und Heike Maurer schrieben, möchte ich unterstützen! Nicht alles läßt sich mit SMS oder email wirklich gut erledigen. Wenn ein Dialog oder ein gemeinsames Nachdenken nötig ist, dann ist das klassische Telefonat klar im Vorteil. Ich erlebe öfter, daß Kommunikationspartner das Angebot, den direkten Dialog am Telefon zu führen, ausschlagen. Statt dessen gibt es viele emails hin und her und oft einige Mißverständnisse.
    Daß ich als Profi unabhängig davon zügig antworte, ist für mich selbstverständlich.

  • 06
    Karin Menne schrieb...

    Ein Grund für die vielen Mails mag auch das Grossraumbüro sein.
    Ich hasse es, wenn die Kollegen ihre Endlosdiskussionen am Telefon halten und würde mir wünschen, sie hätten die Email gewählt….